Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Assamar

1001

Assamar

Himalaja in A. hinein, im S. von ihm erheben sich einzeln die Ketten der Garo- und Khasiberge, während sich von der östl. Grenzkette gegen Birma, Nagat-Patkoi, Ausläufer in das Tiefland hinein erstrecken. A. umfaßt das Thal des Brahmaputra, vom Eintritte dieses Flusses in Indien an bis zur Vereinigung mit dem Ganges. In A. nimmt derselbe 61 Nebenflüsse auf. Letztere verursachen oft Überschwemmungen. Das Thal des Brahmaputra besteht größtenteils aus Alluvialboden, während seine zahlreichen Inseln mehr sandig sind. Zu beiden Seiten dieses breiten Alluvialgebietes zieht sich ein höher liegendes, allmählich zu Bergketten ans Granit und Gneis aufsteigendes Land hin. Das Klima ist gemäßigter als in Bengalen und bis auf die fieber- und cholerareichen Tiefebenen nicht ungesund. Die Wärme beträgt in den vier heißesten Monaten 26-27° C, in den kühlern 13-14° C. Die Regenzeit reicht vom März bis Mitte Oktober; während derselben fällt eine unglaubliche Regenmenge hernieder, so daß A. das regenreichste Land der Erde ist, ebenso wie Tscharapundschi in A. (in den Khasibergen), wo die jährliche Regenhöhe 12 420 mm (1861 sogar 20 447 mm) beträgt, der regenreichste Ort der Welt ist. Erdbeben sind sehr häufig. A. hat ausgedehnte Steinkohlenlager, die 1888: 102 000, 1889: 117 000 t lieferten, daneben Steinölquellen, auch Salzquellen, Kalk-und Kalksteinlager, Thoneisenstein und in den Flüssen Goldsand. Der meist schwere und schwarze Boden ist überaus fruchtbar, besonders in Oberassam. Weite Strecken sind mit Dschangal (d. h. Wald) bedeckt. Die Flora, äußerst üppig entwickelt, am Khasigebirge noch mannigfaltiger als in Sikkim, und Übergänge zu Malaka zeigend, weist viele Nutz- und Farbhölzer, eine Menge von Textilpflanzen und andere nützliche Gewächse auf. Verschiedene Ficusarten liefern Kautschuk (1889 wurden 320 t ausgeführt), und eine Terebinthinenart vorzüglichen Lack. Von Bodenerzeugnissen sind zu erwähnen Reis (Hauptstapelartikel), Senf, Zuckerrohr, Mais, Datteln, Sago, Tabak, Betelnüsse, Opium, Pfeffer, Ingwer, Weizen, Gerste, Hirse, Baumwolle und Thee. Letzterer ist hier einheimisch (1823 entdeckt) und in neuerer Zeit sehr wichtiger Gegenstand der Kultur und des Handels geworden. (Wert der Theeausfuhr 1881-82: 57 934 666 M.) Die Assam-Theecompagnie läßt den Thee in großen Anpflanzungen im Gebiete der Matak- oder Moamariastämme in Oberassam bauen. Diese Kultur ist in raschem Zunehmen: 1861 waren 48½ qkm, 1881: 539½ qkm, 1893 bereits 1000 qkm mit Thee bepflanzt. Gegenwärtig beträgt die Ausbeute rund 27 Mill. kg, d. h. drei Viertel der gesamten Theeausfuhr Indiens. Von den Theepflanzungen, die von bengal. Kulis (1890 etwa 39 000) bewirtschaftet werden, sind zehn Elftel im Besitze von Europäern. Die Dschangal wimmeln von wilden Elefanten, deren Fang Regierungsmonopol ist; außerdem giebt es wilde Büffel, Wildschweine, Rhinocerosse, Tiger, Leoparden, Bären und vieles andere Raub- und Jagdwild. Sehr gefürchtet sind die Python- und Cobraschlange, deren Biß jährlich 400 Menschen das Leben kostet. Neben gezähmten Elefanten und Büffeln hält man Ochsen, gezähmte Mithan- oder Gajalkühe, Schafe, Ziegen und Pferde.

Die Einwohnerzahl betrug 1881: 4 881 426, 1891: 5 476 833, darunter 2 997 072 Hindu, 1 483 974 Mohammedaner, 16 844 Christen, 7697 Buddhisten, 83 Sikh und 1368 Dschain; die übrigen 969 765 sind wilde Stämme des Berglandes und huldigen dem Animismus, wie die Garo und Khasi im Süden, ferner die Katschari und Kotsch im Norden, die Khamti und die Singho in den nordöstlichen tibet. Grenzgebirgen. Die Assamer sind kleiner und stämmiger, weniger anmutig als die eigentlichen Hindu und durch hervortretende Backenknochen und flaches Gesicht chinesenähnlich. Sie sind faul, gutmütig und bildungsfähig. Die Sprache ist der bengalischen nahe verwandt. Die Industrie erstreckt sich auf Seidenzucht und die Verarbeitung der Seide. Der Handel ist meist in den Händen der Dschain (ursprünglich Einwanderer aus Dschodhpur). Die Ausfuhr besteht hauptsächlich aus Reis, Thee, Kalk und Kalkstein, Stangenlack (Erzeugnis eines kleinen Insekts, Coccus lacca Kerr., welches die Zweige der Ficus religiosa L. und anderer Bäume damit überzieht), Baumwolle, Senfsamen, Seide, Kautschuk, Moschus, Elfenbein und Gold; die Einfuhr vor allem aus Salz, Kupfer, Eisenwaren, Glas, Baumwoll- und Wollgeweben. Der Handelsverkehr mit dem asiat. Hochlande ist bedeutend. Der Gesamthandel betrug 1881-82: 112 639 693 M. und ist seitdem in gewaltigem Ansteigen begriffen. 1889/90 betrugen die staatlichen Einnahmen etwa 15¾ Mill. M., die Ausgaben etwa 9 Mill. M.; der Budgetüberschuß also 6¾ Mill. M. Die Anzahl der Briefe hat sich seit einem Jahrzehnt mehr als verdoppelt. In den 2456 Erziehungsanstalten befanden sich 1887/88: 75 632 Zöglinge. A. hat vorwiegend zerstreute Ortschaften und nur einige wenige stadtähnliche Wohnstätten, von denen Gauhati (engl. Gowhatti), der ehemalige Hauptort von ganz A., am Brahmaputra, mit 11 695 E., und Srihatta (s. d., engl. Sylhet) im Süden mit 14 407 E. die größten sind. - Die Geschichte von A. ist wenig bekannt. Die Bevölkerung (seit 1228 die Aham aus Ober-Birma) war kriegerisch und unabhängig gesinnt, so daß selbst das Reich von Dehli, zur Zeit seiner größten Macht, A. nicht zu unterwerfen vermochte. Der Verfall der Selbständigkeit von A. begann 1792, seit der Berührung mit den Engländern. Zu Anfang des 19. Jahrh. hingen bereits einige Distrikte von der Britisch-Ostindischen Compagnie, andere von den Birmanen ab. Die Eroberung des Landes durch die Birmanen 1823 und ihre unmenschlich harte Regierung gaben Veranlassung zum Kriege zwischen beiden Mächten. Die Briten nahmen das Land 1825 und machten es zu einer Provinz ihres Reichs; im Frieden zu Jandabu von 1826 wurde es von den Birmanen förmlich abgetreten. 1874 erhielt A. seine jetzige Gestalt und Ordnung als indobrit. Provinz mit 11 Distrikten. Die nördlichsten Regionen des Landes, das Taraï genannt, eroberten die Briten 1865. - Vgl. Flex, Pflanzenleben in Indien. Kulturgeschichtliche Bilder aus A. (Berl. 1873); Hunter, A statistical account of A. (2 Bde., Lond. 1880); Charles Elliot, Report of the Census of A. (1881) und Administration Reports of the Province of A from 1882 to 1884; A. Bastian, Völkerstämme am Brahmaputra (Berl. 1883); Barker, A Tea-Planter's Life in A. (Bombay und Lond. 1884); Ward, A Glimpse of A. (Kalkutta 1884); Bishop, Sketches in A. (ebd. 1885).

Assamar oder Röstbitter nannte K. von Reichenbach die braune Substanz, die sich beim Erhitzen vegetabilischer und animalischer Substanzen bildet und der Kruste des Brotes, der äußern Fläche des Bratens die braune Farbe und den eigentümlich