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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Audiphōn; Auditeur; Audītor; Auditorĭum; Audjila; Audley; Audoenus; Audouard; Audran

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Audiphon - Audran

Strome etwa dreier Daniellscher Elemente (D) in entgegengesetzter Richtung durchflossen, derart, daß die bewegliche Rolle von den beiden festen Spulen in entgegengesetzter Weise induziert wird. Da der Hauptstrom in den zwei festen Rollen von einem tönenden Unterbrecher (U) in rascher Folge geöffnet und geschlossen wird, so entstehen in der verschiebbaren Rolle Induktionsströme, die im Telephon den Ton des Unterbrechers wiedergeben. Je näher man nun C an B bringt, desto stärker wird die Induktion der letztern auf erstere, mithin desto kräftiger die Gegenwirkung von B zu A. Es kann daher kommen, daß die Induktionswirkungen sich gegenseitig aufheben. Der Standpunkt der Rolle C bezeichnet dann den Nullpunkt der Teilung für das A. Dieser Anfangspunkt der Zählung liegt um so näher an B, je größer der Unterschied in der Windungszahl von A und B und je feiner das Gehör des Experimentators ist. Je mehr man dann C gegen A verschiebt, desto stärker tritt wieder der Ton im Telephon auf. Die Skala des A. beginnt mit 1° für das empfindlichste Gehör und endet mit 200° für völlige Taubheit. Die Zwischennummern bezeichnen die verschiedenen Grade der Feinheit des Gehörs. Man hat das A. auch Sonometer (Tonmesser) genannt. Dieser Ausdruck wird jedoch besser angewendet für Instrumente zur Bestimmung der Tonhöhe, wie Monochord, Sirene, Phonograph.

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Audiphōn (lat.-grch.), von Graydon konstruierter Hörapparat für Schwerhörige, besteht aus einem kleinen Mikrophon und einem an der schwingenden Platte desselben angebrachten Faden, an dessen anderm Ende ein Holzgriff befestigt ist. Giebt man diesen letztern dem Kranken zwischen die Zähne und spricht bei gespanntem Faden in das Mikrophon, so ist eine Verständigung mit dem Kranken möglich, falls sein Gehörnerv noch normal empfindlich ist.

Auditeur (frz., spr. oditöhr), die Benennung von Militärgerichtsbeamten, die zuerst in Gustav Adolfs Kriegsrecht 1621 Auditoren genannt werden. Jetzt haben sie die stand- und kriegsgerichtlichen Untersuchungen zu führen, bei den Stand- und Kriegsgerichten als Ankläger, Verteidiger oder Richter zu fungieren und überhaupt als jurist. Beirat der Militärbefehlshaber zu dienen. (S. Militärstrafverfahren.) Je nach den Kommandobehörden, denen sie beigegeben sind, heißen sie Garnison-, Gouvernements-, Divisions-, Korpsauditeure, während ein Generalauditeur (s. d.) die höchste Stelle der Militärjustiz bekleidet. Zu der Stelle eines richterlichen Militärjustizbeamten kann nur berufen werden, wer die Befähigung zur Bekleidung eines Richteramtes in einem Bundesstaat erworben hat. (Reichsmilitärgesetz vom 2. Mai 1874, §. 7, Abs. 1; Deutsches Gerichtsverfassungsgesetz §. 2.)

Audītor (lat., «Zuhörer»), in der Gerichtssprache des Mittelalters besonders dasjenige Mitglied eines Gerichts, dem die Vernehmung der Parteien übertragen war. In Italien und Spanien aber wurden so (Uditori, Oydores) die Mitglieder der höhern Gerichtshöfe genannt, z. B. Auditōres Rotae Romanae, des berühmten päpstl. Gerichtshofs. In einigen deutschen Staaten ist A. gleichbedeutend mit Auskultator (s. d.). (S. auch Auditeur.)

Auditorĭum (lat.), Hörsaal, Lehrsaal (besonders in Universitäten); Zuhörerschaft.

Audjila, s. Audschila.

Audley (spr. ahdli), Kirchspiel und Stadt im Norden der engl. Grafschaft Staffordshire, nahe bei der Gegend der Potteries (s. d.), hat (1891) 12631 E., die großenteils in den Fabriken der Potteries und in den nahen Kohlen- und Eisengruben arbeiten.

Audoenus, Johs., s. Owen, John.

Audouard (spr. oduahr), Olympe, franz. Schriftstellerin, geb. um 1830 in Aix (Provence) als Tochter von de Jouval, Schloßherrn auf St. Julien (Depart. Baucluse), trennte sich nach Mißhelligkeiten bald von ihrem Gatten, Notar A. in Marseille; die Scheidung erfolgte erst 1885. Außer andern Reformfragen der bürgerlichen Gesetzgebung behandelte sie mit kühnem Eifer Ehescheidung und Frauenemancipation vielfach in Vorträgen und publizistisch: «Guerre aux hommes» (1866), «Lettre aux députés, les droits de la femme» (1867), «La femme dans le mariage, la séparation, le divorce» (1870), «Gynécologie, la femme depuis six mille ans» (1873), «L’amour» (1880), die «offenen Briefe» «Le luxe effréné des hommes» (an P. C. F. Dupin), «Le luxe effréné de femmes» (an denselben), «La femme-homme» (an Dumas den Ältern), «La femme bas-bleu» (an Barbey d’Aurevilly). Ihre Erzählungen bewegen sich teils auf diesem Felde, teils bieten sie Kulturbilder als Ergebnisse ihrer Reisen in der Türkei, in Vorderasien, Ägypten, Rußland, Nordamerika. Ersterer Art sind: «Comment aiment les hommes» (1861), «Un mari mystifié» (1863), «L’amie intime» (1873), «Le secret de la bellemère» (1876), «Silhouettes parisiennes» (1882), «Les escompteuses» (1883) u. a.; letzterer Art: «Les mystéres du sérail et des harems turcs» (1863), «Les mystères de l’Egypte dévoilés» (1865), «A travers l’Amérique: le Far-West; North America» (2Bde., 1869‒71), «Les nuits russes» (1876), «Voyage au pays des Boyards» (1880) u. a. Ferner schrieb sie «Pour rire à deux. Contes» (1884) und «Voyages à travers mes souvenirs» (1884). A. starb 12. Jan. 1890 zu Nizza.

Audran (spr. odráng), Gérard, franz. Kupferstecher, geb. 2. Aug. 1640 zu Lyon, gest. 26. Juli 1703 zu Paris, wurde von seinem Vater Claude A. (geb. 1597, gest. 18. Nov. 1677) in der Kunst (seit 1666) unterrichtet und studierte unter Maratti drei Jahre in Rom, wo er sich durch ein Bildnis Papst Clemens’ Ⅸ. berühmt machte. Vom Minister Colbert nach Paris berufen, wurde er zum königl. Kupferstecher ernannt. Er stach mit vollendeter Meisterschaft namentlich die Alexanderschlachten Lebruns. Er verfaßte auch «Les proportions du corps humain» (Par. 1683; neue Ausg. 1855). –Seine Neffen, Benoît A. (geb. 3. Nov. 1661 zu Lyon, gest. 2. Okt. 1721 bei Montargis) und Jean Louis A. (geb. 28. April 1667 zu Lyon,