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Audschila – Aue
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Audran'
gest. 17. Juni 1756, zu Paris), waren ebenfalls Kupferstecher.
– Vgl. Duplessis, Les A. (Par. 1892).
Audschĭla (Audjila) oder Udschila
(im Altertum Augila), Oase in der nördl. libyschen Wüste in Nordafrika, an der Südgrenze des Kalkplateaus von Kyrene,
das in Terrassen nach hier abfällt, 220 km von Bengasi (an der Küste) entfernt, an der Karawanenstraße von Kairo nach Mursuk, liegt mit den Oasen
Dschalo (s. d.), Sferir und Leschkerreh (s. d.) in der zum Teil unter dem Meeresspiegel liegenden Senke, die von der
Oase Siwah nach W. zieht und von A. an eine Richtung annimmt, in der der Wad Rissam und Wad Fareg liegt; Muschelbänke, Ablagerungen von Salz, Gips,
Salpeter und andern Bittersalzen und die noch heute vorhandenen Bitterseen lassen vermuten, daß diese Bodensenke alter Meeresboden ist, der einst das
Plateau von Barka abschnürte. A. ist etwa 20 km lang, und im Mittel 1 km breit, reich bewässert und mit 40000 Palmen bestanden, die ausgezeichnete
Datteln liefern. Die 4000 E. sind den Tuareg ähnliche Berber, die Ackerbau und Handel zwischen Kairo, Bengasi und Mursuk, Kufra und Siwah treiben. Die Oase
gehört zum Paschalik Bengasi; die öffentliche Gewalt ruht in den Händen eines Mudir in Dschalo.
Audub.., naturwissenschaftliche Abkürzung für Audubon (s. d.)
Audubon (spr. odübóng), John James, amerik. Ornitholog, geb. 4. Mai 1780 auf einer Pflanzung bei
Neuorleans als Sohn eines franz. Admirals, zeichnete schon als Knabe Vögel und Blumen, ging um 1795 nach Paris, um sich unter David zum Maler
auszubilden, ließ sich 1798 als Farmer am Schuylkill in Pennsylvanien nieder und wandte sich hier naturhistor., namentlich ornitholog. Studien zu; 1810 zog er
nach Henderson in Kentucky. A. schiffte den Ohio hinab und durchstreifte viele Jahre mit dem schott. Ornithologen Alex. Wilson Gebirge und Wälder, befuhr
die Flüsse des Westens und ging 1826 nach Europa, wo er die Veröffentlichung des Prachtwerks «Birds of America»
(4 Bde., Lond. 1828–39; 2. Ausg., 7 Bde., Neuyork 1839–44, init 500 Tafeln in gr. 8; neue Aufl., 6 Bde., ebd. 1863) begann, das 448 Tafeln mit 1065
Vogelbildern umfaßte, die trefflich koloriert und meist von den Kupferstechern Lizars und R. Havell dem Jüngern ausgeführt sind. A. kehrte 1829 heim und
schilderte in «American ornithological biography» (5 Bde., Philad. 1831–39) die nordamerik. Vögel, besuchte 1832–33
nochmals Europa und ließ sich dann auf der Manhattaninsel oberhalb Neuyork am Hudson, am jetzigen Audubon-Park, nieder. Er starb 27. Jan. 1851 in
Neuyork. Mit John Bachmann, einem 1873 in Charleston (Südcarolina) verstorbenen deutsch-amerik. Pfarrer und Naturforscher, gab er
«The Quadrupeds of North-America» (3 Bde., Bost. 1843–50, in Fol.; 2. Aufl. 1853) und
«Biography of American quadrupeds» (Philad. 1846–50) heraus. – Vgl. Saint-John,
A., the naturalist in the New World (Lond. 1856) und
The life and adventures of J. J. A., the naturalist, hg. von R. Buchanan (2. Aufl., Neuyork und Lond. 1869).
Aue oder Au, entsprechend dem oberdeutschen Ach (s. d.) und dem
niederländ. und niederdeutschen Aa (s. d.), ist in Hannover, Oldenburg und Schleswig-Holstein teils einzeln, teils in Zusammensetzung
mit andern Worten Name vieler kleiner Flüsse. Nach gewöhnlichem Sprachgebrauch ist A. ein fruchtbarer, durch sanfte Anhöhen eingeschlossener Acker und
Wiesengrund an kleinen und mittlern Flüssen ↔ im Innern eines Landes, durch angeschwemmte Ablagerungen gebildet, meist ein früheres
Seebecken aus der Alluvialzeit. Man findet in den A. den fruchtbarsten Boden (Aueboden), so in der
Goldenen Aue (s. d.) in Thüringen. – Unter den Flüssen des Namens A. sind zu nennen:
-
1) die A., die im preuß. Reg.-Bez. Minden entspringt, den westl. Teil des Reg.-Bez. Hannover durchfließt und nach 97 km langem Laufe oberhalb Nienburg in
die Weser mündet;
-
2) die A. im preuß. Reg.-Bez. Stade, erreicht das «Alte Land» bei Horneburg, von wo ab sie (als Lühe) schiffbar ist
(10 km), und mündet beim Dorfe Lühe in die Elbe. –
In Holstein giebt es zahlreiche A. Zur Elbe gehen z. B. die Delvenau, die Pinnau, die Krückau, zur Eider die Wehrau, Lubnau, Halerau und Gieselau. Die Mielau
mündet bei Meldorf in die Nordsee; die Schwartau in die Ostsee. – In Schleswig ist besonders die in die Nordsee mündende Königsau
(s. d.) bekannt.
Aue, Stadt in der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, im
Erzgebirge, in 348 m Höhe, an der Mulde und den Linien Zwickau-Schwarzenberg und A.-Adorf (63,70 km) der Sächs.
Staatsbahnen, hat (1890) 6004 (2970 männl., 3034 weibl.) E., Post zweiter Klasse, Telegraph, Zollamt, Steueramt, 2 Bürgerschulen, gewerbliche
Fortbildungsschule, Fachschule für Blecharbeiter, Krankenbaus, Hochdruckwasserleitung; Eisengießereien, Maschinenbauanstalten, mechan. Werkstätten und
Webereien; ferner Fabrikation von Wäsche, Blech-, Argentan- und Gürtlerwaren, Stühlen, Holzpfeifenköpfen und Farben; Dampfziegeleien, Holzsägewerke. Die
ehemals reiche Andreasgrube (Kaolin) ist jetzt erschöpft.
Aue, Hartmann von, mittelhochdeutscher Dichter, geb. um
1170, ritterlicher Dienstmann aus Schwaben, war für einen Laien ungewöhnlich gebildet, des Französischen und Lateinischen, des Lesens und Schreibens
kundig; er scheint die Kreuzfahrt von 1190 mitgemacht zu haben und starb um 1210. Als Jüngling dichtete er den «Erec» (hg. von Haupt, Lpz. 1871; übersetzt
von Fistes, Halle 1851) nach einem franz. Artusgedicht Chrétiens de Troyes (s. d.), formell noch unsicher
und mit unerträglich breiten Schilderungen. Die an die Ödipussage erinnernde christl. Legende von «Gregorius auf dem Stein» (hg. von Lachmann, Berl. 1838;
von Paul, Halle 1873 u. 1882), die gleichfalls aus franz. Quelle stammt (hg. von Luzarche, Tours 1857), übertrug Bischof Arnold von Lübeck um 1210 aus
Hartmanns Gedicht in lat. Hexameter. Für die liebliche Idylle vom «Armen Heinrich» (hg. u. a. von Wackernagel, Bas. 1885; übersetzt von Simrock, 2. Aufl.,
Heilbr. 1875, illustriert von Führich), die die Aufopferung eines Mädchens für ihren aussätzigen Herrn rührend erzählt, ist die (jedenfalls lat.) Quelle unbekannt.
Hartmann hat die Sage auf seine eigenen Lehnsherren übertragen. Sein reifstes Werk «Iwein, der Ritter mit dem Löwen», vor 1203 gedichtet (hg. von Benecke
und Lachmann, Berl. 1843 u. ö.; von Emil Henrici, Tl. 1, Halle 1891; übersetzt von Baudissin, Berl. 1845), hat den schwachen
«Chevalier au Lyon» Chrétiens de Troyes zur Grundlage. Hartmann ist der Klassiker des mittelhochdeutschen
Artusromans: mit vollendeter stilistischer und metrischer Meisterschaft, in «krystallhellen Wörtlein», stellt er die vagen Ideale des Rittertums glänzend, aber
ohne feste Zeichnung dar, ohne Frische, Laune und Sinnlichkeit, mit ängstlicher Vermeidung alles
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 77.