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Auenbrugger - Auerbach (in Hessen)
Anstößigen. Gottfried von Straßburg stellt ihn im «Tristan» hoch über den ungleich tiefern und genialern W. von Eschenbach. In seinen Minneliedern (bg. mit den «Büchlein» von Haupt, Lpz. 1842) zeigt Hartmann nüchterne Klarheit; sein «Büchlein» in Reimpaaren enthält einen Streit zwischen Herz und Leid, der des fruchtlos treuen Minnedienstes satt ist. Das sog. zweite Büchlein ist nicht Hartmanns Eigentum. Gesamtausgabe von Bech (in Pfeiffers «Deutsche Klassiker des Mittelalters», Tl. 4-6, 2. und 3. Aufl., Lpz. 1870-91).
Vgl. auch Naumann in der «Zeitschrift für deutsches Altertum», Bd. 22; Rötteken, Die epische Kunst Veldekes und Hartmanns von A. (Halle 1887); Saran, Hartmann von A. als Lyriker (ebd. 1889); A. E. Schönbach, Über Hartmann von A. (Graz 1894).
Auenbrugger, Leopold, Edler von Auenbrugg, Mediziner, geb. 19. Nov. 1722 zu Graz, studierte in Wien, wirkte daselbst 1751-68 als Arzt am Span. Hospital, wurde 1784 mit dem Prädikat «Edler von Auenbrugg» in den Adelsstand erhoben und starb 17. Mai 1809 zu Wien. Schon 1754 wurde er auf die Schallunterschiede aufmerksam, welche man beim Anklopfen an die Brustwand gesunder und kranker Menschen bemerkt, und veröffentlichte später seine bahnbrechende Erfindung der Perkussion in dem Werk «Inventum novum ex percussione thoracis humani, ut signo. abstrusos interni pectoris morbos detegendi» (Wien 1761). Zunächst fanden freilich seine Untersuchungen, welche unter die größten Fortschritte der neuern Medizin zu zählen sind, nur geringen Beifall; erst durch Corvisart (1808) gelangten sie zu allgemeiner Anerkennung.
Auer, Adelheid von, Pseudonym von Charlotte von Cosel (s. d.).
Auer, Aloys, Ritter von Welsbach, langjähriger Direktor der Hof- und Staatsdruckerei in Wien, geb. 11. Mai 1813 zu Wels, bildete sich in der dortigen Druckerei zum Setzer, Korrektor und Geschäftsführer, trieb aber in seinen Mußestunden neuere Sprachen mit solchem Erfolge, daß er sich 1835 und 1836 an der Universität zu Wien einer Lehramtsprüfung unterziehen konnte und 1837 Lehrer der ital. Sprache am ständischen Kollegium und am Lyceum in Linz wurde. Nachdem er 1839 Deutschland, die Schweiz, Frankreich und England bereist hatte, um die typographischen Anstalten des Auslandes kennen zu lernen, wurde er 1841 zum Direktor der k. k. Hof- und Staatsdruckerei berufen, die unter seiner Leitung bald eine der großartigsten Anstalten dieser Art wurde. 1860 wurde A. in den erblichen Ritterstand erhoben, 1864 trat er von der Leitung der Staatsdruckerei zurück und starb 10. Juli 1869 zu Hietzing bei Wien. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Sprachenhalle oder das Vaterunser in 608 Sprachen» (Wien 1844), mit lat. Typen; das «Vaterunser in 206 Sprachen» (ebd. 1847), mit den nationalen Schriftzeichen, und die «Typenschau des gesamten Erdkreises» (ebd. 1845); ferner «Grammatischer Atlas oder theoretisch-tabellarische Darstellung aller nach Stämmen geordneten Sprachen des Erdkreises» (ebd. 1854), «Geschichte der k. k. Hof- und Staatsdruckerei» (ebd. 1851), «Der polygraphische Apparat der k. k. Hof- und Staatsdruckerei» (ebd. 1853), «Die Entdeckung des Naturselbstdrucks» (ebd. 1853). Außerdem hat A. das Gebiet der graphischen Künste und das der typographischen Industrie mit neuen Erfindungen bereichert. Dahin gehören der Naturselbstdruck, die selbstthätige typographische Schnellpresse, die selbstthätige endlose Kupferdruckpresse; das Verfahren, die Fasern der Maispflanze zum Spinnen und Weben, deren Abfälle aber zu Papier zu verwenden; die Darstellung einer Presse, welche als selbstthätige Schön- und Wiederdruckpresse und als doppelte Schöndruckpresse verwendet werden kann.
Vgl. Beiträge zur Geschichte der Auer (2. Aufl., Wien 1862).
Auer, Leopold, Violinspieler, geb. 8. Juni 1845 zu Beszprém in Ungarn, besuchte das Konservatorium in Pest und machte darauf Reisen als Violinvirtuos. Von 1864 bis 1866 war A. Konzertmeister in Düsseldorf, 1866-68 in Hamburg unter Stockhausen und wurde dann an das Konservatorium zu Petersburg an die Stelle von Henri Wieniawski berufen und zum Hofsolisten des russ. Kaisers ernannt. Seit 1887 ist A. Dirigent der Symphonischen Konzerte der kaiserl. Russischen Musikgesellschaft.
Auerbach. 1) Amtshauptmannschaft in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau (s. d.), hat (1885) 77924, (1890) 82714 (39574 männl., 43140 weibl.) E. in 4 Stadt- und 65 Landgemeinden.
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2) A. im Vogtlande, Hauptstadt der Amtshauptmannschaft A., in 460 m Höhe, an der Göltzsch und an der Linie Zwickau-Ölsnitz und der Nebenlinie Klingenthal-Herlasgrün der Sächs. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Plauen), Zoll-, Untersteuer-, Forstrentamts, einer Bezirkssteuereinnahme, Bezirksschul- und Brandversicherungsinspektion, hat (1890) 7481 (3575 männl., 3906 weibl.) E., darunter 187 Katholiken, Postamt erster Klasse, Telegraph, Oberforstmeisterei, 2 Bahnhöfe, 2 Kirchen, Superintendentur, evang. Schullehrerseminar mit Übungsschule, Handels-, gewerbliche Fortbildungs-, landwirtschaftliche Winterschule, Spar- und Vorschußverein, städtische Sparkasse, Gas- und Wasserleitung; ferner Fabrikation von engl. Gardinen, Stickereien, Weißwaren, Spitzen, Papier, Fässern, Wachstuch und Pelzwaren, chem. Bleichereien, Wollwebereien, Eisengießerei, Ziegeleien sowie bedeutenden Handel mit Rauchwaren, 9 Kram- und Viehmärkte. In der Nähe befinden sich Torfstiche, Pechsiedereien, Rußbrennereien und die berühmte Heilanstalt Reiboldsgrün. - 3) A. in Bayern, Stadt im Bezirksamt Eschenbach des bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, in 452 m Höhe im fränkischen Jura, hat (1890) 1838 kath. E., Amtsgericht (Landgericht Weiden), Post, Telegraph, Stadt-, Spital-, Gottesackerkirche; Schloßhof (einst Residenz Kaiser Karls IV.), Bürgerspital, Sparkasse; Gärtnerei, Kommunbrauerei. In der Nähe befinden sich ein Eisenerzbergwerk der Maximilianshütte und einige Höhlen mit merkwürdigen Versteinerungen. - 4) A. in Hessen, Flecken im Kreis Bensheim der Hess. Provinz Starkenburg, am Fuße des Odenwaldes (Melibocus 515 m), an der Bergstraße und der Linie Frankfurt-Heidelberg (Main-Neckar-Bahn), hat (1890) 1831 E., Post, Telegraph, Weinbau, Steingutfabrikation, Marmorbruch und 2 schwache, erdige Säuerlinge (1600 Kurgäste). Über dem Orte die Ruine des Auerbacher Schlosses (Urbach 350 m) und in der Nähe das großherzogl. Sommerschloß Fürstenlager mit Park. - Der Sage nach von Karl d. Gr. gegründet, erscheint es 1257 als Katzenelnbogensche Landesfeste und Lehn von Lorsch, das