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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Aufruhrakte - Aufschließen

welcher Widersetzlichkeiten (s. d.) begangen werden. Strafe: Gefängnis nicht unter 6 Monaten, gegen die Rädelsführer Zuchthans bis zu 10 Jahren mit fakultativer Polizeiaufsicht, Todesstrafe für Anstifter eines militärischen A. im Felde und für sämtliche Beteiligte am A. vor dem Feinde (Militärstrafgesetzb. §§. 107, 108). Bei Bedrohung der öffentlichen Sicherheit in dem Bundesgebiete kann der Kaiser jeden Teil desselben in den Kriegszustand erklären. Dann geht die vollziehende Gewalt an die Militärbefehlshaber über, deren Anordnungen die Civilbehörden Folge zu leisten haben (Verfassung des Deutschen Reichs, Art. 68). Für die bei Gelegenheit eines A. angerichteten Vermögensbeschädigungen haben, nach dem von den meisten neuern Gesetzen angenommenen engl. Princip, subsidiär die Gemeinden aufzukommen.

Aufruhrakte (engl. Riot Act), ein von Georg I. von England erlassenes, in der Hauptsache noch zu Recht bestehendes Gesetz, nach welchem es, wenn sich 12 oder mehr Personen an einer unerlaubten Versammlung (s. Meeting) in lärmender und friedengefährlicher Weise beteiligen, die Pflicht gewisser Beamten (z.B. des Sheriffs, des Mayors, der Justices of the Peace) ist, eine Proklamation zu verlesen, die allen versammelten Personen befiehlt, sich sofort zu zerstreuen. Wer diese Verlesung verhindert oder eine Stunde nach der Verlesung sich noch weiter an der Versammlung beteiligt, kann mit (selbst lebenslänglicher) Zuchthausstrafe bestraft werden; bis 1837 konnte sogar die Todesstrafe verhängt werden.

Aufsatteln, im Bergbau, die Erhöhung der Mündung eines Schachtes an der Erdoberfläche (Hängebank).

Aufsatz, in der Artillerie ein Instrument zum Richten des Geschützes, das in Verbindung mit dem am Geschützrohr befestigten Korn gebraucht wird. Der A. hat einen verschiebbaren Richtpunkt von der Form eines Einschnittes oder einer Durchbohrung, Visier genannt. Letzteres und das Korn bestimmen die Visierlinie des Geschützrohrs. Infolge der Abweichung der Geschosse nach unten vermöge der Schwerkraft, muß der A. eine Erhöhung des Visiers gestatten; er hat daher meist die Gestalt einer Leiter oder einer Stange und wird entweder wie früher stets auf eine bestimmte Fläche an dem hintern Rohrende aufgesetzt (daher A.) oder in eine Öffnung des Rohrmetalls eingelassen. Im erstern Falle liegt das Visier in einem Schieber, der sich auf dem A. auf und nieder bewegt, im letztern Falle ist es am obern Ende des A. angebracht, und der ganze A. hat eine senkrechte Bewegung. Die eingelassenen A. sichern eine festere Verbindung mit dem Rohre als die losen A. und werden daher in neuerer Zeit vorherrschend angewendet. Zum Einstellen des Visiers nach der jedesmaligen Entfernung des Ziels ist der A. mit einer Skala versehen, die entweder die in Graden und Minuten ausgedrückte Erhöhung des Rohres, häufig aber auch die Schußentfernungen angiebt. Haben die Geschosse eine stetige Seitenabweichung, wie bei sämtlichen gezogenen Geschützen, so muß der A. auch eine seitliche Verschiebung des Visiers gestatten. (S. Geschütz, Korn, Richtung, Visier.)

Aufsatz, in der Baukunst, s. Bekrönung.

Aufsatzzügel, s. Zügel.

Aufsaugende Mittel oder resorbierende Mittel, s. Resorbentia.

Aufsaugung, s. Absorption.

Aufschärfen, in der Jägersprache soviel wie die Haut des Wildes aufschneiden.

Aufschiebende Bedingung. Eine A. B. liegt vor, wenn in einem Vertrage oder einer letztwilligen Verfügung der Erwerb eines Rechts oder eine Verpflichtung davon abhängig gemacht ist, daß ein ungewisses Ereignis eintritt, z. B. ein Haus wird vermacht für den Fall, daß der Vermächtnisnehmer die Volljährigkeit erlebt. - Eine aufschiebende Zeitbestimmung ist jede eine Leistung oder die Ausübung eines Rechts hinausschiebende Befristung; dahin gehört z. B. das Versprechen, ein empfangenes Darlehn am 2. Jan. 1901 zurückzuzahlen.

Aufschießen der Zuckerrüben, das unerwünschte Austreiben der Samenstengel im ersten Jahre, durch Witterungsverhältnisse und zu zeitiges säendes Rübensamens hervorgerufen. Diese Schoßrüden haben geringen Zucker-, aber hohen Holzfasergehalt, was die Verarbeitung erschwert.

Aufschlag, in der Forstwirtschaft der durch natürliche Besamung im Walde auf Schlagen und in Beständen entstandene junge Nachwuchs von Holzarten, deren schwerer Same meist nicht weit über den Kronenschirm des Mutterbaums hinausfällt. Keimender Same der Eichen, Buchen, Kastanien, von beimischen Nadelhölzern nur der der Zirbelkiefer, liefert A. (S. auch Anflug.) - Beim Militär ist A. der Besatz am untern Ende des Ärmels des Waffenrocks, meist von der Farbe des Kragens. Infanterie und Fußartillerie der preuß. Armee haben den brandenburgischen A. (drei Knöpfe übereinander auf der Ärmelpatte, s. d.), Garde, Pioniere, Jäger, Feldartillerie, Dragoner und Kürassiere den schwedischen A. (parallellaufend mit der untern Ärmelöffnung und zwei kleinere Knöpfe nebeneinander), Ulanen, Husaren und Gendarmen den polnischen A. (nach oben in eine Spitze auslaufend und in dieser, außer bei den Husaren, einen Knopf).

- In der Musik ist A. soviel wie Auftakt (s. d.).

- A. wird auch für Accise (s. d.) gebraucht.

Aufschlagwasser, s. Beaufschlagung.

Aufschlagzünder, s. Fallzünder.

Aufschließen, eine Operation der chem. Analyse (s. d.), die man häufig vornimmt, um unlösliche Mineratsubstanzen in Verbindungen zu verwandeln, die entweder direkt oder durch Vermittelung von Säuren in Wasser gelöst werden können. So werden unlösliche Silicate durch Schmelzen mit kohlensaurem Natriumkalium derartig zersetzt, daß sie nach dieser Behandlung in Säuren leicht löslich werden, oder sie werden mit Fluorwasserstoffsäure behandelt, wobei unter Verdampfung der Kieselsäure als Fluorsilicium die Basen in leicht zersetzbare Fluoride übergeführt werden; andere Stoffe schmelzt man mit saurem schwefelsauren Natrium (s. Natriumbisulfat), wobei lösliche schwefelsaure Salze entstehen; wieder andere, z. B. Chromeisenstein, sind durch Schmelzen mit Salpeter, also durch Umwandlung in höher oxydierte Körper aufzuschließen, Fahlerze durch Glühen in einem Strome von Chlorgas u. s. w. Die Wahl des Aufschließungsmittels hängt von der Natur des aufzuschließenden Körpers und von den nachfolgenden Operationen ab. Will man z. B. in einem Silicate die Menge der Alkalien bestimmen, so muß man mit Fluorwasserstoffsäure aufschließen, während für die Bestimmung der Kieselsäure die Aufschließung durch Schmelzen mit kohlensaurem Natriumkalium zu erfolgen hat. Welchen Weg man auch einschlagen mag, die aufzuschließenden Substanzen