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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Augsburg

hauer Sebastian Loscher ausgeführt sind; ferner mit Gemälden (Jesus als Kinderfreund am Altar, Bildnisse Luthers und des Kurfürsten Joh. Friedrich von Sachsen von Cranach, Speisung der 4000 von Rottenhammer, die klugen und thörichten Jungfrauen von Amberger), Bildhauerarbeiten, schöner Kanzel (1682 von Heinrich Eichler) und der von Konrad und Afra Hirn 1425 gestifteten, neu restaurierten Goldschmiedskapelle im Osten (Wandgemälde aus der ersten Hälfte des 15. Jahrh.); die Barfüßerkirche (13. Jahrh.), im 14. und 15. Jahrh. umgestaltet, 1723 in Barock erneuert, mit Bildern oberdeutscher Meister des 17. und 18. Jahrh, und trefflicher Orgel; die Jakoberkirche, 1440-60 erbaut, 1726 erneuert, mit Mauer (15. Jahrh.) und spätern Tafelgemälden; die Heiligekreuzkirche, nach Entwürfen von Krauß, 1653 in Barock erbaut, und St. Ulrichskirche, 1458 erbaut, Anfang des 18. Jahrh, in Barock umgestaltet, mit wertvollen Gemälden und Goldschmiedearbeiten. Kath. Kirchen (16) und Kapellen sind der Dom, 995 -1065 als dreischiffige Pfeilerbasilika mit zwei Türmen in roman. Stile erbaut, im 14. Jahrh, um zwei Schiffe und den östl. Chor erweitert und gotisiert, kürzlich erneuert, mit alten (aus dem 11. Jahrh.) und neuen Glasfenstern, bronzenen Thürflügeln (um 1050 gefertigt, enthalten 35 Felder mit Figuren: Adam und Eva, die Schlange, Centauren u. s. w.), Altarbildern von Holbein dem ältern (1493) u. a., Bildnissen sämtlicher Bischöfe von 596 bis heute, kunstvollen Eisengittern, Kreuzgang mit zum Teil sehr alten Grabsteinen und dem an wertvollen Goldschmiedearbeiten reichen Schatze; die St. Ulrichskirche (1496-1500 von Burkhard Engelberger in spätgot. Stil, der Turm 1594 in Renaissance erbaut) mit drei Renaissancealtären (s. Tafel: Altäre II, Fig. 4), dem Grabmal des Hans Fugger aus carrarischem Marmor (von Alex. Colin aus Mecheln), 1877 von Schloß Kirchheim hierher versetzt in die durch ein schönes Eisengitter (1568) abgeschlossene Fuggerkapelle, einer großen bronzenen Kreuzigungsgruppe von Joh. Reichel von Schongau (17. Jahrh.), Stuhlwerk und zahlreichen Reliquien (roman. Ulrichskelch in Goldschmiedearbeit); die St. Moritzkirche (1314 vollendet, Ende des 15.Jahrh, erweitert, später mehrfach umgestaltet) mit Grabmal des Apothekers Hofmair († 1427) und schönen Goldschmiedearbeiten; die Heiligekreuzkirche (12. Jahrh, in roman. Stil erbaut, 1502 gotisiert, 1716 in Barock verkleidet) mit Deckenmalereien, silbernem Reliquienkästchen (13. Jahrh., von Conrad de Lindowe verfertigt und 1494 von Goldschmied Georg Seld mit gotischem monstranzartigen Aufbau versehen): die St. Georgskirche (1501 in got. Stil erbaut, später stark verändert, neuerdings renoviert); die St. Peterskirche mit dem Perlachturm (1066 erbaut, im 18. Jahrh, in Barock verkleidet; der Turm 1614 durch Elias Holl verändert); die St. Maxkirche (1609 von den Fuggern gestiftet, später umgestaltet); die St. Stephanskirche (1458 erbaut, 1619 und 1755 verändert) dient jetzt dem 1835 von Ludwig I. gestifteten Benediktinerkloster; die Kirchen der Frauenklöster St. Maria Stern (Franziskanerinnen), 1575 von Hans Holl, dem Vater des Elias Holl, in got. Stil erbaut, später bis auf den Turm verändert, und St. Ursula (Dominikanerinnen, 16. Jahrh.) u. a. Aufgehoben sind die Dominikanerkirche (16. Jahrh.; jetzt Lagerraum) und St. Leonhardskapelle (zu dem alten von Barth. Welser 1539 erbauten Welserbaus mit schönem Renaissanceerker gehörend).

Weltliche Bauten. Das 51 m hohe Rathaus, 1615-20 von Elias Holl in Renaissance erbaut, mit dem sog. Goldenen Saal (36 m lang, 19 m breit, 17 m hoch) in Barock; die ehemalige fürstbischöfl. Residenz am Fronhofe (1743 neu gebaut) mit schönem Treppenaufgang, jetzt Sitz der königl. Kreisregierung, wo «in der untern großen Stube» rechts vom Turme 25. Juni 1530 die prot. Fürsten dem Kaiser die Augsburgische Konfession überreichten; das Fuggerhaus (im 16. Jahrh. erbaut, später mehrfach verändert und erweitert) mit Resten von Wandmalereien (Renaissance 1515, wahrscheinlich von Hans Burgkmair), zwei ehemaligen Badezimmern (s. Tafel: Bäder I, Fig. 4), jetzt als Ausstellungszimmer des Kunstvereins dienend (Fresken von Antonio Ponzano, 1571) und einer mit 5 großen Gemälden von Ferdinand Wagner 1861-63 geschmückten Ostseite; das neue Theater, 1876-77 in modernem Renaissancestil von den Wiener Architekten Fellner und Hellmer erbaut; die neue Bibliothek, 1892-93 von Steinhäußer erbaut; das Maximiliansmuseum (16. Jahrh.) mit den Sammlungen des Historischen und Naturhistorischen Vereins, zwei prachtvollen Erkern, im Stil der Hochrenaissance; das Zeughaus (1602 im Übergangsstil von Renaissance zu Barock), über dessen Portal seit 1607 eine Bronzegruppe, St. Michael im Kampf mit dem Satan, von Reichel; der Wertachbruckerthorturm (1605), St. Anna-Gymnasium (1613), der Rote-Thorturm (1622), letztere vier Bauten von Elias Holl u. a.

Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet seit 1866 von zwei lebenslänglich angestellten Bürgermeistern (von Fischer, 12800 M., und Frisch, 10500 M. Gehalt), 23 Magistratsräten (7 besoldete) und 42 Gemeindebevollmächtigten. Das Polizeiwachkorps hat 1 Inspektor, 124 Wachtmeister und Schutzleute, die Feuerwehr 458 Mann (freiwillige Feuerwehr) und 418 Mann (der 9 Fabrikkorps), 1 Dampf-, 20 Druckspritzen und 694 Hydranten; die Wasserversorgungsanlage am Hochablaß (2 ¼ Mill. M. Baukosten) hat 58 km Rohrnetz und schafft täglich 16-18 Mill. Liter. Das Kanalsystem hat eine Länge von 36 km. Die Gasbeleuchtungsaktiengesellschaft erzeugt jährlich gegen 3540000 cbm Gas für 2408 öffentliche und 1951 private Flammen und für 112 Gasmotoren mit 471 Pferdestärken. Elektrische Beleuchtung hat bis jetzt nur in Privathäusern und Fabriken Anwendung gefunden.

Finanzen. 1893 betrugen die Einnahmen: 3177234 M. (darunter Gemeindeanlagen, mit 90 Proz.der Staatssteuern, 812092 M. und Verbrauchssteuern 776855 M.), die Ausgaben: 2632666 M. (darunter für Amtsführung der Gemeindebehörden 439077 M., Schulen 504652 M., Wohlthätigkeit und Armenpflege 106 334 M.); das Vermögen: 21133163 M. und die Schulden 11119041 M.

Behörden. A. ist Sitz der königl. Kreisregierung, eines königl. Bezirksamts, des Oberpostamts für Schwaben und Neuburg, eines Oberbahnamts (mit 386,23 km Bahnlinien), Hauptzoll-, Zollamts, eines Oberlandesgerichts (Landgerichte A., Kempten, Memmingen, Neuburg a. D., Eichstädt), eines Landgerichts mit 8 Amtsgerichten (Aichach, A., Burgau, Friedberg, Landsberg, Schwabmünchen, Wertingen, Zusmarshausen) und Kammer für Handelssachen, eines Amtsgerichts, des Kommandos der 2. Division, 3. Infanterie- und 2. Kavalleriebrigade, sowie der bayr. Militärschießschule und der Gendarmeriecompagnie des Bezirks; des Bistums A. (Kirchen- ^[folgende Seite]