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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Austerlitz

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Austerlitz

Die Produktion der A. hat um deswillen einen ansehnlichen volkswirtschaftlichen Wert, weil dieselben ein treffliches, leicht verdauliches Nahrungsmittel abgeben. Das Fleisch der A. enthält die Stoffe der Muskeln, außerdem Fett. Besonders vorteilhaft aber erscheint ihr Reichtum an Salzen, namentlich phosphorsauren. Man genießt die A. roh und zubereitet, paniert und gebacken, sowie als Zuthaten zu Saucen, Ragouts u. s. w. Versendet werden die A. in eigenen Körben (bourriches) oder in Holzfässern; in diesen werden sie, mit der hohlen Schale nach unten, so dicht aufeinander gelegt, daß sie ihre Schalen nicht öffnen können und daher das eingeschlossene Salzwasser bei sich behalten müssen. Ihre Schalen werden zur Herstellung von Kalk und anderweitig verwendet (s. Austernschalen).

Die A. werden zuweilen von Krankheiten heimgesucht, die ihr Aussehen verderben und den Genuß schädlich machen. Die Erscheinungen werden von Pilzen verursacht, die in dem Fleische der Tiere wuchern. Nur in frischem Zustande sind die A. eßbar; wenige Stunden nach ihrem Tode, in welchem der Schließmuskel erschlafft und die Schalen sich öffnen, gehen sie in Fäulnis über. Gut verpackt vertragen sie aber ziemlich lange Transporte, und zwar ohne Meerwasser, gegen die gewöhnliche Annahme; es genügt eine Quantität davon im Verschlusse der Schalen selbst. Für längere Transporte, z. B. von Amerika nach Europa, ist dafür zu sorgen, daß die gewölbten Schalen nach unten liegen und die A. so fest geschichtet sind, daß ein Öffnen der Schale möglichst ausgeschlossen ist. Gute A. sollen nicht über fünf und nicht unter drei Jahre alt sein; das Alter erkennt man an der Anzahl der blätterigen Schichten der stärker gewölbten Schale, die sich jährlich um eine vermehren: eine vierjährige A. zeigt demnach drei Ränder um die ursprüngliche Schale.

Der Austernverbrauch ist außerordentlich groß, beispielsweise werden in England etwa 1000 Mill. Stück zu 4 Mill. Pfd. St. gewonnen und verkauft. Die deutschen Austernbänke an der Westküste Schleswigs können höchstens 4-5 Mill. Stück jährlich liefern. Die Einfuhr fremder A. in Deutschland belief sich (mit Einschluß anderer Seemuscheltiere) auf folgende Mengen: 1880: 587000 kg, 1882: 639000 kg, 1884: 7410001 kg, 1885: 832000 kg, 1886: 8120001 kg, 1887: 870000 kg, 1888: 9420001 kg, 1889: 13940001 kg. Am großartigsten ist der Austernhandel in den Vereinigten Staaten von Amerika entwickelt. Hauptsitz sind die Städte Baltimore, Neuyork und New-Haven. In Neuyork schätzt man die Zahl der vom Austerngeschäft lebenden Familien auf etwa 5000. An der atlantischen Küste ist die A. Nordamerikas im Winter ein wirtliches Volksnahrungsmittel.

Die A. waren schon den Völkern des Altertums wohlbekannt. Der Prokonsul Sergius Orata legte die ersten Austernparks an (im Golf von Bajä). Plinius beschreibt die Mästung der A. in den Lucrinischen Teichen; Horaz und Ausonius besingen die A. der Bucht von Cumä und der Südwestküste Galliens, wo heute noch die besten gewonnen werden. Als besonders schmackhaft galten ferner die von Brundusium, Tarent, Kyzikos und die des vulkanischen Sees Acheron, des heutigen Fusarosees.

Die Litteratur über die A. und die Meereskultur derselben ist ziemlich umfangreich; außer den Schriften von Coste, Broca, Fraiche u. a. sind hervorzuheben: Erco, Notizen über Austernkultur (Triest 1869); Schmarda, Die maritime Produktion der österr. Küstenländer (Wien 1865); ders., Die Kultur des Meeres in Frankreich. Bericht an das k. k. Ackerbauministerium (ebd. 1868); de la Blanchère, Industrie des eaux. Culture des plages maritimes (Par. 1866); Kemmerer, Des ruches tuilées et de la culture des huitres sous le rapport commercial (La Rochelle 1861); Lobb, Successful oyster culture (Lond. 1867); Busch, Der gerechte und vollkommene Austernesser (2. Aufl., Hannov. 1878); Beta, Die Bewirtschaftung des Wassers und die Ernten daraus (Lpz. 1868); Mouls, Les Huitres (4. Aufl., Par. 1868); 8tati8tihu6 ä63 pecli63 maiitim68 (ebd. 1868); Möbius, Über Austern- und Miesmuschelzucht und die Hebung derselben an den norddeutschen Küsten (Berl. 1870); ders., Die A. und die Austernwirtschaft (ebd. 1877); Tolle, Die Austernzucht und Seefischerei in Frankreich und England (ebd. 1871); Ingersoll, The oyster industry (U.S. 10th census, Washington 1881).

Austerlitz, czech. Slavkov, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Wischau in Mähren, 24 km östlich von Brünn, an der Littawa und der Linie Brünn-Bisenz der Österr.-Ungar. Staatsbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (40 Gemeinden, 41 Ortschaften, 29358 meist czech. E.), hat (1890) 3175 meist czech. E., darunter 441 eine eigene Gemeinde bildende Israeliten, schöne Pfarrkirche und Schloß des Fürsten Kaunitz-Rietberg.

Geschichtlich bekannt wurde der Ort durch die Dreikaiserschlacht vom 2. Dez. 1805 (s. umstehenden Plan). Nachdem die Franzosen 13. Nov. Wien besetzt hatten, schloß sich das österr. Korps des Fürsten Liechtenstein den Russen unter Kutusow auf deren Rückzüge nach Mähren an. Napoleon I. ließ das 2. Korps und die Reservekavallerie folgen und brach selbst mit den Garden nach Brünn auf. Kutusow hatte mit Buxhoevden bei Olmütz 22. Nov. Halt gemacht, wo am 24. ein Teil der russ. Garden eintraf. Die Kaiser Alexander und Franz waren schon seit dem 18. Nov. im Hauptquartier. Das österr.-russ. Heer zählte 83650 Mann und 16000 Pferde. Der Vormarsch der Verbündeten geschah in fünf Kolonnen äußerst langsam. Napoleon rief noch rechtzeitig sein 1. Korps (Bernadotte) von Iglau, sein 3. (Davout) von Wien herbei und zog seine Truppen in eine Stellung hinter dem Gold(Rziczka)-bach zusammen. Der rechte Flügel, 4. Korps (Soult), besetzte am 1. Dez. mit einer Division die Übergangspunkte des Bachs, zwei Divisionen (Bandamme und Saint-Hilaire) standen zu einem Offensivstoße bei Puntowitz vereint; den linken Flügel bildete das 5. Korps (Lannes) auf den Höhen südlich von Wellatitz, rechts daneben die Reservekavallerie unter Murat und das 1. Korps (Bernadotte); die Garden und Oudinots Grenadierdivision nahmen hinter Schlapanitz Reservestellung ein.

Am 2. Dez. (morgens 7 Uhr) setzten sich staffelförmig vom linken Flügel die Kolonnen der Verbündeten in Bewegung. Der rechte Flügel, die fünfte Kolonne (Bagration), die Reservekavallerie (Fürst Liechtenstein) und die russ. Vorhut sollten den Gegner anfangs nur beschäftigen und erst, wenn der andere Flügel jenseit des Bachs vordringe, angreifen; die Garden (Großfürst Konstantin) blieben hinter den Höhen von Blasowitz in Reserve. Beide Heere waren gleich stark, und dichter Nebel bedeckte die Gegend; gegen 8 Uhr brach die Sonne ("die Sonne von A.") durch, und die Schlacht begann. Am