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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Autos de Fé; Autosuggestion; Autotomie; Autotypen; Autotypie; Autotypographie; Autran; Autun

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Autos de Fé - Autun

bestanden. Durch diesen Charakter, mit Beziehung auf ein Glaubensmysterium, unterschieden sich die A. von den Comedias divinas. In dieser Gestalt erscheinen sie seit Anfang des 16. Jahrh., im höchsten Glänze zur Zeit Lope de Vegas, der gegen 400 geschrieben haben soll. Der Aufführung der A. gingen wie der der Comedias Vorspiel (Loa) und ein Zwischenspiel (Entremes) voraus, meist possenartig. Dann folgte die religiös-allegorische Handlung (Auto), der oft ebenfalls komische Elemente nicht fehlten, nicht selten nur die geistliche Parodie (á lo divino) eines bekannten weltlichen Stoffes.

Die weitaus wichtigste Gattung der A. bilden die A. sacramentales, zur Verherrlichung des Fronleichnamsfestes (Fiesta del corpus). Sie wurden nicht in Akte oder Jornadas, abgeteilt, und ihre Länge überstieg selten die einer Jornada der Comedias. Die Aufführung fand auf Straßen und Plätzen auf Gerüsten statt, bei denen die mit Pomp abgehaltenen Prozessionen anhielten. Diese Art A. hat besonders Calderon (s. d.) zur Vollendung gebracht, der sie 37 Jahre lang für Madrid (wo die Handschriften noch liegen), einige Zeit auch für Toledo, Sevilla und Granada verfaßte und in dieser Gattung größte Meisterschaft bewies. 50 andere A. druckte Gonzalez Pedroso in Bd. 58 der «Biblioteca de autores españoles». Eine zweite Art waren die A. al nacimiento, zur Feier der Geburt Christi am Weihnachtsfest bestimmt. Ihr Ursprung liegt in den uralten Christnachtspielen (ludi natales) der Kirche, und mit ihnen hängen die ersten kunstmäßigern Versuche des span.-portug. Dramas in den Weihnachtseklogen von Encina und Gil Vicente zusammen. Sie haben die Anbetung der Hirten, die Flucht nach Ägypten u. a. aus diesem Festcyklus zum Gegenstand; daher sind meist die Hirten, die Mutter Gottes und der heil. Joseph Hauptpersonen, und die allegorischen Personen spielen eine unwesentlichere Rolle als in den A. sacramentales. Die dritte Art bilden die A. für besondere Feste, wie das des Landespatrons St. Jakob. Auch zu polit. Festen wurden manchmal A. verfaßt, wie zur Vermählung Philipps III. mit Erzherzogin Margareta, zur Verherrlichung eines Friedensschlusses zwischen Spanien und Frankreich u. s. w. Die metrische Bildung aller entspricht der der Comedias. Auf Betrieb der aufgeklärten Richtung, besonders des Erzbischofs von Toledo, Grafen Teba, wurden 1765 die A. verboten.

Autos de Fé, s. Auto de Fé.

Autosuggestion, s. Suggestion.

Autotomie (grch.), s. Selbstverstümmelung bei Tieren

Autotypen (grch.), neuerdings Benennung teils der bei Lebzeiten eines frühern Autors erschienenen Einzeldrucke seiner Schriften (z. B. A. der Reformationszeit auf der Hamburger Stadtbibliothek von A. von Dommer), teils neuerer Faksimileausgaben (z. B. Autotypes of Chaucer Manuscriptes by F. J. Furnivalt; Publikation der Chaucer Society).

Autotypie (grch.), ein von G. Meisenbach und J. von Schmaedel in München erfundenes Verfahren, durch das ein photogr. Halbtonnegativ (Aufnahmen nach Tuschzeichnungen, Ölgemälden, Naturaufnahmen u. s. w.) in feine Striche und Punkte zerlegt und so fähig gemacht wird, wie ein von einer Strichzeichnung genommenes Negativ mittels Asphalt oder einer andern lichtempfindlichen und säurewiderstandsfähigen Substanz auf Zink für die Buchdruckhochätzung übertragen (kopiert) zu werden (s. Photozinkographie). Die Erfindung der A. ist eine der wichtigsten der Graphik, da sie die wohlfeile Massenproduktion bildlicher Darstellungen aller Art gestattet. Außer von der Autotypie-Compagnie (G. Meisenbach u. J. von Schmaedel, s. Meisenbach & Co.) in München wird die A. in neuerer Zeit von Angerer u. Göschl in Wien, von Riffarth in Berlin und noch andern ausgeübt.

Autotypographie (grch.), ein Verfahren zum Zwecke der Übertragung von Autographien (s. d.) auf Zink und Hochätzen derselben für den Buchdruck auf dem Wege der Zinkographie (s. d.).

Autran (spr. otrang), Joseph, franz. Dichter, geb. zu Marseille 20. Juni 1813, trat mit einer Ode an Lamartine («Le départ pour l'0rient», Marseille 1832) als Dichter auf. Die Gedichtsammlungen «La mer» (1835), «Ludribria ventis» (1838) und «Les poèmes de la mer» (1855) zeigen ihn noch als Nachahmer klassischer Vorbilder. Es folgten die Prosaschrift «L'Italie et la Semaine Sainte à Rome» (Marseille 1841) und ein Soldatenepos «Milianah» (ebd. 1812), das in Algier spielt. Die Tragödie «La fille d'Eschyle» (1848) fand bei der Akademie, die ihn 1869 aufnahm, Anerkennung und teilte den großen Monthyonschen Preis mit Augiers «Gabrielle». Poetischen Inhalts sind noch «Laboureurs et soldats» (1854), «La vie rurale» (1856), «Epitres rustiques» (1861), «Le poème des beaux jours» (1862), «Paroles de Salomon» (1869), «Sonnets capricieux» (1873). A. starb 6. März 1877 in Marseille. Sämtliche Werke 1874-81 (8 Bde.).

Autun (spr. otöng). 1) Arrondissement im franz. Depart. Saône-et-Loire in der burgund. Landschaft Autunois, hat 1905,35 qkm, (1891) 130666 E., 85 Gemeinden und zerfällt in die 9 Kantone A. (254,52 qkm, 23537 E.), Couches-les-Mines (164,04 qkm, 12777 E.), Le Creusot (77,10 qkm, 32306 E.), Epinac (150,21 qkm, 10137 E.), Issy-l'Eveque (239,29 qkm, 6492 E.), Lucenay-l'Eveque (291,62 qkm, 13 866 E.), Mesvres (266,19 qkm, 9191 E.), Montcenis (247,99 qkm, 13040 E.), St. Léger-sous-Beuvray (214,39 qkm, 9320 E.). - 2) A. (das alte Augustodunum), Hauptstadt des Arrondissements A., am Einflusse des Ternin in den Arroux am linken Ufer des letztern, am Abhange des 600 m hohen Mont-Jeu, an den Linien Etang-Santenay und Cravant-A. (125 km) der Franz. Mittelmeerbahn, ist seit dem 4. Jahrh. Sitz eines dem Erzbischof von Lyon unterstehenden Bischofs, hat (1891) 11307, als Gemeinde 15187 E., eine schöne Kathedrale aus dem 12. Jahrh., einen Gerichtshof erster Instanz und ein Handelsgericht, ein Kommunalcollege, zwei theol. Seminare (das eine mit Sammlung von Handschriften aus dem 8. bis 18. Jahrh. und wertvollen Inkunabeln), ein physikalisches, ein Naturalien- und Antiquitätenkabinett, ein Museum für röm., gallo-röm. und mittelalterliche Bildhauerwerke, eine Bibliothek (10000 Bände), die berühmte Société Éduenne, mehrere gelehrte Gesellschaften und viel wissenschaftliches Leben. Ferner bestehen Fabrikation von Sattlerwaren und Holzschuhen, Gerberei, Gießerei, Töpferei, Hütten für bituminösen Brandschiefer, Steinbrüche; Handel mit Getreide, Hanf, Holz, Holzkohlen, Bausteinen, Pferden und Rindvieh. - A. galt längere Zeit irrtümlich für das alte Bibracte (s. d.), ist jedoch das zur Römerzeit durch seine Rhetorenschulen berühmte Augustodunum. Dieses wurde 270 nach siebenmonatiger Belagerung von Tetricus, dem Usurpator des kaiserl.