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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Avignonbeere; Avila; Avila y Zuniga; Aviles; Avilieren; Avis

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Avignonbeere - Avis

bietet nebst der Umgegend noch viele Überreste aus der Römerzeit dar. Im Mittelalter gehörte es mit seinem Gebiete den Grafen von Toulouse und Provence gemeinschaftlich, bis es die Päpste, die bereits die Grafschaft Venaissin 1273 von König Philipp III. zum Geschenk erhalten hatten, von Johanna, Königin von Neapel und Gräfin von Provence, 1848 kauften. Beide Länder regierte der Papst durch einen Vicelegaten und besaß sie bis 1790, wo nach mehrern stürmischen und blutigen Auftritten (zuletzt 16. Okt. 1791) die Stadt mit ihrem Gebiete sich an Frankreich anschloß. Im Frieden von Tolentino (19. Febr. 1797) leistete dann der Papst auf A. und Venaissin förmlich Verzicht. Merkwürdig ist A. in der Kirchengeschichte, indem auf Anordnung König Philipps IV. von Frankreich Papst Clemens V. und dessen sechs Nachfolger bis Gregor XI. 1309-78 ihren Sitz daselbst nehmen mußten. Später hielten bis 1409 in A. noch mehrere nicht anerkannte Päpste Hof. Auch fanden dort mehrere Kirchenversammlungen statt, z. B. 1209 über die Albigenser, 1320 über kirchliche Sitte und Verfassung, 1327 über die klerikale Zucht, 1328 wider den kaiserl. Gegenpapst. Am 2. Aug. 1815 wurde in A. der Marschall Brune ermordet. - Vgl. Penjon, A., la ville er le palais des Papes (Besancon 1878): Höfler, Die avignonesischen Päpste, ihre Machtfülle und ihr Untergang (Wien 1871); Joanne, Avignon (Par. 1888).

Avignonbeere (spr. awinnjong-), s. Rhamnus.

Avila. 1) Provinz in Spanien, südlichster Teil des Königreichs Altcastilien, grenzt im N. an Valladolid, im O. an Segovia und Madrid, im S. an Toledo und Caceres, im W. an Salamanca, hat 7882,09 qkm, 1877: 180436, 1887: 193093 (95897 männl., 97196 weibl.) E., d. h. 24 auf 1 qkm und zerfällt in sechs Bezirke. Der südl. Teil wird vom castilian. Scheidegebirge durchzogen, welches noch schöne Pinares (Nadelholzwälder, Pinus pinaster Sol.) trägt, namentlich im Bezirk Cebreros, wo auch viel Terpentin gewonnen wird. Die Mitte und der Norden von A. werden von einer sehr fruchtbaren Hochebene mit vorzüglichem Weizenbau und bedeutender Schafwollproduktion (Merinoschafe) gebildet. - 2) Hauptstadt der Provinz A., zwischen den Ketten des Scheidegebirges, am Fuße der Sierra de A. und an der Adaja, in 1144 m Höhe, an der Linie Irun-Madrid der Nordbahn, die von hier aus die Sierra Guadarrama ersteigt, hat (l887) 10935 E., alte wohlerhaltene Mauern (13 m hoch, 4 m dick) mit 86 Türmen und 10 Thoren, gut gepflasterte, aber krumme Straßen und wegen der dunkeln Farbe des Granitgesteins der stattlichen Häuser ein düsteres Ansehen. A. ist Bischofssitz und besitzt eine sehenswerte Kathedrale mit einer unterirdischen Kapelle und viele andere Kirchen, ein Institut, ein Seminar, ein Spital und eine königl. Wollspinnerei. Merkwürdigkeiten sind ein Quemadero oder Verbrennungsort der Inquisition und große, von Menschenhand in Form von Tiergestalten bearbeitete Granitblöcke. Dergleichen seltsame Denkmäler uralter Bildhauerkunst finden sich auch im SW. der Provinz, in der Nähe der Sierra de Gredos. Die berühmtesten sind die Stiere bei Guisando, einer Stadt von 838 E. mit malerisch gelegenem Kloster. - A. kommt seit dem 4. Jahrh, unter dem Namen Abela oder Abula (Abyla) als Bistum des Erzstifts Emerita (Merida) vor. Priscillianus war daselbst Bischof. Hier wurde 1465 die Versammlung des castilian. Adels zur Entthronung Heinrichs IV. und zur Wahl seines Bruders Alfonso und 29. Juli 1520 die Junta des Heiligen Bundes unter Leitung von Juan Padilla gehalten. Die 1482 gestiftete und 1638 erweiterte Universität im Collegio des heil. Thomas ist 1807 eingegangen.

Avila, Gil Gonzales de, span. Geschichtschreiber, geb. um 1577 in Avila, Diakon zu Salamanca, auch königl. Historiograpb von Castilien und Indien, starb 1. Mai 1658. A. machte sich durch histor. Werke dekannt; darunter «Historia de la vida y hechos del rey Don Henrique III. De Castilla» (Madr. 1638), «Historia de la vida y hechos del monarca D. Filipe III.» (in Mendozas «Monarquia de España», Bd. 3, ebd. 1770), «Historia de Salamanca» (Salam. 1606), «Teatro eclesiastico de la primitiva iglesia de las Indias Occidentales» (2 Bde., Madr. 1649-56).

Avila y Zuniga (spr. dsunjiga), Don Luiz de, span. Diplomat und Geschichtschreiber, geb. zu Placencia (Estremadura) um 1490, genoß das Vertrauen Karls V., der ihn an die Päpste Paul IV. und Pius IV. sandte und zum Großmeister des Alcantaraordens ernannte. Er begleitete den Kaiser auf den Zügen nach Afrika und gegen den Schmalkaldischen Bund, befehligte 1552 die Reiterei vor Metz und stand an seinem Totenbett. Er beschrieb die Geschichte des Schmalkaldischen Krieges, nicht unparteiisch, aber anschaulich und bündig; das Werk, «Commentario de la guerra de Alemaña, hecha por Carlos V. en 1546 y 1547», 1548 (Madr. und Vened.) gedruckt (seitdem oft, zuletzt Madr. 1852) und von A. auch italienisch bearbeitet (Vened. 1548 u. ö.), ward dann ins Lateinische, Französische u. a. übersetzt, ins Deutsche von Philipp Magnus von Braunschweig (Wolfenb. 1552) und einem Ungenannten (Berl. 1853).

Aviles, Distrikts- und Küstenstadt in der span. Provinz Oviedo (Asturien), 28 km nördlich von Oviedo, nächst Gijon der bedeutendste Hafenplatz der Provinz, malerisch in einem Hügelgelände im Hintergrunde und am westl. Ufer der Ria (Bucht) von A., über die eine prächtige Steinbrücke führt, hat (1887) 10235 E., Post, Telegraph, zwei Pfarrkirchen, drei Klöster, ein Spital, ein Kastell, eine mathem.-nautische Schule, mehrere schöne Gebäude und Gärten; Weberei, Töpferei und Kupferschmiederei. Bei Villalegre eine große Kupferhütte. Im 9. Jahrh. wird hier das Kloster Abelia genannt, in dem König Alfons II. gefangen saß.

Avilieren (frz.), erniedrigen, herabwürdigen.

Avis (frz.), Advis, Bericht, die im Handel übliche oder vorgeschriebene, eine gewisse Sicherung bezweckende Anzeige, z. B. von der durch den Verkäufer erfolgten Ausscheidung der Ware aus seinen Vorräten und deren Übersendung an den Käufer, von der erfolgten Ausführung eines Auftrags von der erfolgten Absendung von Geld oder Wertpapieren. Besonders wichtig ist der A. bei der Anweisung (s. d.), der Accreditierung (s. Accreditieren). Der Assignat wird durch A. auf dem Postwege davon benachrichtigt, daß dem Assignatar eine auf jenen gezogene Anweisung ausgehändigt ist. Bei Erteilung eines Kreditbriefs läßt sich wohl der Accreditierende die Namensschrift des Accreditierten geben, um sie dem dem Bankier direkt übersendeten A. beizufügen und so Mißbräuchen zuvorzukommen, falls dem Accreditierten der diesem eingehändigte Kreditbrief entwendet würde.

Im Wechselverkehr avisiert der Aussteller, Trassant, des Wechsels den Bezogenen vom Wechsel-^[folgende Seite]