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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Avis - Avlona

zuge, Datum, von der Wechselsumme, Verfallzeit, vom Grund des Wechselzugs (auf Kredit, Schuld, für eigene oder fremde Rechnung, mit oder ohne Deckung) und ersucht um Honorierung. Daher die sog. Avisklausel im Wechsel («laut Bericht», «ohne Bericht oder A.», «ohne besondern A.», auch «laut oder ohne A.»), die nicht notwendig, aber üblich ist. Zweck des A. ist, zu verhindern, daß der Bezogene mangels A. den Wechsel zurückweist und so zum Rückgang mit Kosten bringt; er kann auch bezwecken, daß der Bezogene den Wechsel nur unter den im A. angegebenen Voraussetzungen acceptiert oder zahlt. Der Bezogene ist an diese Voraussetzungen gebunden und macht sich verantwortlich, wenn er ohne Beachtung des Inhalts des A. acceptiert oder zahlt, oder ohne A. acceptiert oder zahlt, obwohl der Wechsel auf den A. verweist. Der A. kann den Bezogenen auch nach Art. 323 des Handelsgesetzbuchs verpflichten, dem Zieher Nachricht zu geben, wenn er den Wechsel nicht honorieren will. Ist der Wechsel für fremde Rechnung gezogen, so thut der Bezogene gut, den A. dieses Dritten abzuwarten. Bei dem bestimmt domizilierten Wechsel (s. Domizilwechsel) hat der Bezogene den Domizilierten zu avisieren, da dieser für seine Rechnung zahlen soll. Soweit der A. eine Order enthält, ist natürlich auch eine etwaige vor der Ausführung einlaufende Gegenorder zu beachten.

Bei der Spedition heißt das Schreiben, durch welches die Versendung avisiert und Weisung erteilt wird, wie weiter mit den Gütern verfahren werden soll, der Avisbrief. Das ist übrigens der allgemeine Name für jedes Schreiben, welches den A. enthält. Der A. über Sendung von Waren, Geld oder Wertpapieren und über Ausstellung von Wechseln u. s. w. muß die betreffenden Objekte hinlänglich genau bezeichnen und ebenso je nach Umständen die besondere Bestimmung, bei Waren die Art und die Bestimmungen des Transports u. s. w.

Avis (lat.), Vogel.

Avisatĭo (neulat., Verwarnung) oder Admonitio de perjurio vitando, im frühern Rechtsverfahren die Verwarnung vor Meineid, welche der Richter dem Schwurpflichtiqen vor der Leistung eines Eides zu erteilen hatte. An deren Stelle ist jetzt nach den Deutschen Prozeßordnungen (Civilprozeßordn. §.442, Strafprozeßordn. §. 59) die Hinweisung auf die Bedeutung des Eides getreten. (S. Eid.)

Avis au lecteur (frz., spr. awisolektöhr), zur Nachricht für den Leser.

Avīsbrief, s. Avis.

Avisieren (frz.), melden, anzeigen (s. Avis).

Avisio, Fluß im Fassathal in Südtirol, s. Fassa.

Avīsklausel, s. Avis.

Avīso, Avisoschiff, ein leichtes Kriegsfahrzeug, das besondere Schnelligkeit besitzt und dazu verwandt wird, den Kundschafter- und Vorpostendienst zur See zu versehen und Befehle von einem Hafen oder einem Schiffe zum andern zu bringen. Die A. waren früher meistens kleinere Raddampfer; in der neuesten Zeit ist es jedoch gelungen, die Schraubenmaschinen so zu verbessern, daß sie den Schiffen auch auf kürzern Strecken, wo bis dahin die Räder die Oberhand hatten, unbedingt größere Schnelligkeit geben als letztere. Man baut deshalb nur noch Schraubenavisos, denen man jetzt eine Schnelligkeit von 18–25 Knoten (32–48 km) in der Stunde zu geben vermag. Die A. werden nur mit einem oder zwei Geschützen armiert, da sie für den eigentlichen Kampf zu leicht gebaut sind. Jedem Geschwader und jeder Flotte sind A. beigegeben, denen im Gefecht die Wiederholung der Signale des Flaggschiffs (s. d.) obliegt; sie müssen daher ihre Stellung derart wählen, daß alle andern Schiffe sie bequem sehen können. ^[Spaltenwechsel]

A vĭsta (ital.), s. Sicht, Sichtwechsel; in der Musik, s. A prima vista.

Avitaillement (frz., spr. awitaj'mang), Versorgung mit Lebensmitteln, Zufuhr, besonders von Schlachtvieh; avitaillieren, damit versorgen.

Avivieren oder Schönen, das Verfahren in der Färberei, das den gefärbten Stoffen eine lebhaftere und gleichmäßigere Färbung erteilt. Dies geschieht entweder durch Kochen mit Soda und Seife oder durch Waschen mit verdünnten Säuren.

Aviz (spr. awihs), Stadt im Distrikt Portalegre der portug. Provinz Alemtejo, Hauptort des fruchtbaren Campo de Benavilla, in 262 m Höhe, links über der Ribeira de Seda, in die hier die Ribeira Grande mündet, ehemals längere Zeit Hauptsitz des Avizordens (s. d.), hat (1878) mit Einschluß von Maranhão (323 E.) und Alcorrego (351 E.) 2112 E.

Avizorden, Militärorden San Bento d'Aviz (Ordem militar de São Bento de Aviz), portug. Orden. König Alfons Ⅰ. genehmigte 1162 eine Verbindung vornehmer Portugiesen zur Bekämpfung der Mauren, die sich die Neue Miliz nannte, später in einen geistlichen Ritterorden verwandelt wurde und vom päpstl. Legaten Joh. von Cirata Statuten erhielt, wonach die Ritter verpflichtet waren, die kath. Religion mit den Waffen zu verteidigen und die Vorschriften der Benediktiner und Cistercienser zu befolgen. Seitdem König Alfons dem Orden Stadt und Festung Aviz in Alemtejo geschenkt hatte, heißt er A. Er stand 1213–1385 unter der Oberhoheit des Großmeisters von Calatrava, später unter einem Administrator und seit 1550 unter der Großmeisterschaft der Könige von Portugal. Königin Maria bildete daraus 1789 einen militär. Verdienstorden in drei Klassen. Das Ritterkreuz besteht aus einem goldgeränderten grünen Kreuze, dessen Balkenenden die Form eines gotischen M haben, und wird im Knopfloche, das Kreuz der Commandeure um den Hals, das der ersten Klasse von der rechten Schulter zur linken Hüfte an grünem Bande getragen. Die beiden obern Klassen heften außerdem einen Stern mit dem Ordenskreuz auf die linke Brust. Der portugiesische A. wurde durch Gesetz vom 20. Okt. 1823 auch für Brasilien übernommen und 9. Sept. 1843 mit qleichen Graden und Ordenszeichen normiert; nur war das grüne Ordensband hier rot gesäumt.

Avlōna oder Awlona (ital. Valona oder Vallona, albanes. Wljones), Seestadt im türk. Wilajet Jannina, Sandschak Berat, in Unteralbanien, Station der Lloyddampfer, an dem zum Adriatischen Meere gehörigen Golf von A., den im S. und SW. die mit dem steilen Kap Glossa oder Linguetta (türk. Karaburun) weit vorspringende Halbinsel des Tschikagebirges, die Akrokeraunische Halbinsel der Alten, begrenzt. Die Stadt liegt in einem schmalen Thale voller Obstbäume, ist Sitz eines griech. Metropoliten, eines griech. Konsuls, hat 6000 E., eine sichere Reede, einen geräumigen Hafen, der den von Stürmen überraschten Schiffen als Zufluchtsstätte dient, sieben zum Teil verfallene Moscheen, eine Straße im ital. Charakter und bietet das Bild trauriger Verkommenheit. Die Einwohner betreiben Massenfabrikation, Fischerei und Salzsiederei, Handel mit