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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Avner; Avocat; Avocatorium; Avocette; Avogadro; Avogadros Gesetz; Avoirdupois

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Avner - Avoirdupois

Öl, Wolle, Lammfellen, Salz, Erdpech, Knoppern, Getreide, Bohnen und Schildkröten, deren oft 40000 Stück zum Verkauf kommen. Infolge der sumpfigen Umgegend herrschen im Sommer arge Fieber. Gegenüber liegt die Insel Saseno (Sason der Alten), im N. gegen die Mündung der Vojuca (Aoos) ein größerer Strandsee. - A., das alte Aulon in Griechisch-Illyrien, spielte im Mittelalter eine Rolle in den normann.-byzant. Kriegen, war stark befestigt, wurde 1464 von den Osmanen und 1690 von den Venetianern erobert, 1691 aber den Osmanen zurückgegeben, nachdem die Citadelle gesprengt worden war.

Avner, s. Avers.

Avocat (frz., spr. awokah), s. Rechtsanwalt.

Avocatorium (lat.), s. Abberufung und Avokatorien.

Avocette (Recurvirostra avocetta. L.), Stelzvogel aus der Familie der Schnepfen (s. d.).

Avogadro, Amedeo Graf A. di Quaregna e Ceretto, der Entdecker des nach ihm benannten Gesetzes (s. Avogadros Gesetz), geb. 9. Aug. 1776 in Turin, studierte dort die Rechte, beschäftigte sich aber als Autodidakt mit dem Studium der Physik und wurde 1809 Professor der Physik am Gymnasium zu Vercelli, 1820 an der Universität Turin. Nach Aufhebung dieses Lehrstuhls wurde er Beamter, jedoch von Karl Albert wieder an die Universität zurückberufen; 1850 zog er sich von der Lehrthätigkeit zurück und starb 9. Juli 1856 in Turin. - Vgl. Botto, Cenni biografici sulla vita e sulle opere di A. Avogadro (Tur. 1858).

Avogadros Gesetz. Auf Grund der Entdeckung Gay-Lussacs, daß sich gasförmige Elemente nach sehr einfachen rationalen Verhältnissen ihrer bei gleicher Temperatur und gleichem Drucke gemessenen Volumen miteinander verbinden, gasförmige Verbindungen nach ebenso einfachen Volumenverhältnissen sich gegenseitig umsetzen, und daß das Gas- oder Dampfvolumen der Produkte der chem. Änderung wieder in einfachem rationalen Verhältnisse zu dem der Ingredienzien steht, schloß Avogadro (s. d.), daß gleiche Gas- oder Dampfvolumen, bei gleicher Temperatur und gleichem Drucke gemessen, gleichviel kleinste Partikelchen (corpuscules, nach heutiger Anschauung Moleküle) enthalten. Ist dieser Satz richtig, so müssen sich die Gewichte gleicher Volumen von Gasen und Dämpfen reiner chem. Körper, die Dampfdichten (Dd), wie die Molekulargewichte (Mg) der letztern verhalten, d. h. für zwei chem. Körper (A und B) sich die Proportion ergeben:

Dd A : Dd B = Mg A : Mg B.

Alsdann muß aber auch

Dd A : Mg A = Dd B : Mg B oder

^[img] und ^[img]

sein. Kennt man einmal den Exponenten des Verhältnisses Mg A / Dd A (derselbe ist 28,94), so muß man das Molekulargewicht eines gasförmigen oder unverändert verdampfbaren chem. Körpers berechnen können, wenn man seine Dampfdichte mit diesem Quotienten multipliziert. Auf Grund von A. G. muß demnach die meist leicht ausführbare Bestimmung der Dampfdichte eines chem. Körpers ein sehr bequemes Hilfsmittel zur Bestimmung seines Molekulargewichts abgeben.

Bald nach Aufstellung dieses Gesetzes wurden Thatsachen gefunden, die demselben zu widersprechen schienen, d. h. es wurden Verbindungen bekannt, deren Dampfdichte nur ein Bruchteil jenes Wertes war, den sie nach der zweifellos feststehenden Molekulargröße hätte haben müssen. Infolgedessen versagte namentlich die Chemie dem Gesetze ihre Anerkennung. Im Verlaufe der Entwicklung der organischen Chemie, welche die Bestimmung der Molekulargewichte ihrer Verbindungen auf rein chem. Wege mit immer wachsender Sicherheit ausdehnte, ergab sich für immer zahlreichere Körper die Gültigkeit von A. G. Ausnahmen, die hier vereinzelt vorkommen, wurden als nur scheinbare nachgewiesen. Sie betrafen stets Verbindungen, die sich beim Übergange in den Dampfzustand regelmäßig in mehrere Moleküle zersetzen und sich aus diesen beim Erkalten wieder zurückbilden, daher ein Vielfaches von dem Raume einnehmen, den sie erfüllen würden, wenn sie unverändert verdampften. Genaue Untersuchungen der übrigen Ausnahmefälle ergaben später für diese ganz ähnliche Ursachen. So sollte z. B. die Dampfdichte des Salmiaks = 1,85 sein, da dessen Formel NH4Cl ^[NH_{4}Cl] und das Molekulargewicht 53,5 ist. Sie wurde jedoch nur etwas mehr als halb so groß, nämlich zu etwa 1,0 gefunden. Da nun Salmiak anscheinend unverändert verdampft und sich beim Abkühlen des Dampfes absolut unverändert wieder abscheidet, so hatte man daraus geschlossen, daß die Moleküle des Salmiaks einen doppelt so großen Raum wie die meisten andern Verbindungen einnehmen. Jetzt fand man, daß der Dampf von 1 Molekül Salmiak ein Gemenge von 1 Molekül Ammoniak und 1 Molekül Salzsäure ist, die man durch Diffusion durch poröse Scheidewände voneinander, wie sonst Gemische verschiedener Gase, zu trennen vermochte. Wenn aber aus dem Molekül NH4Cl ^[NH_{4}Cl] ein Gemenge der neuen Moleküle NH3 ^[NH_{3}] + HCl entsteht, so muß das Dampfvolumen die doppelte Größe von dem unter der Annahme der Bildung von unverändertem Salmiakdampf erwarteten haben. So ist die scheinbare Ausnahme - und in allen andern Fällen stellten sich gleiche Ursachen heraus - zu einer Bestätigung von A. G. geworden. Dasselbe ist heute allgemein anerkannt und hat der chem. Wissenschaft außerordentliche Dienste geleistet und Thatsachen aufgeklärt, die sonst unverständlich geblieben wären. Eine der bedeutendsten Leistungen ist die Bestimmung der Molekulargewichte vieler chem. Elemente in freiem Zustande und der Nachweis, daß ihre Moleküle meist aus mehrern, und in einzelnen Fällen von Allotropie (s. d.) sogar aus verschieden vielen gleichartigen, miteinander chemisch verbundenen Atomen bestehen. So ergiebt z. B. die Dichte des Wasserstoffgases 0,0692 das Molekulargewicht zu 2, während das Atomgewicht = 1 ist, da z. B. das aus der Dampfdichte der Salzsäure (1,26) für diese abgeleitete Molekulargewicht = 36,5 ist, diese Menge aber aus 35,5 Teilen Chlor und 1 Teil Wasserstoff besteht.

Avoirdupois (spr. awoahrdüpoa oder awwerdjupeus, abgek. Acdp.), der Name des engl. Handelsqewichts. Das Pfund (Pound) desselben wird in 16 Unzen (0unces) zu 16 Drachmen (Drams) eingeteilt und hat 7680 Avoirdupoisgrän. Es besitzt eine Schwere von 7000 engl. Troygrän oder453,59265 Gramm = 0,9072 deutschen Pfund. Der Stein (Stone) hat 14 solche Pfund, das Quarter (abgek. Qr.) 28, der Centner (Hundredweight oder Centweight, ab- ^[folgende Seite]