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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Baden (in der Schweiz); Baden (in Österreich)

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Baden (in Österreich) – Baden (in der Schweiz)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Baden (Baden-Baden)'

Litteratur. Frech, Der Kurort B.(Lahr 1870); Biermann, Baden-Baden als Kurort (Heidelb. 1872); Heiligenthal, Die heißen Quellen in Baden-Baden (Bad. 1879); ders., Geschichte der Stadt B. und ihrer Bäder (Karlsr. 1879); Das Friedrichsbad in Baden-Baden (Bad. 1878); Baden-Baden, Wegweiser durch Stadt und Umgegend (12. Aufl., ebd. 1888); Schnars, B. und Umgebung (8. Aufl., ebd. 1894); Baden-Baden und seine Kurmittel. Hg. vom ärztlichen Verein (ebd. 1886); Rheinholdt, Baden-Baden als Kurort (ebd. 1886); Städtebilder: Baden-Baden von Pohl (Zür. 1889); Näher, Die Burgen und Schlösser in der Umgebung von Baden-Baden (Bad. 1889); Löser, Geschichte der Stadt B. (ebd. l891); Kurorte und Heilquellen des Großherzogtums Baden (ebd. 1892); Gilbert, B. und seine Thermen (Wien 1893); Frey, B. als Kurort (Bad. 1894)

Baden. 1) Bezirkshauptmannschaft in Niederösterreich, hat 755,81 qkm, (1890) 102417 (50382 männl., 52035 weibl.) E., darunter 526 Evangelische, 89885 Katholiken, 1221 Israeliten und 684 Militärpersonen; 10890 Häuser, 22850 Wohnparteien, 58 Gemeinden, 103 Ortschaften, und umfaßt die Gerichtsbezirke B., Mödling und Pottenstein.

2) B., auch Baden bei Wien, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft B., schönster Badeort in Niederösterreich, 27 km von Wien, in 203 m Höhe, am Ausgange des Schwechatthales, eines der reizendsten Thäler des Wiener Waldes, an der Linie Wien-Triest der Österr. Südbahn, hat (1890) 13887 (6050 männl., 7837 weibl.), mit der zusammenhängenden Gemeinde Weikersdorf (4503 E.) 18390 E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (296 qkm, 18 Gemeinden, 44 Ortschaften, 41414 E.), ein Landes-Realgymnasium und Obergymnasium mit gewerblicher Fortbildungsschule. Bemerkenswerte Gebäude sind das Rathaus mit sehenswertem Archiv, die spätgot. Stadtpfarrkirche mit alten Grabsteinen und neuern Glasgemälden, das Theater- und Redoutengebäude mit dem interessanten städtischen Rollett-Museum, der neue Kursalon, das Militärhospital und der großartige Aquädukt der Wiener Wasserleitung. Von den 15 Bädern sind zu erwähnen das 1877 vollständig umgebaute Frauen- und Karolinenbad, eins der schönsten Bäder, das Herzogs- und Antonsbad, das Johannsbad, das Theresienbad und die Mineralbade- und Schwimmanstalt. Für Winterkurgäste ist das Herzogs- und Antonsbad im städtischen Herzogshofe eingerichtet. B. (Thermae Pannonicae) war während der Römerherrschaft öffentliches Heilbad, wie durch zahlreiche Funde (Überreste eines großen röm. Dunstbades, röm. Münzen bis auf Valerius Maximus) festgestellt ist. Seine berühmten Heilquellen entspringen zu beiden Seiten des Schwechatbachs, der die Stadt von W. nach O. durchfließt, zum Teil unmittelbar aus den Spalten des dolomitischen Kalks, zum Teil aus dem Gerölle der Fläche. Es giebt 13 selbständige Quellen von 27 bis 36°C.; ihr Wasser gehört zu den erdig-salinischen Schwefelquellen und kommt in seiner Wirkung dem von Aachen sehr nahe, erhitzt aber weniger und ist ärmer an festen hautreizenden Bestandteilen. Zur Hauptquelle, dem «Ursprung» (täglich 8710 hl), führt ein 45 Schritt langer Felsengang in eine geräumige Höhle, wo das heiße Wasser armdick aus dem 6 m tiefen Kessel sprudelt. Die Quellen werden zum Baden, die Römer- oder Ursprungquelle auch zum Trinken benutzt. Die Bäder sind meist Vollbäder, in denen an 150 Personen ↔ beiderlei Geschlechts zusammen baden. Doch bestehen auch Einzelbäder und Einrichtungen zu Schwimmbädern (im Mineral- wie im Flußwasser), Schlammbädern, Ziegen- und Schafmolkenkuren. Man zählt gegen 15000 Kurgäste jährlich. Eine eingehende Analyse der Schwefelthermen von B. wurde von Dr. Schneider und Dr. Kretschy ausgeführt. Vgl. Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien (86. Bd., Jahrg. 1877). Eine Pferdebahn vom Bahnhof bis zur Ruine Rauhenstein im Helenenthale erleichtert den Verkehr mit der nächsten Umgebung.

B. hat schöne Parkanlagen mit 1885 neu erbautem, großem Kurhaus nebst Trinkhalle, Arena (Sommertheater), den Gebäuden der Dampf- und Wannenbäder sowie einer 1874 errichteten Erzbüste des Dichters Grillparzer; in der Umgebung wachsen gute Weine. Die Bergstraße, mit einer Reihe schöner Villen, darunter die des Erzherzogs Rainer, besetzt, zieht sich am linken Thalrande bis gegen die Ruine Rauhenstein hinauf. Ihr gegenüber am rechten Thalrande unter der Schloßruine Rauheneck steht die vom Erzherzog Karl, dem Sieger von Aspern, 1820–23 erbaute und zu Ehren seiner Gemahlin, einer Prinzessin von Nassau-Weilburg, benannte Weilburg, ein mit schönen Gartenanlagen geziertes Schloß, jetzt Sommerwohnung des Erzherzogs Albrecht, mit schöner got. Kirche. Unmittelbar daran schließt sich die Villa des Erzherzogs Wilhelm an, dessen alljährlicher Sommeraufenthalt. Die Umgebung von B. bietet eine Fülle von reizenden Ausflügen, unter denen das waldige Helenenthal mit den Krainerhütten am häufigsten besucht wird. Über die Thalmündung führt der große Aquädukt der Wiener Wasserleitung, 700 m lang, an der höchsten Stelle 22 m hoch, mit 14 Pfeilern. Die Ruinen der Burgen Rauhenstein und Rauheneck, aus dem 12. Jahrh., zu beiden Seiten des Thals, beleben das landschaftliche Bild. Der lohnendste Aussichtspunkt aber ist der Gipfel des «Hohen Lindkogels» (im Volksmund das «Eiserne Thor» genannt, 828 m hoch), auf schönen Waldwegen in 2½ Stunden erreichbar. Oben ein 13 m hoher Aussichtsturm, durch den Freiherrn von Sina errichtet, mit großartiger Rundsicht. An der Stelle der jetzigen Schule bei der Stadtpfarrkirche stand die alte Burg; das dieselbe bewohnende Geschlecht erlosch in der ersten Hälfte des 14. Jahrh. – B. wurde 1480 zur Stadt erhoben und erholte sich sehr rasch von den durch die Ungarn, Türken und Franzosen herbeigeführten Verwüstungen. – Vgl. H. Rollett, Beiträge zur Chronik der Stadt B. bei Wien, I–IV (Baden 1880-91); Bersch, Der Kurort B. in Niederösterreich (7. Aufl., ebd. 1888); Jos. Hoffmann, Der Kurort B. bei Wien (Wien 1882); Jos. Schwarz, Die Heilquellen B.s (2. Aufl., ebd. 1891); Calliano, Prähistor. Funde in der Umgebung von B. (Wien 1894).

Baden. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Aargau, hat (1888) 23122 E., darunter 4781 Evangelische und 246 Israeliten, in 31 Gemeinden. –

2) B. in der Schweiz, zum Unterschiede von Baden-Baden bisweilen auch Oberbaden, in der Schweiz zum Unterschiede von B. in Wallis (Leuk) meist Niederbaden genannt, Hauptstadt des Bezirks B., in 383 m Höhe, links an der Limmat, in romantischer, sehr geschützter Lage, an den Linien Zürich-Turgi-Aarau und Bülach-B. (27 km) der Schweiz. Nordostbahn, hat (1888) 3887 E., darunter 1178 Evangelische und 209 Israeliten, Post, Telegraph, eine kath.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 275.