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Baden-Baden - Bader
(früher Stifts-) Kirche, eine prot. Kirche, eine Synagoge, ein 1349 von der Königin Agnes gegründetes Bürgerspital, ein neues Schulhaus, auf dem Platze des 1841. aufgehobenen und später abgetragenen Kapuzinerklosters erbaut, mit großen Spiel- und Turnplätzen, ein Rathaus mit dem alten Tagsatzungssaale, ein neues Amtshaus, ein neues Bankgebäude, eine alte überdeckte Brücke (359 m) über die Limmat und zwei Bahnhöfe. Das ehemalige Nonnenkloster in der Züricher Vorstadt, als Armenanstalt für Mädchen benutzt, ist 1886 abgebrannt. Neben den 9 Volksschulen besteht eine Knaben- und eine Mädchenbezirks- sowie eine Handwerkerschule. Die Industrie erstreckt sich auf Baumwollspinnerei und Fabrikation von Parkettfußboden und Metallwaren. In der Umgebung findet sich bedeutender Weinbau, dessen Erzeugnisse «Goldwändler» und «Schärtler» besonders beliebt sind. Durch eine prächtige Platanenallee mit freundlichen Villen wird der Ort mit den etwa 700 m entfernten Bädern verbunden, denen B. seinen Namen verdankt. Dieselben liegen nördlich von der Stadt in 350 m Höbe zu bei den Seiten der Limmat, und zwar auf dem rechten Ufer in Ennetbaden «die kleinen», meist von Landleuten der Umgegend benutzt, auf dem linken die elegantern «großen», beide durch eine Gitterbrücke verbunden. Die alkalisch-salinischen Thermen (46-48° C.) entspringen teils am Ufer, teils im Bett der Limmat, liefern in der Minute gegen 720 l Wasser von salzigem Geschmack und leichtem Geruch nach Schwefelwasserstoff und speisen in 18 Quellen, wovon 15 auf die großen Bäder kommen, 650 Badebassins. Sie waren schon den Römern bekannt als Aquae Helvetiae oder Verbigenae und werden gegen gichtische, rheumatische und skrofulöse Leiden angewandt. Die Zahl der jährlichen Kurgäste beträgt gegen 13000. Neben den zahlreichen Hotels besteht ein 1873 im Renaissancestil erbautes Kurhaus mit Kur- und Lesesaal, Sommertheater und prächtigen Parkanlagen. Wie die hier gefundenen röm. Altertümer beweisen, war B. schon im Altertum ein ansehnlicher Platz, den Tacitus («Historiae» I, 67) als einen seiner Heilquellen wegen vielbesuchten Kurort bezeichnet. Die röm. Thermopolis lag aber nicht an der Stelle der jetzigen Stadt, sondern bei den Quellen, und erst nachdem dieselbe um 260 von den Alamannen zerstört war, wurde die Ansiedelung aus dem offenen Thalkessel in die Klus der Limmat zwischen der Lägern und dem Schloßberge verlegt und an der Stelle des röm. Kastells auf dem letztern der «Stein zu B.» erbaut, der, zuerst Sitz der Grafen von B., nacheinander in den Besitz der Grafen von Lenzburg, Kyburg und Habsburg überging. Die Eidgenossen eroberten l415 mit dem übrigen Aargau auch B., der Stein wurde verbrannt, die Stadt und Grafschaft kamen als Vogtei unter gemeineidgenössische Herrschaft, und von 1424 bis 1712 hielten die Eidgenossen hier ihre Tagsatzungen. In diesen Zeitraum fällt die Blütezeit B.s als Kurort; es war damals das bekannteste und besuchteste Bad Europas. Am 8. Sept. 1714 wurde auf dem Rathause von B. der Badener Friede zur Beendigung des Spanischen Erbfolgekrieges und Bestätigung des Utrechter Friedens abgeschlossen. Durch den Umsturz der alten Eidgenossenschaft 1798 wurde B. aus seinem Unterthanenverhältnis befreit und war nun bis 1805, wo Stadt und Grafschaft dem Kanton Aargau einverleibt wurden, Hauptort des Kantons B. der Helvetischen Republik.
Vgl. Diebold, Der Kurort B. in der Schweiz (Winterth. 1861); Minnich, B. in der Schweiz und seine warmen Heilquellen (3. Aufl., Bad. 1873); Fricker, Geschichte der Stadt und Bäder zu B. (Aarau 1880).
3) B., auch Leukerbad genannt, Pfarrdorf im Bezirk Leuk des schweiz. Kantons Wallis, s. Leuk.
Baden-Baden, s. Baden (S. 272 fg.).
Badener Friede, s. Baden (in der Schweiz).
Badenia, Name des 333. Planetoiden.
Badenweiler, Pfarrdorf im Bezirk Müllheim des bad. Kreises Lörrach, 7 km östlich vom Bahnhof Müllheim, nach dem eine elektr. Straßenbahn im Bau ist, in waldreicher Gegend, in 427 m Höhe, am nordwestl. Abhange des durch seine Alpenaussicht bekannten Blauen (1167 m), hat (1890) 579 E., Post, Telegraph, Steuereinnehmern und ist berühmter klimatischer Kurort und geschätztes Thermalbad (jährlich 4-5000Kurgäste). B., welches unter die subalpinen Kurorte zu rechnen ist, zeichnet sich aus durch Gleichmäßigkeit der Temperatur bei Schutz vor rauhen Winden, große Reinheit und mäßigen Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Die mittlere Temperatur beträgt im Winter 1,68, Frühjahr 9,51, Sommer 18,48 und Herbst 10,29° C. Die Thermalquelle entspringt 13 m über dem Orte und gehört durch ihre gleichmäßige Temperatur (26,4° C.) und chem. Zusammensetzung (3,524 feste Bestandteile auf 10l) in die Klasse der indifferenten Thermen. Der Ort war schon zu Römerzeiten als Bad im Gebrauch, wie aus den wohlerhaltenen Ruinen eines röm. Bades (66 m lang, 19,5 m breit) hervorgeht. Nach den aufgefundenen Münzen und sonstigen Altertümern hat das Bad von 124 bis 361 n. Chr. geblüht, bis es nach der Zerstörung (um 368 n. Chr.) in Vergessenheit geriet. Erst im 16. Jahrh, wieder wird B. von mediz. Autoren als Bad genannt. Doch erst 1784 wurden die Ruinen des alten röm. Bades aufgedeckt und der Park begonnen, der, überragt von der alten, im 12. Jahrh. erbauten, 1688 von den Franzosen zerstörten Burg der Zähringer (457 m), südlich durch das 1852 errichtete Kurhaus begrenzt wird.
Innerhalb der Parkanlagen, an dem von der Burgruine gekrönten Kegelberg, steht die 1882 vollendete gedeckte Wandelbahn (45 m lang, 4,45 m breit). Gegenüber dem Kurhause das 1887-89 nach den Plänen von Hemberger in deutscher Renaissance wiederhergestellte großherzogl. Schloß (der frühere, 1586 erbaute «Amthof»), umgeben von ausgedehnten Parkanlagen. Von großer Bedeutung sind die 1875 vollendeten elegant ausgestatteten Bassinbäder (Marmorbad in monumentalem Renaissancebau und offenes Bad); die Größe der Bassins, durch die das Thermalwasser (725l in der Minute) stets zu- und abfließt, übertrifft die alten um das Dreifache. Seit 1869 hat B. eine Wasserleitung vom Hochblauen, ferner seit 1888 eine Gasanstalt, durch die 900 Flammen gespeist werden.
Vgl. Leibnitz, Die röm. Bäder bei B. (Lpz. 1856); Wever, Chronik von B. (Badenw. 1869): ders., Der klimatische und Molken-Kurort B. mit seinen Umgebungen (5. Aufl., Freib. i. Br. 1880); Thomas, B. und seine Heil mittel (2. Aufl., Müllheim 1878); Siegel, Die neuen Bassinbäder in B. (Badenw. 1878); Thomas, B. im bad. Schwarzwalde (4. Aufl., illustriert ausgegeben durch das Badekomitee 1888).
Bader, ursprünglich die Inhaber von Badestuben. Das warme Baden war im Mittelalter eine in Deutschland ganz allgemein verbreitete Sitte und ward als unentbehrliches Lebensbedürfnis betrachtet;