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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Badersleben; Badeschwamm; Badewanne

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Badersleben - Badewanne

man benutzte, wie jetzt noch im Orient, den Besuch einer Badestube, um mancherlei körperliche Säuberungen, Abnehmen oder Stutzen des Bartes, Verschneiden der Haare und der Nägel u. dgl. vornehmen zu lassen. Die Badeknechte reinigten den Körper der Gäste in jeder Beziehung. Sie griffen auch in das ärztliche Gebiet ein, indem sie schröpften, Hautkrankheiten und offene Schäden behandelten. Sodann zogen diese Badeknechte mit ins Feld, wo sie sich mit Bartscheren (daher Feldscherer) und der Pflege der Verwundeten abgaben, und diese beiden Beschäftigungen pflegten sie auch nach der Rückkehr in die friedlichen Verhältnisse zu betreiben. Von ihnen zweigte sich die besondere Zunft der Barbiere (von barbaris, Bartscherer) ab, die mit den eigentlichen B. in Bezug auf die Pflege des Bartes in Konkurrenz trat und sich das Vorrecht errang, auch außer der Barbierstube barbieren zu dürfen, während die B. auf ihre Badestube beschränkt blieben. Beide Gewerbe galten lange als anrüchig, weil man die Dienste, die sie für Geld am Körper anderer verrichteten, für unehrenhaft und sklavisch ansah und die wachsende Zügellosigkeit in den Badestuben Besitzer von solchen in üblen Ruf brachte. Schon König Wenzel suchte sie 1406 durch ein Privileg ehrlich zu machen, indessen ohne viel Erfolg, desgleichen die Reichspolizeiordnungen von 1548 und 1577; ja noch 1731 wurden Reichstagsverordnungen gegen diese Anrüchigkeit erlassen, die sich verlor, seit die Barbiere mehr und mehr zugleich als Chirurgen auftraten und, neben Schröpfen und Aderlassen, auch Wunden und äußere Schäden behandelten, woneben immer noch das Barbieren eine einträgliche Seite ihres Gewerbes blieb. In einzelnen Gegenden, namentlich in Süddeutschland, nehmen die B. auf dem Lande noch fast ganz die alte Stellung ein, sind angesehen und werden vom Volke «Doktor» tituliert. Über die neuern Verhältnisse des Barbiergewerbes s. Barbier.

Vgl. Benecke, Von unehrlichen Leuten (2. Aufl., Berl. 1889).

Badersleben, Dorf im Kreis Oschersleben des preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, an der Nebenlinie Jerxheim-Nienhagen der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 1822 E., Postagentur, Telegraph, Fernsprech Verbindung, evang. und kath. Pfarrkirche, eine Ackerbauschule im frühern Kloster Marienbeck (1479), einen landwirtschaftlichen Verein für B. und Umgegend; Zuckerfabrik, Dampfmolkerei, Dampfziegelei und niedrere Steinbrüche.

Badeschwamm (Euspongia officinalis Bronn.) oder Waschschwamm, eine zu der Gruppe der Hornschwämme gehörige Gattung der Spongien oder Schwämme (s. d.), deren aus feinen elastischen Hornfasern bestehende Skelettmasse, von den Weichteilen des lebenden Tierkörpers und den eingeschlossenen Fremdkörpern gereinigt, in den Handel gebracht wird. Im Leben ist der B. ein auf dem Meeresboden festsitzender Organismus, der meist als ein Tierstock, d. h. die Vereinigung einer Mehrheit von Individuen zu betrachten ist.

Die Verwendbarkeit des B. beruht auf der Fähigkeit seines Skelettes, auswaschbar zu sein, Flüssigkeiten mit großer Kraft und Raschheit anzusaugen und, ausgedrückt, ebenso rasch in seine frühere Form zurückzukehren. Dazu kommt die Widerstandsfähigkeit feiner hornigen, dem Chitin verwandten Substanz, des sog. Spongins, das eine lange Benutzung ermöglicht. Diese kaum durch ein Surrogat zu ersetzenden Eigenschaften machen den B. zu einem wichtigen Handelsartikel. Vorzugsweise ^ stammt der B. aus dem Mittelmeere. Die Schwammfischerei wird besonders in der Levante, an der dalmatin. Küste, den griech. Inseln und längs der afrik. Nordküste betrieben. Hierbei werden die Schwämme entweder vom Boote aus mit gabelartigen, an lange Stangen befestigten Geräten aus geringer Tiefe (6-15 m) gefischt oder mit Schleppnetzen, an einigen Orten auch durch geübte Taucher heraufgeholt. Das gewonnene Material wird zunächst in Wasser der Fäulnis überlassen, wobei sich, wie bei den meisten Schwämmen, ein penetranter Geruch entwickelt; sodann folgt das Auswaschen durch wiederholtes Kneten und öfteres sorgfältiges Trocknen an der Luft. Die Kalkeinschlüsse werden durch Einlegen in eine schwache Säure entfernt, die schöne gelbe Farbe der Toilettenschwämme wird durch Bleichen (früher mittels schwefliger Säure, jetzt meist mit Wasserstoffsuperoxyd) und manchmal durch Färben erzielt. Im Handel wird eine Anzahl von Sorten unterschieden, wie die feinen, becherförmigen, sehr weichen B. aus Syrien (levantischer Schwamm), die etwas festern, platten Zimoccaschwämme aus Griechenland, die grobmaschigen, laibförmigen Pferdeschwämme aus Dalmatien und Algier und andere. Auch aus dem Roten Meere kommen B., die geringste Sorte bilden die Bahamaschwämme aus Westindien; sie haben am Grunde meist eine starke braunrote Färbung. - Bei dem langsamen. Wachstum des B. lag es nahe, der durch eine rohe und planlose Fischerei verschuldeten Verarmung der Schwammgründe mit Versuchen künstlicher Schwammzucht entgegenzuarbeiten. Dieselbe wurde auch von einem der hervorragendsten Spongienforscher, Oskar Schmidt, in Dalmatien versucht, aber mit geringem Erfolge. Er zerschnitt die lebenden Schwämme mit scharfem Messer in Stücke und befestigte dieselben mittels kleiner Holzpflöcke am Boden durchlöcherter Holzkästen, welche geschlossen und mit Steinen beschwert, auf den Seeboden 2,5-3,2 m versenkt wurden. Schon nach einer Woche waren solche Schwammstücke angewachsen und in voller Fortentwicklung begriffen, indem jedes Stück sich zu einem neuen Schwamme von brauchbarer Form ausbildete. Doch sind diese Versuche leider teils durch den Bohrwurm (s. d.), der die Hölzer zerstörte, teils durch die Mißgunst und Indolenz der Fischer geschädigt worden und haben bis jetzt trotz der Bedeutung der Sache keine Wiederholung erfahren. Der Hauptmarkt für den B. ist Triest. Er bildet dort einen starken Ausfuhrartikel, im Durchschnitt 336000 kg jährlich. Andere nicht unbedeutende Schwammmärkte sind: Smyrna, Tripolis, Venedig, Livorno und für die amerik. Sorten London. Außer seiner bekannten Verwendung hat der B. früher als gebrannter Schwamm (Spongia usta, Carbo spongiae) ein offizinelles Mittel gegen den Kropf geliefert. Nach der Entdeckung, daß Jod dessen wirksamer Bestandteil sei, ist jener Gebrauch abgekommen. In der Chirurgie und Gynäkologie bedient man sich der Preßschwämme (s. d.).

Vgl. von Eckhel, Der B. (Triest 1874).

Badewanne. Die Anforderungen, welche die Hygieine an eine B. stellt, bestehen in der Hauptsache darin, daß dieselbe genügend geräumig ist und jederzeit schnell und sauber gereinigt und nach Erfordern gut desinfiziert werden kann. Für den Erwachsenen soll die Länge der B. mindestens 1,45 m, die Höbe 0,65 m, die Breite in der Ebene des obern