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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Badezimmer - Badische Weine

freien Randen am Kopfende 0,65 m und am Fußende 0,45 m, dagegen am Boden beim Kopfende 0,58 m und am Fußende 0,43 m betragen. Das Material der B. besteht am besten aus Marmortafeln oder aus Steingutfliesen, wo diese nicht zu beschaffen, aus Kupfer oder emailliertem Eisen. Zinkwannen vertragen weder Salz- noch Schwefelbäder und müssen durch häufiges Scheuern mit Zinnsand und Soda sauber gehalten werden. Holzwannen sind nur im Notfall zu verwenden. Ist die B. von ansteckenden Kranken benutzt worden, so ist sie behufs Desinfektion zunächst mit Sublimatlösung (1 Teil Sublimat auf 5000 Teile Wasser) gründlich abzubürsten, sowie unmittelbar darauf mit Schmierseifenlauge (15 g Schmierseife in 10 l Wasser aufgelöst) abzuseifen.

Badezimmer. Die Einrichtung eines B. gehört jetzt mehr und mehr zu den Bedürfnissen einer größern Wohnung. Die einfachste Einrichtung ist das Einstellen einer Badewanne in eine Nische. Für warme Bäder mit starker Dampfentwicklung bedarf es eines gesonderten, leicht zu lüftenden Raumes, ähnlich der Helle der Badeanstalten (s. Tafel: Bäder II, Fig. 3 u. 9). Besonders geeignet sind überwölbte Gelasse im Erdgeschoß, wenn sie nicht zu kühl liegen. Dort kann man auch die Badewanne versenken, d. h. in den Boden einlassen, wodurch das Einsteigen wesentlich erleichtert wird. Besondere Badeöfen zur Heizung des Raumes und Erwärmung des Wassers, Röhrenverbindung für kalte und warme Leitungen, Douchen gehören zur Vervollkommnung eines B. Die Fußböden und Wände belegt man am besten mit Fliesen, den Wänden giebt man auch einen dauerhaften Ölanstrich.

Badgastein, s. Gastein.

Bad Hall, s. Hall.

Badia («Abtei»), Name mehrerer Orte in Italien; darunter: 1) B. Polesine, Hauptstadt des Distrikts B. (23856 E.) in der Provinz Rovigo, 22 km westlich von Rovigo, am Adigetto, einem rechten Seitenarme der Etsch, und an der Linie Rovigo-Adria-Chioggia des Adriatischen Netzes, hat (1881) 3755, als Gemeinde 6383 E., Post, Telegraph, Fayencefabrikation und Seidenspinnerei. - 2) B. Calavena, Markt im Distrikt Tregnago der ital. Provinz Verona, 24 km nordöstlich von Verona, Hauptort des Gebietes der «Dreizehn Gemeinden» (Tredici comuni, s. Comuni), hat (1881) 604, als Gemeinde 2554 E. - B. oder Abtei heißt auch die aus drei Dörfern (Abtei, Stern, St. Cassian) bestehende Gemeinde in der österr. Bezirkshauptmannschaft Bruneck in Tirol, in der obersten Thalstufe des Gaderthals der südtirol. Dolomitalpen, östlich überragt von dem Kreuzkofel (2911 m). Die Umgegend, namentlich bei St. Cassian, ist berühmt durch ihre Versteinerungen. Die Bewohner (Badioten) sprechen einen ostladinischen Dialekt.

Badigeon (frz., spr. -dischong), ein aus gelöschtem Kalk und Steinmehl oder Ocker gemischter, dem Steinmörtel ähnlicher Anstrich. Der italienische B., auch Mormillo genannt, ist ein Putz aus Kalk mit Spanischweiß und Farbenzusatz, der schichtweise aufgetragen und dann mit einer scharfen Bürste oder einem wollenen Lappen gerieben wird, bis er den gewünschten Glanz erhält.

Badin (frz., spr. -däng), Schäker, Possenreißer; Badinage (spr. -nahsch), Badinerie (spr. -din'rih), Schäkerei, Scherz; Badine, Schäkerin, Rohrstöckchen, feine Zange; badinieren, schäkern, scherzen.

Badinguet (spr. -dänggeh), Spottname Napoleons III.

Badioten, s. Badia.

Badische Bank, Notenbank mit dem Sitze in Mannheim, 25. März 1870 auf 25 Jahre mit einem Aktienkapital von 9 Mill. M. begründet. 1892 wurde die Dauer bis 1920 verlängert. 1871 wurde das Kapital auf 16 Mill. M. erhöht, aber durch Rückzahlung von 50 Proz.=300 M. auf jede Aktie vom 1. Jan. 1877 ab auf 9 Mill. M. herabgesetzt. Sie darf bis 27 Mill. M. Noten ausgeben; davon 10 Mill. M. durch Barvorrat nicht gedeckt. Ihre Noten werden von allen bad. Staatskassen in Zahlung genommen. Die Rentabilität der Aktien betrug 1871-93: 5, 6, 7, 6⅓, 5¾, 4, 4½, 5, 4½, 5, 4½, 5⅙, 5 9/10, 6⅓, 5½, 5, 5, 4, 4, 4, 4¾, 6, 6, 4, 5½ Proz. Gewinnanteil des bad. Staates (nur wenn die Aktien über 5 Proz. Dividende erhalten): 1876-79=0; 1880-83: 2626, 20418, 31531, 11853 M.; 1884-89=0; 1890-91: 22885, 20430 M.; 1892=0; 1893:11434 M.

Badische Eisenbahnen. Die in Baden gelegenen Bahnen hatten (1. Jan. 1891) eine Länge von 1562,2 km, darunter 1484,3 km mit Normal- und 77,9 km mit Schmalspur. Von erstern sind 1285,8 km Bad. Staatsbahnen einschließlich Anteil an der Main-Neckarbahn (38,8 km), 92,9 km Württemb. Staatsbahnen, 70,8 km Privatbahnen im Staatsbetrieb, 27 km gehören der Hess. Ludwigsbahn und 7,8 km der Schweiz. Nordostbahn. Die Staatsbahnen (1. Jan. 1891: 1355,5 km) stehen unter der Generaldirektion der großherzogl. Bad. Staatseisenbahnen zu Karlsruhe. Die Stammbahn von Mannheim über Heidelberg, Karlsruhe, Rastatt, Freiburg und Müllheim bis zur Schweizer Grenze bei Basel (267,52 km) ist auf Grund des Gesetzes vom 29. März 1838 erbaut und in den Jahren 1840 bis 1851 eröffnet worden. Die Spurweite betrug ursprünglich 1,60 m, der Umbau auf die normale Spur (1,435 m) erfolgte 1854 und 1855. Später wurde die Bahn über Säckingen und Singen nach Konstanz fortgesetzt (146,76 km); in Singen schließt die Schwarzwaldbahn nach Offenburg an (149,16 km), von Heidelberg geht ein Zweig über Neckargemünd und Eberbach nach der bayr. Grenze in der Richtung auf Würzburg (134,95 km), woran sich noch weitere Zweigbahnen anschließen. Baden war nach Braunschweig (s. Braunschweigische Eisenbahnen) der erste deutsche Staat, der Eisenbahnen auf Staatskosten baute und betrieb. Die normalspurigen Bad. Privatbahnen stehen ebenfalls unter der Verwaltung der großherzogl. Generaldirektion. (S. Deutsche Eisenbahnen.)

Badische landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft zu Karlsruhe, s. Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaften.

Badische Weine. Diese Weine gehören im allgemeinen zu den mittlern und kleinen und sind in ihrer Heimat und den angrenzenden Gebieten als Tischweine beliebt, aber nur wenige haben ein größeres Absatzgebiet. Am bekanntesten sind der rote burgunderähnliche Affenthaler aus der Ortenau und der Markgräfler aus dem Markgrafentum. Von den Weinen der Bergstraße sind die weißen Rieslingweine und auch einige rote, z. B. der von Lützelsachsen, zu nennen, unter den Main- und Tauberweinen der Marbacher und Wertheimer, unter den Weinen des Breisgaus der Kaiserstühler und Glotterthäler, sowie von denen des Seelandes der rote Meersburger. Weinmärkte, die früher in Offenburg, Müllheim, Bühl, Tauberbischofsheim, Wein-^[folgende Seite]