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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Baltzer; Baltzer (Wilh. Eduard); Baluba; Balucki; Balumbo; Baluster; Balustrade; Balutschistan; Baluze

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Baltzer – Baluze

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Baltschik'

von Käse und Landesprodukten und einen großen Viehmarkt im Juni. Vom 4. bis 6. Sept. 1854 ging von B. und Varna aus die franz.-engl.-türk. Armee unter Marschall St. Arnaud nach der Krim ab.

Baltzer, Joh. Baptist, kath Theolog, geb. 16. Juli 1803 zu Andernach studierte 1823–27 zu Bonn, ward 1829 Priester, 1830 Professor der Theologie zu Breslau, 1846 zugleich Mitglied des Domkapitels. Zuerst entschiedener Anhänger von Hermes, schrieb B. «Hinweisungen auf den Grundcharakter des Hermesischen Systems» (Bonn 1832) und «Über die Entstehung religiöser Gegensätze im Katholicismus und Protestantismus» (ebd. 1833), sagte sich aber mit der Schrift «Beiträge zur Vermittelung eines richtigen Urteils über Katholicismus und Protestantismus» (2 Hefte, Bresl. 1839–40) von demselben los und schloß sich an die Spekulationen Anton Günthers an. Zu deren Verteidigung schrieb B. die «Theol. Briefe» (1. Serie, Mainz 1844; 2. Serie, Bresl. 1845) und die «Neuen theol. Briefe» (1. und 2. Serie, Bresl. 1853), unterwarf sich jedoch 1857 dem päpstl. Verwerfungsdekret. Infolge seiner Lehrabweichungen und eines Streites mit dem Domkapitel wurde B. 1862 suspendiert. Während des Vatikanischen Konzils war er Gegner der päpstl. Unfehlbarkeit und wirkte für die altkath. Sache in Schlesien. Er starb 1. Okt. 1871 in Bonn. Von seinen Schriften sind noch zu nennen: «Die biblische Schöpfungsgeschichte» (2 Bde., Lpz.1867–73) und «Über die Anfänge der Organismen» (Paderb. 1869; 4. Aufl. 1873). – Vgl. die Biographien von Friedberg (Lpz. 1873) und Melzer (Bonn 1877).

Baltzer, Wilh. Eduard, Vertreter der Freien Gemeinden, geb. 24. Okt. 1814 zu Hohenleine im Reg.-Bez. Merseburg, studierte seit 1834 in Leipzig und Halle, war darauf Hauslehrer, ging 1841 als Diakonus nach Delitzsch, wurde 1846 zum Oberpfarrer in Nordhausen gewählt, aber vom Konsistorium nicht bestätigt, worauf er daselbst 1847 eine «Freie Gemeinde» gründete. B. war Mitglied des Frankfurter Vorparlaments und der preuß. Nationalversammlung, in der er zur Partei Waldeck gehörte. Sein Amt als Sprecher der Freien Gemeinde legte er 1881 nieder und zog sich nach Grötzingen bei Durlach zurück, wo er 24. Juni 1887 starb. In seinen spätern Jahren war B. ein eifriger Apostel des Vegetarianismus; er begründete 1868 zu Nordhausen einen «Verein von Freunden der natürlichen Lebensweise» und ein seitdem alljährlich erscheinendes «Vereinsblatt». Von seinen Schriften sind zu nennen: «Das sog. Apostolische Glaubensbekenntnis» (Lpz. 1847), «Alte und neue Weltanschauung» (4 Bde., Nordh. 1850–59; 2.Aufl., Rudolst. 1859–81), «Das Leben Jesu» (2. Aufl., Nordh. 1861), «Allgemeine Religionsgeschichte» (ebd. 1854), «Gott, Welt und Mensch. Grundlinien der Religionswissenschaft in ihrer neuen Stellung und Gestaltung» (ebd. 1869; 2. Aufl., Lpz. 1879), «Liederbuch für Freie religiöse Gemeinden» (Nordh. 1863), «Religionslehrbücher für Schule und Haus Freier Gemeinden» (3 Abteil., ebd. 1853–61), «Die natürliche Lebensweise» (4 Bde., 2. und 3. Aufl., ebd. 1382–86), «Vegetarianisches Kochbuch» (11. Aufl., ebd. 1893).

Baluba, Negerstamm in Centralafrika, scheint sich vom Moerosee und Kassongos Reich allmählich nach Nordwesten ausgebreitet und Wohnsitze am mittlern Lulua und Sankuru (Seitenflüsse des Kassai) eingenommen zu haben. Die B. sind die schönsten ↔ und kräftigsten Neger, breitbrüstig, starkknochig, muskulös (vgl. Tafel: Afrikanische Völkertypen, Fig. 4). Einen Stamm derselben, die Bassongo, lernte Wißmann 1881 zwischen Sankuru und Lubefu kennen; er war erstaunt, hier ein Volk zu finden, das, ohne je mit arab. oder europ. Kultur in Berührung gekommen zu sein, so viel Kunstvolles und Brauchbares in Kupfer- und Eisenbearbeitung, Töpferei und Weberei und Tüchtiges im Ackerbau leistete (vgl. Tafel: Afrikanische Kultur I, Fig.7; II, Fig. 1). Viereckige Häuser mit reizenden Gärten fügen sich zu 5 Stunden langen Dorfschaften mit 15000 E. zusammen. Aus den B., die sich an den Ufern des Lulua mit den ursprünglichen Bewohnern vermischten, ging eine minder stattliche Rasse hervor, die Baschilange (s. d.).

Bałucki (spr. -uzki), Michael, poln. Schriftsteller, geb. 29. Sept. 1837 in Krakau, brachte, in die Untersuchung wegen des poln. Aufstandes 1863 verwickelt, ein Jahr im Gefängnis zu und lebte meist in Krakau. Er schrieb anfangs unter dem Pseudonym Elpidon. Die Tendenz seiner Schriften ist demokratisch und satirisch, besonders verspottet er die Mängel der poln. Gesellschaft und ihre Vorurteile. Am populärsten ist B. durch seine Romane: «Die Geweckten» (1864), «Die Alten und die Jungen» (1866), «Das Leben unter Ruinen» (l870), «Die Nichte des Propstes» (1871), «Um eine Hufe Landes» (1872), «Ein weißer Mohr», «Glänzendes Elend», «Der letzte Einsatz», «Herrschaftliche Ahnen», «Roman ohne Liebe», «Sabina», «Von Lager zu Lager», «Die Jüdin» u. a. Ferner schrieb er Komödien: «Die Jagd nach einem Manne», «Die Räte des Herrn Rats», «Die Emancipierte» und besonders «Das offene Haus» u. a.; zwei Bändchen Gedichte (1872 u. 1888), «Die Frauen der Dramen Slowackis» und «Über die poln. Litteratur». Ins Deutsche übersetzt sind: «Der Gemeinderat» (im «Wiener Theaterrepertoire», 1880) und «Fräulein Valerie» (Bresl. 1891).

Balumbo, s. Gabun.

Baluster, s. Balustrade.

Balustrāde (frz.), Dockengeländer, Dockenbrüstung, ein Brüstungsgeländer, das im wesentlichen aus Balustern (Docken), d. h. säulenartigen, reich profilierten, meist gedrehten Stützen zwischen starken Pfeilern besteht und vorzüglich zum seitlichen Abschluß erhöhter Plätze, Altane, Terrassen, Balkons, Treppen, aber auch als Attika (s. d.) über dem Hauptgesimse von Gebäuden angewendet wird. Sie wird aus Stein und dessen Surrogaten, aus Holz und Metall hergestellt. – Im weitern Sinn, jedoch nicht ganz richtig, bezeichnet man mit B. auch jede Brustwehr, sie möge aus massivem oder durchbrochenem Mauerwerk, metallenem Gitter oder hölzernem Stabwerk bestehen.

Balutschistan, s. Belutschistan.

Baluze (spr. -lühs'), Etienne, franz. Geschichtsforscher, geb. 24. Dez. 1630 zu Tulle, studierte zu Toulouse zunächst Jurisprudenz, später Geschichte, ward 1667 von Colbert zu seinem Bibliothekar, 1668 zum Professor des kanonischen Rechts am königl. Kollegium, 1707 zum Direktor der Anstalt ernannt. Wegen seiner «Histoire généalogique de la maison d'Auvergne» (2 Bde., Par. 1708) ward B. 1710 seiner Ämter beraubt und aus Paris verbannt, 1713 zwar zurückberufen, aber in seine Stellung nicht wieder eingesetzt. Er starb 28. Juli 1718. In der Kritik kirchengeschichtlicher und kanonistischer Dokumente erwarb sich B. hohes Ansehen.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 346.