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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bär

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Bär (Fallblock) - Bär (Sternbild)

Bär, der Fallblock der Rammen (Rammbär) oder der Fallhämmer, speciell der Dampfhämmer, bei denen der B. mit einer stählernen Bahn versehen ist, in seitlichen Führungen auf und nieder geht und oft bedeutendes Gewicht hat (s. Dampfhammer). - B. in der Befestigungkunst, s. Batardeau.

Bär (Ursus), die typische Gattung einer ziemlich zahlreichen Familie der Raubtiere, der B. (Ursidae), deren Gebiß sich durch die großen, zuweilen lappig eingekerbten Schneidezähne, die dicken, kurzkronigen, aber langbewurzelten Eckzähne, die kleinen, oft ausfallenden Lückenzähne, den schwachen Reißzahn und die stumpfen, höckerigen Backenzähne auszeichnet. Mit Ausnahme der Eisbären sind auch alle Arten mehr oder minder pflanzenfressend. Die meisten B. sind plumpgebaute Tiere, mit langhaarigem Pelze, fünfzehigen, mit starken Krallen bewaffneten Füßen, stumpfer Schnauze und verlängertem, beweglichen: Nasenknorpel. Von den meisten übrigen Raubtieren unterscheiden sich die B. und ihre Verwandten dadurch, daß sie mit der ganzen Sohle auftreten, so daß ihre Sohlen und Fußstapfen einige Ähnlichkeit mit denjenigen des Menschen darbieten. Man betrachtet sie deshalb als die typischen Formen der Sohlengänger (Plantigrada) und teilt sie in zwei Gruppen, die eigentlichen B. oder Großbären (Ursina), mit kurzem Schwänze, meist von beträchtlicher Größe, und die Kleinbären (Subursina), meist kleinere Tiere mit langem Schwänze. Die meisten klettern geschickt. Die bekannteste Art unter den Großbären ist der braune oder gemeine B. (Ursus arctos L., s. Tafel: Bären 1, Fig. 2) mit konverer Stirn, braunem und, solange er jung ist, sehr wolligem Pelze, heimisch in verschiedenen Ländern von Europa und Asien. Seine Nahrung besteht in der Jugend in Vegetabilien, nachher in Fleisch; dock frißt er auch mit Vorliebe Honig. Er wird 1,5-2 m lang und wiegt oft gegen 200 kg. Die Brunft, Bärzeit genannt, fällt in den Mai und währt etwa einen Monat. Nach achtmonatiger Tragzeit wirft die Bärin im Januar zwei Junge, die an Größe etwa einem Eichhorn gleichkommen. Man jagt den B. des Pelzes (s. Bärenfelle) und Fettes wegen- doch ist auch sein Fleisch eßbar, ja die Tatzen und Schinken gelten als Leckerbissen. Jung kann man ihn zu allerlei Künsten abrichten; eine Gruppe B. bietet einen possierlichen Anblick. Das Stück wird mit etwa 100 M. bezahlt und mit Milch, Brot, Wurzeln, Obst u. dgl. ernährt. Später giebt man auch Fleisch und kann damit die B. oft mehrere Jahrzehnte lebend halten. Die gelblich gefärbten heißen Honigbären, die silbergrauen Silberbären. Varietäten des braunen B. scheinen der Isabellbär in Syrien und der Halsbandbär in Nordasien zu sein. Dagegen ist der Grisly oder Grizzlibär, Ursus horribilis Ord. (Ursus cinereus Desmn., Ursus ferox Geoffr.), in den Felsengebirgen Nordamerikas entschieden eine besondere Art, die dem ausgestorbenen Höhlenbären (s. d.) am nächsten steht weit größer und stärker als der braune B. ist. Derselbe gelangt nur selten in die europ. Tiergärten und steht dementsprechend auch höher im Preise als sein altweltlicher Verwandter. Der ebenfalls in Nordamerika heimische Baribal (Ursus americanus Pallas), mit platter Stirn, schwarzem Pelz und gelber Schnauze, dessen Nahrung meist in Früchten besteht und der ein sehr gutmütiges Tier ist, wird häufig in Menagerien und zoolog. Gärten getroffen und pflanzt sich dort wie der braune und Grizzlibär leicht fort. Der Preis für ein erwachsenes Paar beträgt etwa 600 M. In den Anden Südamerikas tritt an Stelle des Baribals der Brillenbär (Ursus ornatus Cuv.), mit gleichfalls schwarzem Pelze und weißer brillenartiger Zeichnung um die Augen. Derselbe gelangt nur selten in die Gefangenschaft und das Paar wird bei europ. Tierhändlern mit 800-1000 M. bezahlt. Der schlanke japan. und tibetan. Kragenbär oder Kuma (Ursus tibetanus Cuv.) mit einem Y-förmigen weißen Flecke oberhalb der Brust kommt ihm am nächsten. Ähnliche weiße Halskragen besitzen die kleinen, wie Affen kletternden südasiat. Sonnenbären (Heliarctos). Eigenartig sind ferner der in Ostindien und Ceylon einheimische Lippenbär (Ursus labiatus Desm., s. Tafel: Bären II, Fig. 2) mit langer, sehr beweglicher, rüsselförmiger Schnauze, zottiger Mähne und ungeheuern Sichelkrallen (der Ours jongleur der Franzosen), der im Alter leicht die Schneidezähne verliert und wegen dieses Mangels lange Zeit für ein Faultier gehalten wurde, sowie der Eisbär (s. d., Ursus oder Thalassarctos maritimus Desm., s. Tafel: Bären I, Fig. 1). Zu den Kleinbären gehören der Waschbär, Marderbär, Katzenbär, Nasenbär (s. Tafel: Bären II, Fig. 5, 1, 3, 4) und der Wickelbär, die sich weiter als die angeführten von der typischen Gattung entfernen und in Amerika und Asien heimisch sind.

Als Wappentier kommt der B. namentlich in der Schweizer und deutschen Heraldik vor, ist häufig als sog. redendes Wappen, z. B. bei den Familien von Behr, von Bar und den Städten Berlin, Bern, Bernburg u. s. w. Er erscheint meist schwarz, häufig auch silbern, seltener rot oder andersfarbig, kommt aufgerichtet, schreitend und fangbereit vor und ist bisweilen gekrönt, mit Kette oder Halsband angethan. Oft hält er auch eine Art wie ein Tanzbär, eine Hellebarde wie ein Landsknecht, oder einen andern Gegenstand. Halbe B., Bärenköpfe und Bärentatzen, letztere einfach, doppelt nebeneinander oder über Kreuz gelegt, oder auch dreifach zusammengestellt, finden sich auf Schild und Helm ebenso häufig vor wie die ganze Figur.

Bär, australischer (Phascolarctus cinereus Gray), soviel wie Koala (s. d.).

Bär, Name mehrerer Schmetterlinge, deren Raupen mit langen Haaren bedeckt sind, s. Bärspinner.

Bär, Name zweier Sternbilder am nördl. Himmel. Der Große B. (eigentlich Bärin, lat. Ursa major) ist charakterisiert durch die sieben auch als Großer Himmelswagen bezeichneten Sterne. Legt man durch die Sterne α und β des Großen B. (s. Tafel: Sternkarte des nördlichen Himmels) eine gerade Linie, so trifft diese in der etwa fünffachen Entfernung α β über α hinaus auf den Polarstern. Das Sternbild enthält einen von W. Herschel entdeckten Doppelstern, ζ Ursae majoris, von 60,8 Jahren Umlaufszeit, der seit seiner Entdeckung schon mehr als einen ganzen Umlauf vollendet hat. (S. Alcor und Star-drift.) Von den Sternen des Kleinen B. sind sieben sehr ungleich helle, in ähnlicher Weise wie beim Großen B. gestellt und werden daher auch als Kleiner Himmelswagen bezeichnet. Der Polarstern ist einer von diesen. Schon in den ältesten Zeiten richteten die Seefahrer sich nach dem B. Nach der griech. Mythe wurde Kallisto (s. d.) samt ihrem Sohne (dem Kleinen B.) an den Himmel versetzt.