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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Barock; Baroda; Barograph; Barolo; Baromakrometer; Barometer

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Barock - Barometer

Körper die absolutistische Politik Napoleons III., mußte aber im Juli 1869, als der Kaiser konstitutionelle Reformen in Aussicht stellte und zu deren Verwirklichung das Ministerium Ollivier bildete, seinen doppelten Ministerposten niederlegen. Beim Sturze des zweiten Kaiserreichs flüchtete sich B. nach Jersey, wo er 29. Okt. 1870 starb.

Barock, ein Wort von dunkelm Ursprung, frz. baroque; es wird abgeleitet vom lat. verruca, Warze, Höcker, kleiner Fehler, und bedeutet nach Roland de Virloys: unregelmäßig in der Form; im Portugiesischen heißt barroco unregelmäßig geformte Perle; mit roc, Felsen, hängt es wohl nicht zusammen, noch weniger mit dein Maler Baroccio. Das Wort wurde zunächst in Frankreich auf die Architektur angewendet, und bezeichnet den Baustil, in den sich der ital. Renaissancestil auflöst. Er kennzeichnet sich durch den Übergang vom Strengen zum Freien und Malerischen, vom Geformten zum Formlosen. Als Vater des Barockstils gilt Michelangelo Buonarroti, als Geburtsstätte Rom; Hauptmeister des Barockstils sind ferner Antonio da Sangallo, Vignola, Giacomo della Porta, Maderna, Bernini, Borromini. Zur Entstehungszeit hieß der Stil in Italien die moderne Manier. Merkmale des Barockstils: man komponiert nach Massen von Licht und Schatten auf den Eindruck der Bewegung hin, zieht die kleinern Glieder zu größern zusammen, sucht durch kolossale Größe im ganzen und einzelnen, durch weite Ausladungen, durch breite, schwere, nicht voll durchgegliederte Massenhaftigkeit zu wirken; die Formen werden abgestumpft, erweicht, gerundet, wulstig, der Pfeiler herrscht vor, die Glieder werden vervielfacht (Pilasterbündel), die horizontale Linie wird aufgelöst, die Formen werden gebrochen (verkröpfte Pfeiler und Architrave, gebrochene und geschweifte Giebel, gedrückte Bogen, gewundene Säulen), die Linien des Grund- und des Aufrisses werden durch Schwingungen belebt. Ruhe, Harmonie und schöne Verhältnisse gehen dem B. ab; er ist großartig und ruhelos, mehr dekorativ als konstruktiv, aber der echte Ausdruck seiner Zeit. Ähnliche Eigenschaften zeigen die Maler des Barockstils: Luca Giordano, Rubens, der Bildhauer Bernini u. a. Neuerdings wird auch eine Epoche der antiken Kunst mit Recht als römischer Barockstil bezeichnet (von Sybel, Weltgeschichte der Kunst, Marburg 1888). - Im übertragenen Sinne heißt B. soviel wie wunderlich, verschroben, bizarr, durch seine unangemessene Form im Widerspruch mit seinem Wesen stehend.

Vgl. P. Schumann, B. und Rokoko (Lpz. 1885); Ebe, Die Spätrenaissance (Berl. 1886); Gurlitt, Geschichte des B., Rokoko und Klassicismus (Stuttg. 1887-89); Wölfflin, Renaissance und B. Münch. 1888).

Baroda. 1) Nominell selbständiger Staat Vorderindiens, ein Teil des frühern mächtigen Reichs der Mahratten (s. d.), umschlossen von der Provinz Gudschrat der indobrit. Präsidentschaft Bombay, hat 22195 qkm, (1881) 2185005 E., darunter 1954390 Hindu (89,45 Proz.), 174980 Mohammedaner (8 Proz.), 8118 Parsen, 771 Christen u. s. w., (1891) 2415390 E. (Zuwachs: 16 Proz.). Unter den Hindu sind 138506 Brahmanen, 79853 Radschputen, 57027 Kaufleute (Banjanen); unter den Mohammedanern 155653 Sunniten, 19327 Schiiten. Außer in Bombay und Surat giebt es nirgendwo so viele Parsen als hier; zum größten Teile wohnen sie in Naußari (24 km südlich von Surat). Der Fürst von B. führt den amtlichen Namen Gaekwar und den Familientitel Sena Chaß Khel Schamscher Bahadur. Die Staatseinnahmen betrugen (1880/81) 22844870 M., die Ausgaben 21812366 M. Der 1870 auf den Thron gekommene Gaekwar, Malhar Rao, wurde, weil er Versuche gemacht hatte, den engl. Residenten Oberst (nachher General Phayre zu vergiften, 1875 seiner Stellung enthoben; ihm folgte sein Verwandter Sajadschi Rao.

2) B. (die ursprüngliche ind. Form ist Wadodra), Hauptstadt des Staates B., 22° 17½' nördl. Br., 73° 16' östl. L., östlich von dem tief eingeschnittenen Bette des Flüßchens Biswamitri, hat (1881) 101820 E., darunter 84042 Hindu (Brahmanen 17155, Radschputen 2001, andere 64886), 19149 Mohammedaner (darunter 2148 Schiiten), (1891) 116420 E. (Zuwachs: 14,38 Proz.). Temperaturmaximum in den kältern Monaten +33⅓° C., Minimum 15°; Maximum in der heißesten Zeit (Mai bis Juni) 40½° C. Mittlere Regenhöhe jährlich 1088 mm. Die Stadt, von herrlichen Baumpartien, Tempeln und Grabmälern umgeben, wird durch zwei sich kreuzende breite Straßen in vier nahezu gleiche Teile geteilt; den Mittelpunkt bildet der Marktplatz, mit einer viereckigen, offenen, inwendig mit Springbrunnen und Sitzbänken versehenen Halle aus der Zeit der Mogulherrscher. Die Mahrattenbauwerke sind von keiner Bedeutung, am wenigsten der formlose Palast des Fürsten. Hinter demselben erhebt sich der Nasar-Baghpalast, jetzt das Schatzhaus für die Juwelen des Fürsten (Wert derselben über 60 Mill. M.) und eine ummauerte Arena für Ring- und Tierkämpfe. Zahlreich sind die Hindutempel und die Heiligtümer derjenigen frühern Herrscher, welche durch großartige Stiftungen es ermöglicht haben, Tausenden von Brahmanen die tägliche Nahrung zu spenden. In einer der nördl. Vorstädte, Fatih-Singh, befindet sich das Elefantenhaus des Fürsten und eine der beiden Athletenschulen. Die neuere Stadt jenseit der Biswamitri, wo das Militär liegt, ist durch vier Brücken mit der Altstadt verbunden. Hauptindustriezweig ist die Anfertigung von Seiden- und Baumwollwaren. Die Eisenbahn führt von B. südlich nach Bharotsch-Surat-Bombay, nördlich nach Ahmadabad und von dort einerseits nach Radschkot in der Halbinsel Gudschrat, andererseits nach Adschmir, Dehli und Agra.

Barograph (grch.), soviel wie Barometrograph, s. Barometer.

Barolo, ein von Alessandria und Turin aus zur Versendung kommender Rotwein, gilt in seinen feinern Sorten als der beste Wein Piemonts.

Baromakrometer (grch., «Schwere- und Längenmesser»), ein Instrument, um das Gewicht und die Länge Neugeborener zu bestimmen.

Barometer (grch., d. i. Druck- oder Schweremesser), ein Physik. Instrument zur Bestimmung des Druckes der atmosphärischen Luft. Zu seiner Erfindung gab eine Beobachtung florentin. Brunnenmeister die Veranlassung. Dieselben versuchten das Wasser in einer ungewöhnlich langen Saugröhre auf eine größere Höhe, als früher gebräuchlich, zu pumpen. Das Wasser stieg aber in der Saugröhre, ungeachtet des fortgesetzten Pumpens, nicht über 10 m (etwa 32 Pariser Fuß). Torricelli, ein Schüler Galileis, fand (1643) den wahren Grund dieser Erscheinung. Er wiederholte jenen Versuch der Brunnenmeister mit einer schwerern Flüssigkeit als Wasser, nämlich mit Quecksilber. Er füllte nach