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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bartholdi; Bartholdy; Bartholinsche Drüsen; Bartholomäer; Bartholomäus; Bartholomäusnacht

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Bartholdi – Bartholomäusnacht

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Barthold'

Tode Gustav Adolfs ab» (2Tle., Stuttg. 1843), worin er diesen als einen gemeinen, heuchlerischen Eroberer hinstellt, dagegen den Kaiser unverdient emporhebt, und «Geschichte der deutschen Städte und des deutschen Bürgertums» (4 Bde., Lpz. 1850–52); ferner «Geschichte der deutschen Hansa» (3 Bde., ebd. 1854), «Geschichte der Kriegsverfassung und des Kriegswesens der Deutschen» (2. Aufl., 2 Bde., ebd. 1864) und «Soest, die Stadt der Engern» (Soest 1855). Auch hat B. wertvolle Aufsätze für das «Historische Taschenbuch» geliefert. B.s Schriften zeichnen sich bei oft breiter Darstellung durch fleißige Forschung, scharfsinnige Kombination und durch eine Fülle interessanter Einzelheiten aus.

Bartholdi, Frédéric Auguste, franz. Bildhauer, geb. 2. April 1834 in Colmar im Elsaß, Schüler von A. Scheffer, stellte 1853 aus: den Barmherzigen Samariter; ihm folgten: Die sieben Schwaben und die Kolossalstatue des Generals Rapp (1855 in Colmar). Nach dem Deutsch-Französischen Kriege von 1870 und 1871, den er im Generalstabe Garibaldis mitmachte, fertigte er den Löwen von Belfort, ein Kolossaldenkmal aus Granit. Unter seinen andern Werken sind zu nennen: Reiterstatue des Vercingetorix (Museum in Clermont), das Lafayette-Denkmal in Neuyork (1873) und die kolossale Freiheitsgöttin auf Bedloe's Island am Hafeneingang von Neuyork, enthüllt 28. Okt. 1886.

Bartholdy, Jak. Sal., preuß. Diplomat, geb. 13. Mai 1779 zu Berlin als Sohn jüd. Eltern, studierte seit 1796, trat 1805 zur prot. Kirche über; 1809 machte er als Lieutenant in der Wiener Landwehr den Feldzug gegen die Franzosen mit. Seit 1813 im diplomat. Dienst Preußens, ging er 1815 als preuß. Generalkonsul nach Rom, wo er 27. Juli 1825 starb. B. schrieb: «Der Krieg der Tiroler Landleute» (Berl. 1814) und «Züge aus dem Leben des Kardinals Hercules Consalvi» (Stuttg. 1825). Ein eifriger Kunstfreund, hat er namentlich die Freskomalerei wieder ins Leben gerufen, indem er durch deutsche Künstler (Cornelius, Overbeck, Schadow und Veit) seine Wohnung in Rom, die Casa B. oder Casa Zuccari, mit Fresken ausmalen ließ. Diese berühmten Fresken (die Geschichte Josephs darstellend) wurden 1887 abgelöst und in die Berliner Nationalgalerie übergeführt. Seine Sammlungen von Vasen u.s.w., für das Museum in Berlin angekauft, befinden sich jetzt in der Nationalgalerie.

Bartholinsche Drüsen (Glandulae Bartholinianae), zwei bohnengroße traubige Schleimdrüsen, welche zu beiden Seiten des Scheideneingangs gelegen sind, benannt nach ihrem Entdecker, dem Anatomen Kaspar Barthŏlin (geb. 10. Sept. 1655, gest. 11. Juni 1738 als Professor der Anatomie zu Kopenhagen). Sie entzünden sich bisweilen und geben dann Anlaß zur Absceßbildung.

Bartholomäer, s. Bartholomiten.

Bartholomäus (d.h. der Sohn des Tolmai), einer der zwölf Apostel. B. soll nach einer schon von Eusebius bezeugten Legende das Christentum in Indien, d.i. wahrscheinlich im südl. Arabien, gelehrt und dahin auch das Evangelium des Matthäus in hebr. Sprache gebracht haben. Die noch lateinisch und griechisch erhaltene «Passio Bartholomaei» verlegt seinen Märtyrertod nach dem eigentlichen Indien. Andere Sagen verlegen seine Wirksamkeit nach Parthien und nach Großarmenien; nach der Überlieferung der armenischen Kirche soll er zu Urbanopolis oder Arbanopolis (Erowandashât) getötet worden ↔ sein. Eine namentlich in der lat. Kirche verbreitete Sage macht B. zu einem Syrer aus königl. Geschlecht. Seine Reliquien sollen nach Nephergerd in Mesopotamien, später durch Kaiser Anastasius I. (491–518) nach Dara übergeführt worden sein. Nach der im Abendlande herrschenden Sage sollen sie nach der Insel Lipari geschwommen, hier 580 aufgefunden, 838 nach Benevent, 983 nach Rom gekommen sein. Die kath. Kirche feiert den Gedächtnistag des Apostels 24. Aug., die griechische 11. Juni. – Vgl. Lipsius, Die apokryphen Apostelgeschichten und Apostellegenden, Bd. 3 (Braunschw. 1884).

Bartholomäusnacht oder Pariser Bluthochzeit, die Niedermetzelung der Hugenotten (s. d.) zu Paris in der Nacht zum 24. Aug. (dem Bartholomäustage) 1572. Seit dem Pacifikationsedikt von St. Germain-en-Laye vom 8. Ang. 1570 lenkte Katharina von Medici sichtlich in die Bahn einer Annäherung an die Hugenotten und der Abkehr von der kath. Vormacht Spanien ein. Bezeichnend war dafür auch die Heirat Heinrichs von Béarn, des jungen Hauptes der Reformierten in Frankreich, mit Margarete, der Schwester König Karls IX. Um daran teilzunehmen, waren die vornehmsten Hugenotten des Reichs nach Paris gekommen, an ihrer Spitze Admiral Coligny (s. d.). Im Laufe des Augusts hatten über den Plan eines span. Krieges zwischen Coligny und Katharina heftige Auseinandersetzungen stattgefunden; Coligny, der den Krieg wünschte, hatte den König Karl IX. eine Zeit lang seiner Mutter abspenstig zu machen gewusst; diese suchte deshalb Coligny zu beseitigen und ließ am 22. Aug. auf ihn schießen; er kam mit einer Verwundung davon. Die Hugenotten aber forderten Gerechtigkeit und Rache und drohten mit Aufstand. Nun ward von Katharina, nach einem Conseil am 23. Aug., an dem der König teilnahm, die Ermordung aller Hugenotten beschlossen, und in der Nacht um 3 Uhr stürzte sich die kath. Bevölkerung von Paris beim Läuten der Sturmglocken auf die ahnungslosen Glaubensfeinde. Zuerst fielen Coligny und seine Angehörigen, dann die Mehrzahl seiner Freunde und Anhänger der entfesselten Wut zum Opfer; die Hefe der Bevölkerung, die Bürger und die Gelehrten sowie die Vornehmsten im Staate wetteiferten im Morden; der König selbst soll auf die Flüchtenden geschossen haben. An 2000 kamen in Paris um. In den Provinzen setzten sich die Verfolgungen fort; noch 20000 sollen hier ermordet worden sein. In der kath. Welt, namentlich in Rom, riefen diese Greuel den höchsten Jubel hervor; die nächste Folge aber war nur ein neuer Bürgerkrieg, der wieder mit einem Duldungsedikte für die Hugenotten endigte.

Die große Frage der Geschichtsforschung, ob der Schlag lange vorbereitet oder plötzlich erdacht und ausgeführt, und ob im erstern Falle neben Katharina, der Hauptanstifterin, ihr Sohn, der König, eingeweiht gewesen sei, ist namentlich durch Baumgarten («Vor der B.», Straßb. 1882) dahin gelöst, daß von einer kunstvoll gelegten Schlinge für die Hugenotten keine Spur zu finden ist, daß alle so gedeuteten Äußerungen unbezeugt oder anders aufzufassen sind, daß erst Colignys persönlich überwiegender Einfluß auf Karl und sein Drängen zum gefährlichen offenen Bruche mit Spanien Katharina zum Mordversuche, und als dieser mißlang, aus Furcht vor der Rache der Hugenotten zum allgemeinen Morden getrieben hat. – Vgl. noch Soldan,

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 446.