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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bartholomäussee - Bartoli (Adolfo)

Frankreich und die B. (im «Histor. Taschenbuch», Jahrg. 1854); Ranke, Nochmalige Erörterung der Motive der B. (in der «Histor.-polit. Zeitschrift», Jahrg. 1830) und Franz. Geschichte, Bd. 1 (Stuttg. 1852- dazu die Analekten in Bd. 5); Wuttke, Zur Vorgeschichte der B. (Lpz. 1879); Bordier, La Saint Barthélemy et la critique moderne (Genf 1879).

Bartholomäussee, s. Königssee.

Bartholomiten oder Bartholomäer, zwei religiöse Gemeinschaften. 1307 kamen flüchtige armenische Mönche nach Genua, gründeten dort eine Kirche des heil. Bartholomäus und bildeten eine Kongregation, zunächst nach der Regel des heil. Benedikt. Clemens V. gestattete ihnen den Gottesdienst nach armenischem Ritus; bald nahmen sie die Regel des Augustin an, gründeten in mehrern ital. Städten Klöster, erhielten von Bonifacius IX. die Privilegien der Dominikaner, wurden aber 1650 von Innocenz X. wieder aufgehoben. Ihre Ordenstracht war zuerst braun, dann schwarz, zuletzt weiß. Von ihren Mitgliedern haben Cherubini, Cerbelloni, Paul Costa als Prediger bedeutenden Ruf erworben.

Im J.1640 begründete Bartholomäus Holzhauser (geb. 1613 zu Laugna in Schwaben, seit 1655 Dekan und Pfarrer zu Bingen am Rhein, gest. 20. Mai 1658) eine Vereinigung von Weltgeistlichen, die sich die Bildung guter Prediger und Seelsorger und die gegenseitige Unterstützung der Mitglieder zum Zweck setzte. Der Präsident der Gemeinschaft stand unmittelbar unter dem Papst, konnte aber nur im Einverständnis mit den Bischöfen Verfügungen treffen. Die B., wie sie sich nach ihrem Stifter nannten, fanden besonders Verbreitung in Bayern und Österreich, auch in Polen und Spanien; bis zum Ende des 18. Jahrh, haben sie sich nur in einigen bayr. und schwäb. Bistümern erhalten. Die unter Pius IX. und Leo XIII. gemachten Versuche, Priestergenossenschaften nach dem Vorbilde der B. zu gründen, haben keinen Erfolg gehabt.

Vgl. Gaduel, Vie du vénérable B. Holzhauser (Par. 1861; deutsch Mainz 1862); Dupanloup, Über das gemeinsame Leben im Weltklerus (Mainz 1869).

Barthonia, s. Bartenland.

Bärtierchen (Tartigrada), eine Ordnung der Spinnentiere (s. d.), die sehr kleine rückgebildete Formen umfaßt. An dem länglichen Körper der B. lassen sich undeutlich einzelne Ringe, nicht aber ein Kopfbruststück und ein Hinterleib unterscheiden. Die Mundteile sind zum Saugen eingerichtet, von den vier stummelartigen Beinpaaren ist das letzte ans Ende des Körpers gerückt. Die B. sind Zwitter, was sie von allen andern Spinnen unterscheidet. Sie leben an feuchten Stellen, z. B. unter dem Moos der Ziegeldächer, in Regenrinnen u. s. w. und können ganz austrocknen und nach langer Zeit beim Anfeuchten aufleben. Eine von den etwa 15 bekannten Arten ist: Macrobiotus Schultzei Greef (s. Tafel: Spinnentiere und Tausendfüßer I, Fig. 10).

Bartkauz (Ulula lapponicar Retz.), eine im hohen Norden der Alten und Neuen Welt vorkommende Art der Tagkäuze (s. d.), von etwa 70 cm Länge (einschließlich des Schwanzes) und 104 cm Klafterweite, von hellgrauer Färbung mit dunkeln Längsflecken und gelbem Schnabel.

Bartkuckucke (Bucconidae), eine ans 5 Gattungen und 43 Arten bestehende, auf das tropische kontinentale Amerika beschränkte Familie der Kuckucksvögel. Sie haben einen nicht sehr langen, aber kräftigen Schnabel, der an den Winkeln von starken Bartborsten umgeben ist. Die Flügel sind ziemlich lang, der Schwanz ist kurz; an den kurzen Füßen ist die innerste und äußerste Zehe nach hinten gewandt. Sie sind von plumper Gestalt, dickköpfig, haben ein lockeres, schlaffes Gefieder von dunkeln Farben.

Bartl., bei botan. Bezeichnungen Abkürzung für Bartling (s. d.).

Bartle Frere (spr. bahrtl frihr), s. Frere.

Bartlett, John Russell, amerik. Schriftsteller, geb. 23. Okt. 1805 in Providence (Rhode-Island), war ohne Erfolg Kaufmann und Buchhändler. 1850 gründete er die Neuyorker Geographische Gesellschaft und ward Kommissar für die Bestimmung der Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko bis Jan. 1853, beendete aber, da der Kongreß die Mittel nicht auswarf, seine Aufgabe nicht. Im Mai 1855 wurde er Staatssekretär von Rhode-Island. B. starb 28. Mai 1886 in Providence. Seine bedeutendsten Schriften sind: «Personal narrative explorations and incidents in Texas, New Mexico, California, Sonora and Chihuahua» (Neuyork 1854), «A Dictionary of Americanisms» (Boston 1848; 5. Aufl. 1884). B. gab die histor. Urkunden aus dem Rhode-Islander Staatsarchiv heraus, die «Records of the colony of Rhode-Island and the Providence Plantations» (10 Bde., 1856-65); ferner «Bibliotheca Americana 1493-1800» (4 Bde., 1865-70), «Literature of the Rebellion» (1867) u. a.

Bartling, Friedr. Gottlieb, Botaniker, geb. 9. Dez. 1798 zu Hannover, unternahm 1818 eine botan. Forschungsreise durch Ungarn und Kroatien bis zum Adriatischen Meere, wurde 1836 außerord., 1837 ord. Professor und Direktor des botan. Gartens in Göttingen und starb 19. Nov. 1875. Seine litterar. Arbeiten beziehen sich hauptsächlich auf die botan. Systematik; hervorzuheben sind: «Flora der österr. Küstenländer» (Gött. 1825), «Ordines naturales plantarium» (ebd. 1830).

Bartmannskrüge, Krüge von niederrhein. Steinzeuge aus dem 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrh., die unter dem Ausguß mit einem bärtigen Menschen- oder Fratzengesicht in Relief verziert sind; sie stammen meist aus den Fabriken von Raeren und von Frechen.

Bartmeisen (Panuridae), eine kleine Familie merkwürdiger Vögelchen (13 Arten) aus der Ordnung der Singvögel, von meisenartigem Vorkommen, fast nur auf den Himalaja beschränkt. Nur eine Art, die gewöhnliche Bartmeise (Panurus biarmicus L.), bewohnt Südrußland, Ungarn, auch Westeuropa. Länge 19 cm, wovon 10 auf den Schwanz kommen; Kopf, Vorderhals blaugrau, Hinterhals und Rücken zimmetbraun, Bürzel heller, Unterseite weist, Flügel mit schwarzbraunen Schwingen. Das Männchen besitzt einen schrägen, an den Mundwinkeln beginnenden und etwas an den Hals herabreichenden Schnurrbart, der beim überhaupt matter gefärbten Weibchen weißlich ist. Sie bauen zwischen Rohr und Schilf sehr kunstreiche hängende Nester. Die B. wurden bereits in der Vogelstube gezüchtet und mit Nachtigallfutter, Sämereien, Mehlwürmern u. s. w. ernährt. Der Preis stellt sich für das Paar auf 12-20 M.

Bartmoose, s. Bartflechten.

Bartoli, Adolfo, ital. Schriftsteller, geb. 19. Nov. 1833 in Fivizzano, studierte die Rechte, war 1856-59 Mitredacteur des «Archivio storico italiano», 1859 Gymnasialdirektor in Alessandria, hierauf Di-^[folgende Seite]