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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Baukonséns; Baukosten; Baukunde; Baukunst

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Baukonsens – Baukunst

metzentages (ebd. 1888); Gurlitt, Kunst und Künstler am Vorabend der Reformation (Halle 1890); Neuwirth, Die Wochenrechnungen und der Betrieb des Prager Dombaues (Prag 1890).

Baukonséns, die gesetzlich überall erforderliche polizeiliche Genehmigung eines Baues (s. Baupolizei, Bauordnung, Baurecht).

Baukosten, s. Bauanschlag.

Baukunde, s. Bauwissenschaft.

Baukunst, Architektur, im weitern Sinne die Kunst, die das ganze weite Gebiet des Bauens begreift, soweit es nicht dem einfachsten Zweck in anspruchsloser Weise dient. Die B. umfaßt demnach nicht nur künstlerisch ausgestattete Bauwerke, wie Tempel, Kirchen, Museen, Paläste, sondern zu ihr gehören auch die hervorragendern bürgerlichen Gebäude sowie die Kriegs- und Festungsbauten, die Straßen-, Brücken-, Wasser-, Schiffs- und Maschinenbauten. Im engern Sinne versteht man unter B. die Summe der Baustile der verschiedenen Völker. Infolge der Verschiedenheit der Bedürfnisse, des Klimas, der Baumaterialien, noch mehr aber infolge der durch Zeit und Volksart bedingten verschiedenen Auffassung der idealen Elemente unterscheidet man zahlreiche Baustile, in denen sich der geistige Kulturzustand der Völker treu abspiegelt.

Unscheinbare Anfänge einer B. finden sich schon in ältesten und noch in jüngsten Zeiten bei unkultivierten Völkern. Von einer wirklichen B. kann jedoch nur da die Rede sein, wo eine höher entwickelte Kultur höhere Aufgaben stellt. Die ältesten Werke der B. sind Altäre und Grabdenkmäler. Auf der niedrigsten Stufe der Kultur erfüllen den beabsichtigten Zweck in einfachster Weise aufgerichtete Steine, Steinkreise und aufgeworfene Hügel (Menhir, Dolmen, Stonehenge), wie sich solche in Skandinavien, England und Nordfrankreich finden. Etwas mehr ausgebildet sind schon jene in Amerika. Die ältesten Denkmäler einer wirklichen B. finden sich in den Niederungen des Nils, des Euphrat und Tigris, also in Ägypten (s. Ägypten, Bd. 1, S. 244 b) und Westasien, wo die assyrische und babylonische (s. Babylonien, S. 234 b), wie die persische B. sich als geistig verwandt und die phönizisch-hebräische B. sich als ein Übergang zur ägyptischen erweisen. Von dieser vielfach beeinflußt zeigt sich die älteste B. in Griechenland (pelasgische B.) und Italien (etrurische B.), aus welcher die griechische B. mit ihren Unterstufen des dor., ion. und korinth. Stils und die römische B. hervorgehen. Gegen Ende des röm. Kaiserreichs verfiel die B. der Antike mehr und mehr; dafür bildete sich mit der Ausbreitung des Christentums langsam die altchristliche B. (s. Altchristliche Kunst) heraus, welche in Italien, dem oström. Reich (s. Byzantinische Kunst), Deutschland u. s. w. weiter gedieh. In den vom Islam eroberten Ländern erwuchs gleichfalls aus antiken Resten die islamitische Kunst, die sich in Nordafrika, Westasien und Spanien als arabische oder maurische Kunst (s. Arabische Kunst), ferner in Indien, Persien und im türk. Reich in vielgestaltiger Weise Geltung verschaffte. Sie berührte die vorher ganz gesonderten Kunstweisen von China und Japan.

Die christliche B. des Abendlandes nimmt bald bei den verschiedenen Nationen einen verschiedenen Charakter an; doch herrschen gleichwohl gewisse international-gemeinsame Stilformen, so zunächst im romanischen Stil, dann in der zuerst in Nordfrankreich ausgebildeten Gotik, die ihren Höhepunkt im 13. Jahrh. erlangte. Italien, welches schon vor dem Eintreten der Gotik sich der antiken Bauweise, von der überall Reste erhalten waren, zu erinnern begann, ließ zuerst im 15. Jahrh. diese «wiedergeboren» werden (Renaissance) und stellte sie der bald als barbarisch und deutsch verachteten (daher gotisch genannten) ältern Kunst entgegen. Bis etwa 1550 hatten alle früher gotisch bauenden Völker die Renaissance aufgenommen (Frührenaissance); seitdem begann überall die formal strengere Durchbildung der antiken Formen (Hochrenaissance), die, immer mehr gesteigert, schließlich den Barockstil (s. Barock) herbeiführte. Neben diesem ging mit wechselndem Erfolge der Klassicismus her, der namentlich in Holland, England und Frankreich seine Stützpunkte fand, während Italien, Deutschland, Belgien und Spanien dem Barockstil vorzugsweise huldigten. Mit der Regierungszeit Ludwigs ⅩⅣ. kam die franz. Kunstanschauung zum allgemeinen Siege, welche eine Verquickung des Klassicismus im Äußern mit dem verfeinerten und verschnörkelten Barock, dem Rokoko (s. d.) im Innern darstellt. Seit der Mitte des 18. Jahrh. beginnt die Zeit des Klassicismus, der, hervorgerufen durch die Lehren Palladios über die Antike (Palladianismus), überall, zuletzt in Deutschland, die Überhand bekam und zwar unter der Leitung Englands, welches gleichzeitig infolge seiner sentimentalen Geistesströmung und der Ruinenschwärmerei die dort nie ganz vergessene Gotik wieder aufleben läßt. Der Palladianismus äußert sich in Frankreich als Messidorstil und Empire und verbreitet sich neben der romantischen B. von hier über ganz Europa, in den einzelnen Ländern verschiedenartig sich abspielende stilistische Kämpfe hervorrufend. Nachdem in letzter Zeit der Klassicismus im Hellenismus (Berlin), in der Hellenischen Renaissance (Wien) und im Neogrecque (Paris) eine letzte Blüte gehabt hatte, wich er einer zweiten Renaissance, die sich in den verschiedenen Ländern an den heimischen Formen heranbildete, zugleich aber überall auf die ital. Hochrenaissance zurückgriff. In den vierziger Jahren in Frankreich und in den achtziger Jahren in Deutschland trat auch der Barock und das Rokoko neu wieder auf.

Die der griechischen Kirche anhängenden Völker, die Slawen, besonders die Russen, hatten inzwischen den byzant. Stil in mäßigen Umbildungen fortgeführt und meist erst seit dem 18. Jahrh. sich der europ. Bewegung angeschlossen.

In neuester Zeit hat sich in England und Amerika, weniger in Frankreich und Deutschland der Gegensatz zwischen den einzelnen Stilen zu Gunsten einer freien Verwendung aller auf Grund einer modernen Durchbildung ihrer Formen entwickelt. Solche Versuche, Neues zu schaffen, sind vielfach in etwas gewaltsamer Weise gemacht worden. Sie vollziehen sich am besten bei den mit minder kunstgeschichtlichem Ballast behafteten Amerikanern und Engländern (Queen Victoria Style). (S. die Artikel über die Kunst der einzelnen Länder und einzelnen Stile.)

Das Bestreben, die Geschichte der Kunst nach allen Richtungen hin kennen zu lernen, die Wertschätzung der Baudenkmäler aller Perioden und der Wunsch, diese in würdiger Weise der Zukunft zu erhalten, hat zu einer gründlichen Erforschung derselben und des Wesens der B. aller Zeiten geführt. Restaurationsbauten und Vollendungsbauten sind überall im Gange. Daneben entstehen dann mit