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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Baumwollsamenmehl; Baumwollsamenöl; Baumwollspinnerei

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Baumwollsamenmehl - Baumwollspinnerei

47 Proz. Die zur Fütterung bestimmten B. dürfen weder sauer reagieren, noch dumpfig riechen, auch müssen sie frei von Pilzwucherungen sein. Die Ware wird in Säcken versendet und kostet 7 M. 10 Pf. bis 7 M. 70 Pf. pro Centner.

Baumwollsamenmehl, s. Baumwollsamenkuchen.

Baumwollsamenöl, Cottonöl, das fette Öl der beim Entkörnen oder Egrenieren von der rohen Baumwolle abgesonderten Samen, die man entweder auspreßt oder mit Schwefelkohlenstoff extrahiert. Rohes B. ist dickflüssig, trübe und rötlichbraun, raffiniertes hellgelb von angenehm mildem, nußartigem Geschmack und einem spec. Gewicht von 0,922 bis 0,930. Es wird in europ. und amerik. Fabriken gegenwärtig in großem Maßstabe dargestellt und dient als Speiseöl, Brennöl sowie als Verfälschungsmittel für Olivenöl, Schweineschmalz und Margarinbutter. Deutschland führte 1890 ein: 194 580 Doppelzentner à 40-46 M. Beim Auspressen bleibt Baumwollsamenkuchen (s. d.) und beim Extrahieren Baumwollsamenmehl zurück.

Baumwollspinnerei. Die Baumwolle (s. d. und Gespinstfasern) ist einer der wichtigsten Rohstoffe der Textilindustrie (s. d.). Sie bildet die Samenhülle der Baumwollpflanze (s. Tafel: Columniferen, Fig. 2). Diese Samenhüllen werden nach dem Einsammeln sortiert, an der Luft getrocknet und am Gewinnungsorte selbst dem sog. Egrenieren (Entkernen) unterworfen, wodurch die Fasern sich von den Samenkörnern und den noch anhängenden Teilen der Kapseln trennen. Von den hierzu dienenden Vorrichtungen hat man namentlich zwei Arten:

1) Die Sägen-Egreniermaschine (s. Tafel: Baumwollspinnerei, Fig. 3). Der Cylindern ist abwechselnd aus Kreissägen und hölzernen Scheiben zusammengesetzt; durch letztere werden die Sägen in einer Entfernung von 18 mm auseinander gehalten, und da ihr Durchmesser kleiner als der der Sägeblätter ist, treten die Zähne hervor. Über dem Sägecylinder ist ein aus gebogenen flachen Eisenstangen bestehender Rost c c derart angebracht, daß die Zähne der Sägen durch die engen Zwischenräume der Stäbe hindurchgreifen. Dieser Rost ist einerseits bei o um Scharniere drehbar befestigt, andererseits bei d durch Stellschrauben e nach Belieben höher oder tiefer zu stellen, je nachdem die Zähne mehr oder weniger hervortreten sollen. Diesem Rost wird die zu egrenierende Baumwolle regelmäßig zugeführt; die Zähne des rotierenden Sägecylinders erfassen die Fasern und ziehen sie durch den Rost hindurch, und da die Körner nicht folgen können, wird die Wolle von ihnen abgerissen. Hinter dem Sägecylinder ist die mit Haarbüscheln dicht besetzte Bürstenwalze b gelagert, die dazu dient, die an den Zähnen der Säge sitzende Baumwolle abzustreifen und in der Richtung der Pfeile 2, 3 über die Platte t aus der Maschine fortzuführen, während die von den Fasern abgelösten Körner durch den Schlitz bei k über die Platte d herausfallen. Die durch eine Scheidewand getrennten Räume unterhalb der beiden Walzen dienen zur Aufnahme der Schmutz- und Staubteile, die, schwerer als die Baumwolle, nach unten fallen. Eine derartige Maschine mit 80 Sägeblättern auf dem Cylinder liefert, durch Dampf betrieben, in 10 Stunden etwa 625-675 kg egrenierte Wolle von etwa 2500 kg Rohwolle; da sie aber viele Fasern zerreißt, wird sie nur bei geringern, kurzfaserigen Sorten angewendet.

2) Weit mehr wird die Faser durch die Kamm-Egreniermaschine von Macarthy (Fig. 1) geschont. A ist eine mit weichem Büffelleder überzogene Walze, die in der Richtung des Pfeils rotiert, hierbei die Fasern der ihr zugeführten Baumwolle erfaßt und mit sich führt, während das ihrem Umfange möglichst nahe gestellte Messer a die Samenkörner zurückhält, die durch zwei schnell auf und nieder schwingende Messer b b' von den Faserbüscheln abgerissen werden, um zwischen den Stäben des Rostes i unten herauszufallen; die Messer b b' sitzen an den Enden der Hebel c und erhalten ihre Bewegung von einer im untern Teile des Maschinengestells gelagerten Welle aus mittels zweier Excenter und der Excenterstangen d d'. Die rohe Wolle wird auf einem Lattentuch ausgebreitet, das über zwei Spannwalzen r gelegt ist und durch diese eine umlaufende Bewegung erhält; sie geht unter der Riffelwalze h durch und wird von einer Stachelwalze s in den Trog H geworfen, um endlich durch den schwingenden Kamm J periodisch gegen die Lederwalze A geschoben zu werden. Die schnell rotierende Riffelwalze G entfernt die egrenierte Wolle von der Walze A und läßt sie in die zu ihrer Aufnahme bestimmten Behälter fallen. Die Maschine, wie sie von Platt Brothers & Comp. in Oldham gebaut wird, ergiebt eine Leistung von 25 bis 50 kg gereinigter Baumwolle in der Stunde.

Ehe die so egrenierte, in stark gepreßtem Zustande in den Handel kommende Baumwolle zu Garn verarbeitet werden kann, muß dieselbe zunächst aufgelockert und von allen noch anhaftenden Unreinigkeiten befreit werden. Zu den diese Arbeit verrichtenden Maschinen gehört der Klopfwolf oder Whipper (Fig. 5), bei dem innerhalb eines hölzernen Gehäuses zwei mit Schlagarmen versehene, horizontale Wellen in schneller Umdrehung sich befinden. Die Schlagarme sind so gestellt, daß diejenigen der einen Welle zwischen denen der andern Welle hindurchgehen; den Zwischenräumen beider entsprechen außerdem im Innern des Gehäuses in zwei Reihen angeordnete feststehende Stäbe. Wird nun die Baumwolle mittels eines endlosen Lattentuchs und zweier Speisewalzen in das Innere des Gehäuses geführt, so erfolgt eine energische Auflockerung derselben, indem die aus dem Ballen entnommenen dichten Wollhaufen zerschlagen und so in kleinere Büschel verwandelt werden. Ein Klopfwolf braucht 3-5 Pferdestärken Betriebskraft. Fig. 8 zeigt eine Auflockerungsmaschine anderer Art, den sog. Öffner (opener), bei dem die Bearbeitung der Baumwolle durch vier mit daumenförmigen Erhöhungen (Zähnen) versehene Trommeln erfolgt, die die Baumwolle von einem Zuführungsapparat empfangen und wiederholt gegen eine feststehende Reihe ähnlicher Zähne werfen; unterhalb dieser Schlagtrommeln ist ein aus dünnen Eisenstäben zusammengesetzter Rost angebracht, durch den alle fremdartigen Körper (Sand, Laub, Samenkörper) hindurchfallen. Die auf solche Weise aufgelockerte und von groben Verunreinigungen befreite Baumwolle passiert hierauf noch zwei mit feinmaschigem Drahtgewebe überzogene Trommeln, aus deren Innerm durch ein Schleudergebläse die Luft abgesaugt wird. Indem sich die Baumwolle an den Umfang dieser Siebe anlegt, wird sie durch die durchdringende Luft von den feinsten Staubteilen sowie von den allzu kurzen Härchen befreit.

Eine der wichtigsten Vorbereitungsmaschinen der B., in der Wirkung den oben beschriebenen ähnlich, ist die Schlagmaschine (Batteur), die zur weitern Reinigung und Auslösung der von dem