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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bayern (Bergbau. Industrie. Handel und Geldwesen)

der Staatsforst-, Jagd- und Triftverwaltung betrug 1891: 32749395 M.), bei den Gemeinde-, Stiftungs- und Korporationswaldungen 1271140 und den Privatwaldungen 3946240 cbm, zusammen im Wert von 34616000 M., ist somit insgesamt auf 8784580 cbm (58840000 M.) anzunehmen, d. i. 3,6 cbm (24,12 M.) auf 1 ha. Der volle Geldwert der Forstnebennutzungen aller Art (Gras, Weide, Steine, Torf, Streu, Rinden, Sämerei, Harz und sonstige Nutzungen) beträgt einschließlich der Forstrechte und Begünstigungsgenüsse für die Staatsforsten 1601500 M. und für die übrigen Waldungen 4427200 M., sonach Gesamtertrag der Waldungen rund 65 Mill. M.

Der Wildstand hat sich sehr gemindert. Von nutzbarem Wild ist der Hase fast überall zu treffen, der Edelhirsch nur in den Alpengegenden, dann im Fichtelgebirge, im Spessart und in einigen Wäldern der Oberpfalz, im Veldensteiner Forst und im Gemeindewald Burgbernheim in schwachen Beständen. Der Damhirsch kommt nur noch in Wildparken vor. Die Rehe sind neben den Hasen wohl am zahlreichsten. Die Gemse ist zahlreich nur in den königl. Leibgehegen von Berchtesgaden, Hohenschwangau, Kreuth und Vorderries; Kaninchen in der Pfalz. Wildschweine finden sich in der Pfalz hier und da noch als Wechselwild und im Spessart, sonst nur in Gehegen. Das Murmeltier lebt in den Alpen bei Berchtesgaden und Immenstadt. Biber giebt es höchstens noch in den Salzachauen. Die wilde Katze und der Fuchs kommen überall vor, auch der Marder, Wiesel und Iltisse, in den Gewässern die Fischotter und da und dort noch ein Dachs. Von wildem Geflügel ist am häufigsten das Rebhuhn; gute Auerhahnbestände giebt es noch im Nürnberger Reichswalde, im Bayrischen Wald und im Fichtelgebirge, Spessart, der Rhön und in den Alpen; daselbst kommt auch das Birk- und Haselhuhn vor; das Schneehuhn gehört den Alpen an. Eine naturgeschichtliche Merkwürdigkeit in der Pfälzer Vogelwelt ist der Gägler, Böhemer genannt; derselbe, ein nordischer Zugvogel, erscheint im Herbst bei Bergzabern in ungeheuren Scharen. Größere Raubvögel horsten nur in den Alpen.

Bergbau. 1882 bestanden 103 Bergbau-, Salinen- und Hüttenbetriebe, nämlich 3 Bergwerke auf Erze, ausgenommen Eisenerze (1 Dampfmotorenbetrieb); 8 Eisenerzgruben (3); 38 Hüttenbetriebe (27 Wasser- und 15 Dampfmotoren); 1 Salzbergwerk und 6 Salinen (6 Wassermotoren); 17 Steinkohlenbergwerke (2 Wasser- und 11 Dampfmotoren); 4 Braunkohlenbergwerke (1 Dampfmotor); 26 Gewerke auf Gewinnung von Graphit, Asphalt, Erdöl (7 Wassermotoren); dazu 418 Betriebe für Torfgräberei und Torfbereitung (2 Wassermotoren und 11 Lokomobilen). Von den (1882) 5 Rübenzuckerfabriken arbeitet eine mit Windmotorenbetrieb.

Industrie. Das Brauereigewerbe steht in hoher Blüte; 1893 bestanden im ganzen Königreich 5055 Braunbierbrauereien mit 6684565 hl Malzverbrauch und einer Produktion von 14834590 hl Bier (1890: 14214247 hl, d. i. 250,8 l auf den Kopf der jeweiligen Bevölkerung); 1567 Weißbierbrauereien mit 45547 hl Malzverbrauch und einer Produktion von 184707 hl; Mälzereien waren 254 im Betrieb. Der Bierkonsum betrug (1893) 12459355 hl. Das gesamte Brauereigewerbe umfaßte 7424 Betriebe, darunter 62 Aktiengesellschaften; in 787 Betrieben befanden sich 765 Motoren, 64 durch Wasser, 679 durch Dampf, 22 durch Gas oder Heißluft bewegt; 23 Betriebe benutzen je einen Dampfkessel und 12 je eine Lokomobile. 1882 gab es 9493 Getreide-, Mahl- und Schälmühlen (93 Dampfmotoren); 28 Stärke- und Stärkesirupfabriken (8 Wasser-, 4 Dampf- und 2 Gasmotoren); 76 Fabriken künstlicher Mineralwässer (6 Wasser-, 6 Dampf- und 2 Gasmotoren); 30 Schaum- und Obstweinfabriken. Unter den (1893) 4667 Branntweinbrennereien waren 2004 landwirtschaftliche. Verarbeitet wurden 89000 t Kartoffeln, 29600 t Getreide, 22100 hl Wein und Weinhefe, 18900 hl Obst, 96800 hl Brauereiabfälle und sonstige Stoffe; erzeugt wurden 179000 l reiner Alkohol. Die Tabakfabrikation zählte 611 Betriebe (29 Wasser-, 12 Dampf- und 4 Gasmotoren), die Dampfmaschinen - und Lokomotivenfabrikation 13 Betriebe, die Herstellung von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten 233, von Maschinen und Werkzeugen anderer Art 346, von Nähmaschinen 14, im ganzen 606 Betriebe (1 Wind-, 80 Wasser-, 170 Dampf-, 9 Gas- und Heißluftmotoren). Die Textilindustrie zählte 32767 Betriebe (401 Betriebe mit 271 Dampf-, 202 Wasser-, 4 Gas- und Heißluftmotoren); Glasfabrikation und -Veredelung 666 Betriebe (397 Wasser-, 14 Dampf-, 4 Gasmotoren); Töpferei und Verfertigung von Thonwaren 2276 Betriebe, Fayence- und Porzellanfabrikation 135, im ganzen 2411 Betriebe (24 Wasser-, 31 Dampfmotoren); Baugewerbe 34834 Betriebe (5 Wasser-, 27 Dampf-, 3 Gasmotoren). Die chem. Großindustrie zählt 38, die sonstige chem. Industrie, wie Herstellung von Farben, Blei- und Pastellstiften und Kreiden, Teer, Explosiv- und Zündstoffe u. s. w., 1300 Betriebe, außerdem 2 Anilinfabriken, im ganzen 1340 (107 Wasser-, 93 Dampf- und 6 Gasmotoren); Papierfabriken 250, Gerberei, Fabrikation von gefärbtem und lackiertem Leder und Pergament 1732, Wachs- und Ledertuch, Gummi- und Guttaperchawaren 20, Buchbinderei- und Kartonnagenfabrikation 1642, Verfertigung von Riemer-, Sattler- und Tapeziererarbeiten 4281, im ganzen 7925 Betriebe (292 Wasser-, 114 Dampf- und 9 Gasmotoren); Industrie in Holz- und Schnitzstoffen (auch Korbmacherei, Weberei und Flechterei) 42859 (2334 Wasser-, 248 Dampf- und 25 Gasmotoren); die polygraphischen Gewerbe 1255, künstlerische Betriebe für gewerbliche Zwecke 1446, sonach 2701 Betriebe (18 Wasser-, 57 Dampf- und 81 Gasmotoren); Gold- und Silberschlägerei 648, Industrie in Kupfer, Blei, Zink und Zinn 2016, insgesamt 2664 Betriebe (107 Wasser-, 74 Dampf- und 19 Gasmotoren); Eisengießereien 95, Schwarz- und Weißblechfabriken 2, Nähnadelfabriken 7, zusammen 104 Betriebe (26 Wasser-, 59 Dampf- und 1 Gasmotor). Insgesamt waren (1889) im Betrieb 4939 feststehende Dampfkessel, 3819 feststehende Dampfmaschinen, 2111 Lokomobilen und bewegliche Dampfkessel.

Handel und Geldwesen. Zur Förderung und Vertretung der Interessen des Handels und der Gewerbe ist in jedem Regierungsbezirk eine Handels- und Gewerbekammer errichtet. Für Orte oder Bezirke mit erheblichem gewerblichem Verkehr können sog. Bezirksgremien (Handels-, Fabrik- oder Gewerberäte) gebildet werden. 1893 bestehen außer den 8 Handels- und Gewerbekammern noch 59 Bezirksgremien, davon 14 in der Pfalz. Für jede Kammer ernennt die Kreisregierung einen königl. Kommissar. Ein Handels- und Schiedsgericht besteht (als Vermittelungsamt) nur in Nürnberg für