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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bécs; Becse; Becskerek; Beczka; Beczwa; Beda; Bedachter; Bedall

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Bécs - Bedall

naturwissenschaftlichen Museum zu Paris, seit 1853 Professor der Physik am Konservatorium der Künste und Handwerke daselbst und starb 13. Mai 1891 zu Paris. Er hat sich durch Untersuchungen über elektrisches Licht, den photogr. Prozeß und andere physik.-chem. Gegenstände bekannt gemacht. Mit Hilfe seines Phosphoroskops bewies er, daß die Phosphorescenz eine ganz allgemeine Erscheinung, und das Phosphorescenzlicht nur eine Rückstrahlung des von den fraglichen Körpern vorher absorbierten Lichtes sei. Von seinen Schriften sind zu erwähnen: «Mémoires sur les lois qui président à la décomposition électro-chimique des corps» (Par. 1849), «Recherches sur les effets électriques» (ebd. 1852‒55), «Études sur l'exposition des Londres» (ebd. 1862), «La lumière, ses causes et ses effets» (2 Bde., ebd. 1867‒68), «Des forces physico-chimiques et de leur intervention dans la production des phénomènes naturels» (1875, mit Atlas).

Bécs (spr. behtsch), ungar. und südslaw. Name der Stadt Wien.

Becse, südslaw. Beče (spr. betsche), Name von zwei wichtigen Handelsplätzen in Ungarn. 1) Alt- oder Serbisch-Becse, ungar. Ó-Becse oder Szerb-Becse, Groß-Gemeinde im Komitat Bács, 40 km nordöstlich von Neusatz, rechts von der Theiß, nördlich von der Einmündung des Franzenskanals in diese, und an der Linie Szabadka-B. (76,79 km) im Betriebe der Ungar. Staatsbahnen, ist Dampfschiffahrtsstation und hat (1890) 16 965 meist magyar. E. (5827 Serben, 415 Deutsche), Post, Telegraph, eine kath. und eine griech.-orient. Kirche, eine Synagoge und starken Getreidehandel. Der Ort wurde 1526 und 1551 von den Türken erobert. – 2) Neu- oder Türkisch-Becse, ungar. Uj- oder Török-Becse, Groß-Gemeinde im Komitat Torontál, links an der Theiß, 7,5 km unterhalb von Alt-Becse, an der Linie Nagy-Kikinda-Nagy-Becskerek der Ungar. Staatsbahnen, ist Dampfschiffahrtsstation und hat mit der unmittelbar anstoßenden Groß-Gemeinde Aracs (1890) 14826 meist magyar. E. (7841 Serben, 312 Deutsche), in Garnison die 1. Eskadron des 1. ungar. Husarenregiments «Kaiser Franz Joseph», Post, Telegraph, Bezirksgericht, ein herrschaftliches Schloß, eine kath. und eine griech.-orient. Kirche mit hohen Türmen, große Getreidespeicher, bedeutenden Feldbau, und ist einer der größten Getreidemärkte in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie.

Becskerek (spr. betschkĕrek), zwei Ortschaften in Ungarn. 1) Groß-Becskerek, ungar. Nagy-Becskerek, Stadt mit geordnetem Magistrat und Hauptstadt des Torontáler Komitats, an der Bega und deren Kanal, 75 km südwestlich von Temesvár, mit dem es durch Personendampfer auf dem Begakanal verbunden ist, an den Linien Nagy-Kikinda-Nagy-B. und Nagy-B.-Pardany der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 21972 (10790 männl., 11182 weibl.) E., darunter 7874 Deutsche, 7969 Serben, 5116 Magyaren, 417 Slowaken, 382 Rumänen und Bulgaren, in Garnison (330 Mann) das 1. Bataillon des 29. ungar. Infanterieregiments «Freiherr von Laudon», ein Stuhlrichteramt, ein Bezirksgericht (230 qkm); je zwei kath., griech.-orient. und prot. Kirchen, eine Synagoge, ein Komitatsgebäude im Barockstil, ein Stadthaus, ein altes, verfallenes Schloß und eine schöne Brücke über die Bega; ein Kommunal-Obergymnasium (14 Lehrer, 8 Klassen, 280 Schüler) unter Leitung der Piaristen (seit 1846), eine Bürgerschule, eine höhere Mädchenschule der Schulschwestern, Wiederholungsschulen für die Handels- und Gewerbejugend und eine Webschule; Kommunal-, Landeshospital; 3 Buchdruckereien, schönes Theater, Kasino; eine Filiale der österr.-ungar. Nationalbank, 3 Banken, eine Sparkasse. Betrieben wird besonders Acker- und Weinbau, Maulbeerbaum- und Seidenzucht, Fischfang und Handel, namentlich mit Getreide (Ausfuhr zu Schiff und per Bahn etwa 2 Mill. Doppelcentner) und Rindvieh; 5 große Jahrmärkte. – 2) Klein-Becskerek, ungar. Kis-Becskerek, Groß-Gemeinde im Komitat Temes, 15 km im NW. von Temesvár, hat (1890) 3687 meist kath. deutsche E. (403 Rumänen, 562 Serben), Post, Telegraph.

Beczka (spr. betschka, «Tonne», «Faß»), älteres Flüssigkeitsmaß in Russisch-Polen von 100 Kwart = 1 hl.

Beczwa, Fluß, s. Betschwa.

Beda, Kirchenhistoriker, genannt Venerabilis, d. h. der Ehrwürdige, geb. 674 wahrscheinlich im Flecken Monkton in Northumberland, erhielt seine wissenschaftliche Bildung in dem nahe gelegenen Kloster Weremouth (Wearmouth). 691 begab er sich in das Kloster Jarrow, wo er im 19. Jahre Diakonus und 702 Presbyter wurde. Hier entfaltete er eine reiche schriftstellerische Thätigkeit und sammelte als Lehrer der Klosterschule zahlreiche Schüler um sich. Er starb 26. Mai 735 und wurde im Kloster Jarrow begraben; später brachte man seine Gebeine nach Durham. B. hat sehr viele Kommentare über die Heilige Schrift, außerdem Homilien, Leben einiger Heiligen, Hymnen, Epigramme, chronol. und grammatische Werke verfaßt. Gesamtausgaben derselben erschienen zu Paris (1544 und 1554), Basel (1563) und Köln (1612 und 1688). Sein bestes Werk ist die «Historia ecclesiastica gentis Anglorum» in fünf Büchern, eine wertvolle, den Quellen gewissenhaft und unparteiisch entnommene Geschichte Englands bis zum J. 731. Die erste Ausgabe erschien in Straßburg 1500; vorzüglicher sind die von J. ^[John, engl. WIkipedia, Historia ecclesiastica gentis Anglorum] Smith (Cambr. 1722), Stevenson (Lond. 1838), Moberley (ebd. 1869) und Holder («Germanischer Bücherschatz», 7. Bd., Freib. i. Br. 1882; 2. Ausg. 1890). Das 3. und 4. Buch wurde von Mayor und Lumby herausgegeben (Cambr. 1878). Alfred d. Gr. übersetzte dieses Werk ins Angelsächsische. Eine deutsche Übersetzung desselben lieferte Wilden (Schaffh. 1866). B.s chronolog. Werk «De sex aetatibus mundi» wurde nach der von ihm zuerst eingeführten Zeitrechnung des Dionysius die Grundlage der meisten Universalchroniken des Mittelalters. Der Text sämtlicher Werke mit einer engl. Übersetzung der histor. Schriften erschien von Giles (6 Bde., Lond. 1843‒44), der auch eine besondere engl. Übersetzung der «Historia ecclesiastica» (ebd. 1840) veranstaltete; ferner in Mignes «Patrologia» (6 Bde., Par. 1858). – Vgl. Gehle, Disputation histor.-theol. de Bedae Venerabilis vita et scriptis (Leid. 1838); K. Werner, B. der Ehrwürdige (Wien 1881).

Bedachter, derjenige, welcher infolge einer letztwilligen Verfügung etwas erhält; B. ist also der als Erbe Berufene, der Vermächtnisnehmer, der aus einer einem andern B. gemachten Auflage Berechtigte. Bisweilen wird das Wort nur im Sinn von Vermächtnisnehmer gebraucht. In der ältern Rechtssprache nennt man den B. in der Regel den Honorierten.

Bedall, Karl, Pharmaceut, geb. 20. Jan. 1827 zu Stadteschenbach in der Oberpfalz, studierte in München und gelangte 1864 in den Besitz der Mohren-^[folgende Seite]