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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Beleuchtung

Für die stündliche Erzeugung von 100 Kerzen sind erforderlich Dabei werden entwickelt

Beleuchtungsart Menge Preis derselben Wasser Kohlensäure Wärme

kg Pf. kg cbm bei 0° W. E.

Talg 1,00 160 1,05 1,45 9700

Stearin 0,92 166 1,04 1,30 8940

Wachs 0,77 308 0,88 1,18 7960

Walrat 0,77 270 0,89 1,17 7960

Paraffin 0,77 139 0,99 1,22 9200

Rüböl: Carcellampe 0,70 67,2 0,85 1,00 6800

" Studierlampe 0,43 41,3 0,52 0,61 4200

Solaröl: Kleiner Flachbrenner 0,60 13,2 0,80 0,95 7200

" Lampe von Schuster 0,28 6,2 0,37 0,44 3360

Erdöl: Kleiner Flachbrenner 0,60 12,0 0,80 0,95 7200

"Größter Rundbrenner 0,20 4,0 0,22 0,32 2400

- cbm - - - -

Leuchtgas: Zweilochbrenner 2 36,0 2,14 1,14 12150

" Argandbrenner 0,8 14,4 0,86 0,46 4860

" Gasglühlicht 0,15 2,7 0,16 0,09 ca. 900

" Siemens' Regenerativlampe 0,35 6,3 - - ca. 1500

- Pferdestärken - - - -

Elektrisches Glühlicht 1 25 0 0 290‒536

" Bogenlicht 0,26 9,0* 0 Spuren 57‒158

*Inkl. Kohlenstifte

Bemerkenswert ist neben der Lichtstärke auch der Glanz des Lichtes. Zwei Lichtquellen können dieselbe Lichtmenge aussenden und doch sehr verschiedenen Glanz besitzen, wenn nämlich bei der einen die Oberfläche größer, bei der andern kleiner ist. Der Glanz, der mit der Temperatur der Lichtquelle wächst, ist die von der Flächeneinheit der Lichtquelle ausgesendete Lichtmenge. Die Lichtstärke eines Quadratcentimeters der Oberfläche ist bei

Einlochbrennern etwa 0,06 Normalkerzen

Argandbrennern " 0,30 "

kleinen Regenerativbrennern "0,38 "

großen " " 0,60 "

elektrischen Glühlampen " 40,00 "

" Bogenlampen " 484,00 "

Den Glanz des Sonnenlichts fand Thomson zu 53000 Kerzen. – Die Helligkeit einer beleuchteten Fläche wird durch Meterkerzen (MK) ausgedrückt; 1 MK ist die Helligkeit einer weißen Fläche, die von 1 Normalkerze aus der Entfernung von 1 m bei senkrecht auffallenden Strahlen beleuchtet wird. Bei gewöhnlichem Tageslicht hat beim Lesen eine Buchfläche etwa 50 MK; die geringste Helligkeit, die ein Arbeitsplatz haben darf, ist 10 MK. Bei Straßenbeleuchtung rechnet man für Hauptstraßen etwa 1 MK, für Nebenstraßen ⅒ MK.

Die Vorzüge, die das elektrische Licht gegenüber der Gasbeleuchtung besitzt, lassen sich kurz so zusammenfassen:

1) Trotz der hohen Temperatur der elektrischen Lichtquellen ist die abgegebene Wärme so gering, daß sie gegenüber der durch die Anwesenheit von Menschen erzeugten Wärme verschwindet.

2) Die Verschlechterung der Luft ist bei Bogenlicht verschwindend gering, bei Glühlicht gleich Null, was jedoch beim Regenerativgasbrenner ebenfalls der Fall ist.

3) Die Feuersgefahr, die bei Gasbeleuchtung auch durch die größte Vorsicht nicht beseitigt wird, ist bei elektrischer B. bei sachgemäßer Installation so gut wie nicht vorhanden, weshalb sich das elektrische Licht namentlich für Theater segensreich erweist.

4) Das elektrische Bogenlicht läßt wegen seines hohen Glanzes die Farben in demselben Aussehen erscheinen wie das Tageslicht und verhält sich auch in Bezug auf die chem. Strahlen wie dieses.

5) Bei Anwendung der elektrischen B. ist nach Thomsons Meinung die Akustik von Konzertsälen und Theatern besser als bei Gasbeleuchtung, da das elektrische Licht den Luftraum nicht beeinflußt, während das stark Wärme entwickelnde Gaslicht Luftströmungen und Dichtigkeitsunterschiede erzeugt.

Die Frage, welche von beiden Beleuchtungsarten billiger sei, läßt sich gegenwärtig noch nicht entscheiden, da je nach Größe und den sonstigen Verhältnissen einer Anlage bald das eine, bald das andere Licht sich billiger stellen kann. Doch ist in dieser Hinsicht folgende theoretische Thatsache höchst bemerkenswert: bei den im Kensington-Museum zu London gemachten Versuchen konnten, wenn man eine bestimmte Gasmenge direkt in üblichen Brennern verbrannte, 300 Normalkerzen Lichtstärke entwickelt werden, während man mit derselben Gasmenge, wenn man sie in einer Gasmaschine zum Betrieb elektrischen Lichts verbrannte, eine Lichtstärke von 5000 Kerzen erhielt. Der Grund hiervon liegt darin, daß bei der direkten Lichterzeugung durch Verbrennung nur etwa 1/300 der im Gas enthaltenen Energie in Licht, der übrige Teil in Wärme umgewandelt wird, während bei der Explosionswirkung in Gasmotoren ein bedeutend größerer Teil erst in mechan. Arbeit und diese in Licht umgesetzt wird. Daraus geht hervor, daß das Gas wohl zum Betriebe von Gasmotoren und als Heizmaterial, nicht aber als Leuchtstoff ökonomisch ausgenutzt wird. Da aber die direkte Verbrennung in gewöhnlichen Gasbeleuchtungsapparaten bedeutend geringere Anlagekosten verursacht, so ist es erklärlich, daß trotz der unvorteilhaften Ausnutzung die gewöhnliche Gasbeleuchtung in vielen Fällen und namentlich für Kleinbetrieb billiger bleibt als elektrisches Licht mit Gasmotorbetrieb. Welche von beiden Beleuchtungsarten den Sieg erringen wird, muß vorläufig als Frage der Zeit gelten. Jedenfalls ist zu bedenken, daß dem elektrischen Licht in dem Regenerativgasbrenner aus mehrern schon oben erwähnten Gründen eine bedeutende Konkurrenz bleibt.