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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Belgravia; Belial; Belice; Beliczay

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Belgravia - Beliczay

Lehrerseminar St. Sava, Gebäuden mehrerer Gesandtschaften und des Roten Kreuzes, großen Dampfbädern und dem einzigen, gut erhaltenen türk. Bethaus (Džamija). 2) Varoški Kvart enthält die 1842 erbaute Metropolitan-Kathedrale mit dem 1882 renovierten Hauptaltar und der Gruft der Familie Obrenowitsch, die prot. Kirche und Schule, die Hochschule am großen Platz, das Erzdenkmal des Fürsten Michael, das Theater, die Nationalbank, große Geschäftshäuser, Kaufläden und Hotels. 3) Savski Kvart (türk. Savomahala) am Saveufer vor der untern Festung, mit dem Bahnhofe, Dampferlandungsplatze und den großen Magazinen (z. B. der Tabaksregie), den Petroleumlagern des Fürsten Gagarin und dem Hauptzollamte. 4) Teraziski Kvart auf dem Bergrücken, ist breit angelegt, enthält das königl. Palais, die meisten Ministerien, die Garnisonkirche und das Hauptpostamt. 5) Bračarski Kvart mit dem neuen Stadtteile und Englezovac (engl. Stadtteil), dessen Grund und Boden aus den Fonds der Englischen Bibelgesellschaft angekauft, parzelliert und gegen Abzahlung den Bewohnern überlassen wurde, enthält das Finanz- und das Bautenministerium, zahlreiche Militäranstalten, mehrere Gesandtschaftshotels und viele villenartige Gebäude mit großen Gartenanlagen. 6) Kalilulsti Kvart mit der ältesten Kirche der Stadt, St. Marcus, Friedhöfen, Kasernen, den königl. Zuchtstallungen, dem Bürgerspital und der deutschen Schule.

Verwaltung. B. wird durch einen Bürgermeister (Gehalt 10 000 Frs.), 7 Gemeinderäte, 5 Sekretäre und 32 unbesoldete Gemeinderäte und Abgeordnete verwaltet. Für die Sicherheit sorgen 80 Schutzleute und 120 Gewölbewächter. Die Feuerwehr zählt 25 Spritzen und Wagen, 50 angestellte und 80 freiwillige Feuerwehrleute. Die neue Wasserleitung ist bis auf 2 Reservoirs, die elektrische Beleuchtung beinahe vollendet. Die Stadt hat 1 Mill. Frs. Schulden; die Einnahmen bestehen in Steuerzuschlägen und Verzehrungsabgaben.

Behörden. B. ist Residenz des Königs und Sitz der höchsten Regierungsbehörden und Gerichte des Landes, eines Erzbischofs, des Präfekten mit 6 Unterpräfekten und 250 Gendarmen, eines Festungs- und Divisionskommandos, anderer militär. Behörden und der Vertreter aller fremden Mächte.

Bildungs- und Vereinswesen. B. hat eine königl. Hochschule in einem 1861 von Kapetan Miša Anastasijević, einem reichen Kaufmanne, geschenkten Gebäude, mit philos., jurist. und technischer Fakultät (35 Professoren), 3 Gymnasien, 1 Realschule, 1 Lehrer- und 1 geistliches Seminar, eine Militärakademie, eine höhere Mädchenschule sowie 6 Knaben- und 6 Mädchenschulen (1190 Schüler, 620 Schülerinnen). Außerdem bestehen die Akademie der Wissenschaften (seit 1886), die Gelehrte Gesellschaft (seit 1842), die Nationalbibliothek (80 000 Bände), das Nationalmuseum mit zahlreichen serb. und ungar. Altertümern und das Nationaltheater (850 Plätze). Außer Turn- und Schützengesellschaften wirken wohlthätige Vereine (Rotes Kreuz) und eine Freimaurerloge. An Zeitungen erscheinen 10 politische, 3 Handels- und mehrere Fachblätter sowie 4 für Litteratur und Kunst.

Industrie und Handel. Die Industrie ist nicht bedeutend. Es giebt 4 Dampfmühlen, 1 Lederfabrik, 10 Druckereien, 6 Ziegeleien, 2 Spiritusbrennereien, 2 Brauereien, 1 Gießerei, 1 Hutfabrik. Der Handel ist lebhaft; er vermittelt die Einfuhr österr. Erzeugnisse und die Ausfuhr der Rohprodukte für das ganze Land. Es giebt 5 Banken, Filialen von 3 Versicherungsgesellschaften und 1 Handels- und Gewerbekammer.

Verkehrswesen. B. liegt an der Linie B.-Nisch (244 km) der Serb. Eisenbahn mit Anschluß an die Linie Budapest-Theresiopel-Semlin der Ungar. Staatsbahnen. Im Innern der Stadt dienen 320 Fiaker und seit Frühjahr 1892 eine Pferdebahn dem Verkehr, Telephonverbindung besteht nur zwischen den Behörden. Der Schiffsverkehr auf der Save und Donau ist lebhaft. Neben der Donaudampfschiffahrtsgesellschaft entsteht ein serb. Unternehmen.

Umgebung und Vergnügungsorte. Beliebte Promenaden bilden der Stadtpark (Kali megdan) und 2 km im SW. der königl. Park Toptschider (Artilleriewiese) mit dem Schlosse des ersten Fürsten Milosch, einem Obelisken zur Erinnerung an die 50jährige Befreiungsfeier 1865 und einem Tiergarten, in dem 1868 Fürst Michael ermordet wurde.

Geschichte. Schon zur röm. Zeit war die Stadt, damals Singidunum genannt und zur Provinz Obermösien gehörend, Standquartier einer Legion. Im Mittelalter wird sie Alba graeca (deutsch "Griechisch-Weißenburg") genannt. Vom 7. bis 9. Jahrh. gehörte sie den Avaren, im 10. den Bulgaren, im 11. und 12. Jahrh. stand sie wieder unter der Herrschaft des byzant. Kaisers und litt 1241 und 1242 sehr unter den Verwüstungen der Mongolen. Im 14. Jahrh. war B. im Besitz der Serben. Als ungar. Grenzfeste (seit 1433) ging sie nach mehrfachen glücklichen Verteidigungen 29. Aug. 1521 an die Türken unter Suleiman II. verloren, denen die Deutschen und Österreicher sie im Laufe der folgenden Jahrhunderte dreimal, 1688 unter Emanuel von Bayern, 1717 nach dem Siege des Prinzen Eugen mit 40 000 Mann über das dreimal so starke türk. Entsatzheer und 1789 (Laudon) wieder abnahmen, ohne sie dauernd behaupten zu können; nur in den J. 1718-39 gehörte B. mit einem großen Teile Serbiens zu Österreich. Infolge der serb. Erhebung (s. Serbien, Geschichte) im Anfange des 19. Jahrh. wurde B. Hauptstadt des neubegründeten Fürstentums, während die Festung in den Händen der Pforte blieb, bis letztere 1867 auf diplomat. Wege genötigt wurde, auch diese aufzugeben, nachdem 1862 ein türk. Kommandant zum Schutze einer seitdem ausgewanderten türk. Kolonie die offene Stadt bombardiert hatte.

Belgravia (spr. -grehwīĕ), vornehmer Stadtteil Londons, im Westend, zwischen Hydepark, Brompton Westminster und Chelsea.

Belial (hebr., "Nichtswürdigkeit", "Verderben"), in 2 Kor. 6,15 (Beliar) Name des Teufels.

Belice (spr. -lihtsche; im Altertum Hypsas), Fluß im westl. Teil von Sicilien, entspringt auf den Bergen südlich von Palermo, fließt in südsüdwestl. Richtung nach 82 km langem Laufe südöstlich von Mazzara in das Mittelländische Meer.

Beliczay (spr. bélizaï), Jul. von, ungar. Komponist, geb. 10. Aug. 1835 in Komorn, war ursprünglich Ingenieur, wandte sich früh der Musik zu, studierte 1868-70 in Wien und ging 1871 nach Budapest, wo er sich der Gunst Liszts erfreute. 1888 wurde er Professor der Kompositionslehre an der Königl. Musikakademie und starb 1. Mai 1893 in Budapest. Seine Kompositionen umfassen Kammermusikwerke, eine Messe, Lieder, Klavierstücke, eine Suite de Bal und zwei Sinfonien (D-moll 1891, A-Dur 1892). Auch schrieb er: "Elméleti és gyakorlati zene szerzés-tan" (Theo-^[folgende Seite]