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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Belleville; Bellevue; Belley; Belli

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Belleville - Belli

manach der Belletristen", Berl. 1782), der den ältern Ausdruck "Bel esprit, Schöner Geist, Schöngeist" verdrängte, ist nun auch veraltet.

Belleville (spr. bällwil), sehr häufiger Ortsname in Frankreich; darunter: Hauptstadt des Kantons B. (139,44 qkm, 13 Gemeinden, 13 982 E.) im Arrondissement Villefranche des franz. Depart. Rhône, 6-700 m vom rechten Ufer der Saône entfernt, an den Linien Paris-Lyon-Marseille-Nizza und B.-Beaujeu (16 km) der Mittelmeerbahn, hat (1891) 2213, als Gemeinde 2892 E., eine roman. Kirche aus dem 12. Jahrh., Textilindustrie, Weinhandel.

Belleville (spr. bällwil), früher Vorstadtdorf im Nordosten von Paris, nördlich vom Friedhof Père-Lachaise, seit 1860 zur Hauptstadt gezogen (s. Paris).

Belleville (spr. béllwill), Hauptstadt des County St. Clair im nordamerik. Staate Illinois, 22 km südwestlich von St. Louis in einer fruchtbaren Ebene, Knotenpunkt mehrerer Bahnen, hat (1890) 15 361 E., Ofen- und Nagelfabrikation, Gießereien und andere Industrie und ist hauptsächlich durch den Fleiß deutscher Einwanderer, die seit 1839 sich ansiedelten und mit ihren Nachkommen den überwiegenden Teil der Bevölkerung ausmachen, rasch emporgeblüht.

Belleville (spr. béllwill), Stadt in der Grafschaft Hastings der Provinz Ontario des Dominion of Canada, an der Mündung des Flusses Moira in die fjordartige Bay of Quinte des Ontariosees, Station der Eisenbahnlinie Montreal-Toronto, ist Sitz der 1857 gegründeten Albert University, hat (1891) 9914 E., eine Taubstummenanstalt sowie bedeutenden Handels- und Schiffsverkehr mit den Vereinigten Staaten (1887: 166 446 t).

Bellevue (frz., spr. bällwüh, d. i. schöne Aussicht, wie das ital. Belvedere, s. d.), Name mehrerer fürstl. Lustörter und Schlösser. - 1) Weitläufiges kurfürstl. Schloß in Cassel mit großem Park am Friedrichsthor, das 1811-13 die Residenz des Königs Jérôme war, später von der Kurfürstin Auguste (gest. 1841) bewohnt wurde, gegenwärtig vom Generalkommando und der Akademie der bildenden Künste eingenommen ist. - 2) Das königl. Lustschloß B. nebst Park nahe bei Berlin, an der Spree, an der Nordseite des Tiergartens, erhielt diesen Namen durch den Prinzen August Ferdinand, der den Palast von zwei Flügeln (1780-90) baute, auch mit großen Kosten den Garten so einrichten ließ, wie er wesentlich noch jetzt besteht. Das schon von Friedrich d. Gr. erbaute Landhaus bildet jetzt den sog. Spreeflügel. Nach dem Tode August Ferdinands erbte und bewohnte das Schloß dessen Sohn, Prinz August, mit dessen Ableben es 1843 an Friedrich Wilhelm IV. fiel. Die von ihm hier eröffnete Bildergalerie neuerer Maler ging zum Teil an die Nationalgalerie über. - 3) Am berühmtesten wurde das Lustschloß B., in der Nähe von Paris, an der jetzigen Linksufer-Eisenbahn nach Versailles, auf dem Bergrücken, der sich von St. Cloud nach Meudon zieht. Frau von Pompadour ließ es in verhältnismäßig kurzer Zeit (30. Juni 1748 bis 20. Nov. 1750) mit großer Pracht und ungeheuerm Aufwande aufführen, und Ludwig XV. war von der Lage und der Einrichtung so entzückt, daß er es für sich kaufte. Die ersten Künstler trugen zu seiner Verschönerung bei, und es galt allgemein damals für das reizendste Lustschloß in ganz Europa. Während der Revolution von der Bande noir zerstört, ist es jetzt Ruine. Der letzte Rest, die Villa Brimborion, war ein wichtiger strategischer Punkt während der Belagerung von Paris (1870-71). 1823 wurde das Terrain verkauft und parzelliert. Es entstand eine Anzahl schöner Villen und anderer Häuser, die jetzt das zur Kommune Meudon gehörige Dorf B., eine der anmutigsten Ortschaften in der nähern Umgebung von Paris, bilden. Rechts vom Bahnhof befindet sich die kleine got. Kapelle Notre-Dame des Flammes, errichtet zum Gedächtnis der 1842 bei einem Eisenbahnunglück hier umgekommenen Personen. - 4) B. heißt auch das kleine Landschloß an der Straße von Sedan nach Donchéry, wo 2. Sept. 1870 unmittelbar nach Unterzeichnung der Kapitulation von Sedan die Zusammenkunft zwischen König Wilhelm von Preußen und Napoleon III. stattfand.

Belley (spr. -leh). 1) Arrondissement im franz. Depart. Ain, hat 1305,70 qkm, (1891) 79 819 E., 110 Gemeinden und zerfällt in die 9 Kantone Ambérieux (104,53 qkm, 8163 E.),B. (212,90 qkm, 17 545 E.), Champagne (150,60 qkm, 7002 E.), Hauteville (132,25 qkm, 4243 E.), Lagnieu (182,43 qkm, 10 707 E.), Lhuis (159,61 qkm, 6979 E.), St. Rambert (140 qkm, 12 737 E.), Seyssel (104,39 qkm, 5308 E.), Virieu-le-Grand (118,99 qkm, 7075 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondissements B. im franz. Depart. Ain, 278 m hoch, in einem überaus anmutigen, vom Furand, einem rechten Nebenflüsse der Rhône, durchflossenen fruchtbaren Becken zwischen zwei Hügeln an der Linie Virieu-le-Grand-St. Andre-le-Gaz der franz. Mittelmeerbahn gelegen, hat (1891) 3957, als Gemeinde 6295 E., Post und Telegraph, in Garnison das 133. Infanterieregiment. B. ist Sitz eines Bischofs und eines Tribunals erster Instanz, besitzt eine got. Kathedrale aus dem 15. Jahrh., bischöfl. Palais, Kleines Seminar, College, Münz-und Antiquitätenkabinett, öffentliche Bibliothek (5000 Bände) und eine Ackerbaugesellschaft; Seidenspinnerei, Indienne- und Musselinfabrikation, Lohgerberei sowie beträchtlichen Handel mit Seide, Wein, Trüffeln und Getreide. In der Nähe eine kalte Mineralquelle und Fundorte der besten lithographischen Steine Frankreichs. B. war Hauptstadt der zwischen Rhône und Ain gelegenen Landschaft Bugey, die, ursprünglich zum Burgunidischen Reiche gehörig, an die Grafen von Savoyen kam und 1601 an Frankreich abgetreten wurde. Die Landschaft bestand aus dem eigentlichen Bugey, Val-Romey und La Mehaille und hatte bis zur Revolution ihre eigenen Stände.

Belli, Giuseppe Gioachino, röm. Volksdichter, geb. 10. Sept. 1791 zu Rom, gest. daselbst 21. Dez. 1863, war ein armer Schreiber, als ihm 1816 eine reiche Heirat gestattete, sich der Litteratur zu widmen. Er schrieb viele Gedichte in der Schriftsprache und mehr als 2000 Sonette in röm. Mundart, die in anschaulichen Farben meist satir. Schilderungen des niedern röm. Volkslebens bieten. Bald nach 1831 gab B. die Angriffe gegen das Papsttum auf, in dessen Dienst er trat, und schrieb religiöse Dichtungen, um seine Jugendgedichte zu verdrängen; aber diese liefen handschriftlich und mündlich im Volke um. "Poesie inedite" (4 Bde., Rom 1865 fg.) ließ sein Sohn Ciro B. drucken, eine Auswahl Morandi: "Ducento sonetti in dialetto romanesco" (Flor. 1872); vollständige Sammlung: "I Sonetti Romaneschi" (6 Bde., Città di Castello, 1886-89). - Vgl. Schuckardt, B. und die röm. Satire (in "Romanisches und Keltisches", Berl. 1880, als Nr. IX); Gnoli, G. G. B. e i suoi scritti inediti (in "Nuova Antologia", Dez. 1877); Schuhmann, G. G. B., ein