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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bellermann; Bellerophon; Belles lettres; Bellesme; Belletage; Belletristik

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Bellermann (Ferdinand) - Belletristik

theol. Schriften veröffentlichte er: "Über die ältesten christl. Begräbnisstätten, und besonders die Katakomben zu Neapel" (Hamb. 1839), "Die alten Liederbücher der Portugiesen" (Berl. 1840), "Portug. Volkslieder und Romanzen" (Lpz. 1864), "Erinnerungen aus Südeuropa" (Berl. 1851).

Bellermann, Ferdinand, Landschaftsmaler, geb. 14. März 1814 zu Erfurt, war seit 1833 Schüler von W. Schirmer in Berlin und begleitete 1839 Preller auf einer Studienreise nach Rügen, 1840 nach Belgien, Holland und Norwegen. Auf Vorschlag A. von Humboldts erhielt er 1842 den Auftrag zu einer Studienreise nach Venezuela, von wo er Ende 1846 nach Europa zurückkehrte. Mehrere hundert Studien, welche er von dieser Reise heimbrachte, befinden sich in der Berliner Nationalgalerie, ebenso wie das große Bild, die Guacharohöhle darstellend, wie sie 1799 von Humboldt und Bonpland besucht wird. Außerdem malte er verschiedene tropische Landschaften für den preuß. Hof und für die städtischen Museen von Königsberg, Magdeburg und Erfurt; ferner Wandgemälde im Berliner Neuen Museum, u. a. Hünengrab unter Eichen und Opferstein im Buchenwalde von Stubbenkammer. Er lieferte auch Illustrationen für das Werk "Zur Erinnerung an die Reise des Prinzen Waldemar von Preußen nach Indien" (2 Bde., Berl. 1853) und für das Werk von R. Hartmann, "Reise des Freiherrn Adalbert von Barnim durch Nordost-Afrika" (ebd. 1863). Nachdem er 1853-54 und 1877 Italien bereist hatte, schuf er ital. Landschaften. B. starb 11. Aug. 1880 in Berlin.

Bellermann, Heinr., Musiker, geb. 10. März 1832 zu Berlin, studierte unter Grell und übernahm 1853 die Stelle eines Gesanglehrers am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin. 1861 wurde er königl. Musikdirektor und 1866 auch außerord. Professor an der Berliner Universität. Durch seine Schriften "Die Mensuralnoten und Taktzeichen des 15. und 16. Jahrh." (Berl. 1858), "Der Kontrapunkt" (ebd. 1862; 3. Aufl. 1887), "Über die Entwicklung der mehrstimmigen Musik" (ebd. 1867), "Die Größe der musikalischen Intervalle" (ebd. 1873) hat B. das Studium der großen Vokalperiode des 16. und 17. Jahrh. wesentlich gefördert. Von B.s Kompositionen sind mit Anerkennung aufgeführt seine Musiken zu den Sophokleischen Tragödien "Ajax", "König Ödipus", "Ödipus auf Kolonos" und "Antigone", Psalmen und Motetten.

Bellermann, Joh. Joachim, Theolog und Altertumsforscher, geb. 23. Sept. 1754 zu Erfurt, studierte dort und in Göttingen und habilitierte sich 1782 zu Erfurt, wurde dort 1784 Professor am Gymnasium, bald auch an der Universität, 1804 Direktor des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin, später auch außerord. Professor der Theologie und Konsistorialrat daselbst; 1828 in den Ruhestand getreten, starb er 25. Okt. 1842. Er schrieb: "Handbuch der biblischen Litteratur" (4 Bde., Erf. 1787; 2. Aufl. 1796-1804), "Geschichtliche Nachrichten aus dem Altertume über Essäer und Therapeuten" (Berl. 1821), "Die Urim und Thummim, die ältesten Gemmen" (ebd. 1824), "Bemerkungen über phöniz. und punische Münzen" (4 Progr., ebd. 1812-16), "Über die Gemmen der Alten mit dem Abraxasbilde" (3 Progr., ebd. 1817-19) u. a.

Bellerophon, nach der griech. Sage der Sohn des korinth. Königs Glaukos, des Sohnes des Sisyphos (oder der Sohn des Poseidon). Seine Sage wird von Homer (Il. 6, 152-205) erzählt und von spätern ergänzt. Danach kam B., wegen eines Mordes flüchtig, zu Proitos, König von Argos, der den Verwandten gastfreundlich aufnahm und sühnte. Hier faßte die Königin Anteia, nach andern Stheneboia, eine sträfliche Liebe zu B., und als B. diese Neigung nicht erwiderte, verleumdete sie ihn bei ihrem Gemahl, daß er sie habe verführen wollen. Proitos schickte B. zu seinem Schwiegervater Jobates, König von Lykien, mit dem in geheimen Zeichen abgefaßten Auftrag, ihn zu töten. Jobates befahl dem B. zuerst, die feuerspeiende, dreigestaltige Chimaira (s. d.) zu erlegen, welche B. auch, auf dem geflügelten Pferde Pegasos reitend, tötete. Sodann sandte ihn Jobates gegen die Solymer, später gegen die Amazonen; als er auch diese besiegt und die lykischen Krieger, die ihn aus einem Hinterhalt ermorden sollten, getötet hatte, gab ihm Jobates seine Tochter Philonoe zur Gemahlin, die ihm den Isandros, Hippolochos und die Laodameia gebar. Nach Euripides rächte er sich an Stheneboia, indem er sie zu sich auf den Pegasos lockte und dann ins Meer stürzte. Allein B. ward den Göttern verhaßt und schwermütig, und Ares tötete Isandros, Artemis die Laodameia. Nach Pindar wollte er sich auf dem Pegasos zum Olymp emporschwingen, wurde aber von dem Rosse abgeworfen; auch diese Sage hat Euripides behandelt. B. wurde in Korinth und Lykien göttlich verehrt. Nach neuerer Auffassung ist B. ein Gewitterheros, und sein Kampf vom Pegasos mit der Chimaira das Bild des Gewitters. Von der bildenden Kunst sind die meisten Sagen von B. vielfach dargestellt worden; so namentlich die von der Bändigung und Tränkung des Pegasos (s. vorstehende Figur), von der Erlegung der Chimaira und von seinem Verhältnisse zu Proitos und Stheneboia. - Vgl. Fischer, Bellerophon (Lpz. 1851); Engelmann in den "Annali" des Archäologischen Instituts (Rom 1874); Braun, Zwölf Basreliefs griech. Erfindung (Taf. 1).

^[Abb.]

Belles lettres (frz., spr. bäll lättr), schöne Wissenschaften, wurden früher Dichtkunst und Redekunst genannt, weil sie mehr als die andern Künste in das Gebiet wissenschaftlichen Denkens hinüberragen.

Bellesme, s. Bellême.

Belletage, s. Bel-étage.

Belletristik ("schöne Litteratur", vom frz. belles-lettres), diejenige Litteratur, die weder religiösen, noch wissenschaftlichen, noch praktischen Zwecken dient, also alle dichterischen Schöpfungen in Versen oder Prosa, Unterhaltungslitteratur aller Art, das Feuilleton, die ästhetische und litterar. Kritik umfaßt. Der Name Belletrist für die Verfasser derartiger Arbeiten (vgl. z. B. Fr. Schulz' "Al-^[folgende Seite]