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Benecke (George Friedr.) - Benedetti
und eine "Geolog. Übersichtskarte von Elsaß-Lothringen" (Straßb. 1892) heraus.
Benecke, George Friedr., Germanist, geb. 10. Juni 1762 zu Mönchsroth im bayr. Schwaben, ward 1780 zu Göttingen Heynes Schüler, 1789 an der Universitätsbibliothek angestellt, 1814 ord. Professor der Philosophie, 1829 Oberbibliothekar und starb 21. Aug. 1844. B., der in Göttingen das Englische zu vertreten hatte, war der erste Gelehrte, der über altdeutsche Litteratur akademische Vorlesungen hielt; als feiner Erklärer mittelhochdeutscher Dichter, namentlich als genauester Kenner der mittelhochdeutschen Sprache, in deren Wortbedeutungen er sich sicher hineinfühlte, stand er den Freunden J. Grimm und Lachmann nicht unebenbürtig zur Seite. Vortrefflich sind, namentlich in der Auslegung, die Ausgaben von Boners "Edelstein" (Berl. 1816) und Wirnts von Grafenberg "Wigalois" (ebd. 1819). Mit Lachmann gab er Hartmanns von Aue "Iwein" (2. Aufl., Berl. 1842) mit ausgezeichneten Anmerkungen heraus, dem ein musterhaftes "Wörterbuch zu Hartmanns Iwein" (Gött. 1833; 2. Aufl. von Wilken 1874) folgte. B.s Vorarbeiten zu einem "Mittelhochdeutschen Wörterbuch" bilden die Grundlage für das von W. Müller und Zarncke bearbeitete Werk (3 Bde., Lpz. 1854-66).
Bened., bei zoolog. Namen Abkürzung für Pierre Joseph van Beneden (s. d.).
Benedeien (vom lat. benedicere), preisen, segnen, selig sprechen.
Benedek, Ludw., Ritter von, österr. Feldzeugmeister, geb. 14. Juli 1804 zu Ödenburg in Ungarn, Sohn eines Arztes, erhielt seine Ausbildung in der Militärakademie zu Wiener-Neustadt, aus der er 1822 als Fähnrich austrat. Zwei Jahre später wurde er Offizier, 1835 Hauptmann, 1840 Major und 1846 Oberst. Noch in demselben Jahre wurde er durch sein energisches Auftreten gegen die poln. Insurgenten, die er bei Gdow und Wieliezka auseinandersprengte, bekannt. Er kämpfte 1848-49 in Italien, wo er sich in den Gefechten bei Curtatone und Goïto sowie bei Novara und Mortara hervorthat. Erzherzog Albrecht, B.s Divisionär, überreichte ihm als Anerkennung seiner Verdienste den Degen seines Vaters, Erzherzogs Karl, des Siegers von Aspern. Als Generalmajor und Brigadier nahm B. an dem Feldzug in Ungarn, besonders an den Gefechten, die dem Entsatze von Temesvár vorangingen, teil. Nach Genesung von der bei Szöny erhaltenen Wunde wurde B. Chef des Generalstabes bei der Armee in Italien, 1853 Feldmarschalllieutenant und erhielt das Kommando des 4. Armeekorps der Observationsarmee, die während des Krimkrieges in Galizien aufgestellt war. Im Frühjahr 1859 kam er als Kommandant des 8. Armeekorps nach Italien und zeichnete sich besonders in der Schlacht von Solferino aus, wo er die Piemontesen bei San Martino zurückwarf. Am 27. Nov. 1859 zum Feldzeugmeister befördert, wurde er 30. Jan. 1860 zum Chef des Generalquartiermeisterstabes, 19. April 1860 zum Civil- und Militärgouverneur von Ungarn und 20. Okt. 1860 zum Oberkommandanten der österr. Armee in Venetien und den Alpenländern ernannt. Er gehörte seit 18. April 1861 zu den Mitgliedern des Herrenhauses, auf Lebensdauer ernannt, blieb aber dessen Beratungen stets fern. Im Mai 1866 übernahm B. das Oberkommando der gegen Preußen in Böhmen und Mähren aufgestellten Nordarmee, führte jedoch den siebentägigen Krieg so unglücklich, daß nach der Schlacht bei Königgrätz (3. Juli 1866) seine Enthebung vom Kommando notwendig wurde. Der oberste Militärjustizsenat verhängte über ihn die kriegsgerichtliche Untersuchung, die aber auf Befehl des Kaisers (vom 4. Dez. 1866) eingestellt wurde. B. lebte seitdem in größter Zurückgezogenheit in Graz, wo er 27. April 1881 starb.
Beneden, Pierre Joseph van, belg. Zoolog, geb. 19. Dez. 1809 zu Mecheln, wurde 1831 Konservator am naturwissenschaftlichen Museum zu Löwen, 1835 Professor an der Universität zu Gent, 1836 an der kath. Universität zu Löwen. Seit 1842 Mitglied der belg. Akademie der Wissenschaften, wurde er 1860 zum Direktor der Classe de sciences und 1881 zum Präsidenten der Akademie gewählt. Er starb 8. Jan. 1894 in Löwen. Neben zahlreichen kleinern Abhandlungen schrieb B. namentlich: "Zoologie médicale" (mit Gervais; 2 Bde., Par. 1859), "Iconographie des helminthes ou des vers parasites de l'homme, vers cestoïdes" (Löw. 1860), "Ostéographie des cétacés vivants et fossiles" (in Gemeinschaft mit Gervais; mit Atlas, Par. 1868-80), "La vie animale et ses mystères" (Brüss. 1863), "Les fouilles au trou des Nutons de Furforz" (ebd. 1865), "Les Chauves-souris de l'époque du mammouth et de l'époque actuelle" (Lond. 1871), "Les commensaux et les parasites dans le régne animal" (Par. 1875; deutsch "Die Schmarotzer des Tierreichs", Lpz. 1876). - Vgl. Manifestation en l'honneur de M. le professeur van B. (Gent 1877).
Benedetti, Vincent, Graf von, franz. Diplomat, geb. 29. April 1817 zu Bastia, war unter Ludwig Philipp einige Zeit franz. Konsul in Ägypten. Im Mai 1848 wurde er franz. Konsul in Palermo, 1851 Legationssekretär in Konstantinopel, 1855 Direktor der polit. Angelegenheiten im Ministerium des Auswärtigen und war 1856 als solcher Sekretär auf dem Pariser Friedenskongreß. Anfang 1860 schickte ihn Napoleon in besonderer Mission an den Turiner Hof, wo er den Vertrag über die Abtretung von Savoyen und Nizza zu stande brachte. Darauf wurde B. 1861 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister in Turin, zog sich aber 1862 ins Privatleben zurück. Doch schon 1864 kam er an Stelle von Talleyrand-Perigord als Botschafter nach Berlin. Nach dem Ausbruche des Krieges zwischen Preußen und Österreich 1866 erhielt B. den Auftrag, bei den Friedensverhandlungen in Nikolsburg in franz. Interesse zu wirken und in Berlin (im August) Kompensationen für Frankreich zu verlangen, zuerst Rheinbayern, Rheinhessen und Mainz, dann die Grenzen von 1814, Annexion von Luxemburg und Belgien. Weitere Verhandlungen wegen Belgiens und Luxemburgs hatte er 1867 zu vermitteln, ohne bei Bismarck etwas auszurichten. Als Anfang Juli 1870 Prinz Leopold von Hohenzollern für den span. Thron kandidierte, stellte B. 4. Juli in Berlin eine Interpellation und hatte 9., 11. und 13. Juli zu Ems Unterredungen mit König Wilhelm, die das Vorspiel des Deutsch-Französischen Krieges bildeten. Am 14. Juli reiste B. nach Paris zurück. Um das schon seit langem betriebene Intriguenspiel Frankreichs bloßzulegen, teilte Bismarck 24. Juli dem engl. Gesandten, Lord Loftus, Dokumente mit, die bewiesen, daß schon seit Jahren Frankreich die Erwerbung von Belgien und Luxemburg beabsichtigt und dazu die Mitwirkung Preußens verlangt hatte. B. suchte dieses in der Schrift "Ma mission en