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Bereideh - Berenger
verloren. Ebenso wenn der eigene Wechsel über den Kaufpreis von Ware ausgestellt ist, oder wenn der Aussteller den Wechsel über den Betrag einer Forderung an den Bezogenen gezogen hat und der Wechsel in seiner Hand verjährt, ebenso aber auch, wenn in diesem Falle der Aussteller den Wechsel begeben, die Valuta erhalten hat und der Wechsel in den Händen eines dritten Wechselinhabers seine Wechselkraft verloren hat. In diesem Falle kann der Wechselinhaber jedenfalls den Acceptanten in Anspruch nehmen, der seine Schuld ohne Entgelt durch das Erlöschen des Anspruchs aus dem Wechsel los geworden ist, möglicherweise auch den Aussteller, wenn dieser nicht durch die Annahme des Accepts seine Forderung an den Acceptanten verloren hat. Der Wechsel muß beigebracht oder amortisiert werden.
Bereideh, Stadt im Reiche der Wahhabiten im mittlern Arabien, nördlich von Anese nahe der Grenze von Schammar, soll 10-24000 E. haben.
Bereitschaftsstellung, diejenige Stellung, in welcher der Verteidiger die nähere Aufklärung über die Anmarschrichtung des Angreifers abwartet, um demgemäß die wirkliche Verteidigungsstellung einnehmen zu können (s. Verteidigungsgefecht). Eine B. besteht darin, daß die Hauptmasse der Truppen versammelt hinter der voraussichtlichen Verteidigungsstellung möglichst in der Nähe guter Wegeverbindungen ruht, während kleine Abteilungen die wichtigen Hauptstützpunkte der Stellung besetzt halten und die Kavallerie nach vorwärts aufklärt.
Berengar I., Markgraf von Friaul, König von Italien (888-924), Kaiser seit 916, von karolingischer Abstammung, wurde nach Karls des Dicken Tod (888) von den Lombarden zum König von Italien erhoben, sah sich aber durch seinen Gegner Guido (s. d.) von Spoleto auf den Nordosten beschränkt. Nach Arnulfs Abzug aus Italien, dem er sich als Unterkönig unterworfen, verständigte er sich mit Lambert, Guidos Sohn, über die Herrschaft in Ober- und Mittelitalien. Nach Lamberts plötzlichem Tod (898) gewann er Aussicht auf Beherrschung von ganz Italien; als er aber 899 von den Ungarn geschlagen wurde, übertrug der lombard. Adel die Krone Italiens auf Ludwig III. von Niederburgund. Diesen vertrieb B., worauf Johann X. B. 916 krönte. Doch wurde er 924 von Rudolf II. von Hochburgund geschlagen und verdrängt; er endete durch Meuchelmord in Verona (924). - Vgl. Dümler, Gesta Berengarii imperatoris (Halle 1871); Rautenberg, B. von Friaul, König in Italien 888-915 (Berl. 1871).
Berengar II., König von Italien (950-964), Enkel des vorigen durch seine Mutter Gisela, folgte 925 seinem Vater als Markgraf von Ivrea. Vor den Nachstellungen des Oheims seiner Gattin Villa, Hugo von Niederburgund, floh er 940 zu Kaiser Otto I., unter dessen Schutze er dann Hugo und dessen Sohn Lothar in Italien zu stürzen suchte. Als Lothar 950 plötzlich starb, wollte B. dessen Witwe Adelheid zur Ehe mit seinem Sohn Adalbert zwingen, um auch die burgund. Partei zu gewinnen. Adelheid aber rief Otto I. zur Hilfe herbei, und B. mußte 952 nach Abtretung von Verona und Friaul das Königreich Italien, zu dessen König er sich und Adalbert 950 hatte krönen lassen, als deutsches Lehn nehmen. Gegen seine Versuche, ganz Mittelitalien zu gewinnen, rief Johann XII. den Kaiser zum zweitenmal nach Italien (961), der B. 964 gefangen nach Bamberg führen ließ, wo er 966 starb. - Vgl. Rautenberg, B. von Friaul (Berl. 1871); Köpke-Dümmler, Kaiser Otto d. Gr. (Lpz. 1876); Wimmer, Leben der Kaiserin Adelheid (Programm, Regensb. 1889).
Berengar von Tours, Scholastiker, geb. um 1000 zu Tours, wurde in der Schule des Bischofs Fulbert von Chartres gebildet, 1031 Vorsteher der Schule von Tours, 1040 Archidiakon von Angers. Ausgezeichnet durch dialektische Gewandtheit, ist B. einer der ersten und bedeutendsten Vertreter verständiger Aufklärung innerhalb der Scholastik. Die Anwendung seines rationellen Denkens auf die Abendmahlslehre brachte ihn in schweren Konflikt mit der kirchlichen Gewalt. Gegenüber der allgemein herrschend gewordenen Verwandlungslehre des Paschasius Radbertus verteidigte er die Anschauung des Ratramnus, wonach Brot und Wein im Abendmahle unverändert bleiben, aber für den Gläubigen Leib und Blut Christi in ihnen gegenwärtig sind. Diese Ansicht, zunächst nur vertraulich in einem Briefe an seinen Freund Lanfranc von Bec ausgesprochen, ward an die Öffentlichkeit gebracht und auf den Synoden zu Rom und Vercelli 1050 verdammt; B. selbst wurde einige Zeit gefangen gesetzt. Hildebrand (später Gregor VII.) bemühte sich, ihm durch Aufstellung einer unbestimmten Formel auf der Synode von Tours 1054 Ruhe zu verschaffen. Aber als B. im Vertrauen auf den Schutz Hildebrands auf einer Synode zu Rom 1059 seine Ansichten verteidigte, wurde er zum Widerruf gezwungen, den er aber sofort nach seiner Rückkehr von Rom wieder zurücknahm. Neue Verdammungen folgten, zuletzt in Rom (1079), wo er abermals widerrief und Schweigen gelobte. Darauf zog er sich auf die Insel St. Cosme bei Tours zurück und lebte hier unter kirchlicher Aufsicht bis zu seinem Tode, 1088. Die Hauptschrift des B. gegen Lanfranc, «De coena», fand Lessing auf der Wolfenbütteler Bibliothek; er nahm sich des B. in der Schrift «Berengarius Turonensis» (Braunschw. 1770) an. B.s Schriften gaben A. F. und F. Th. Vischer (Berl. 1834), eine Sammlung ihn betreffender Briefe Sudendorf («Berengarius Turonensis», Gotha 1850) heraus. - Vgl. Schwabe, Studien zur Geschichte des zweiten Abendmahlsstreites (Lpz. 1887); Schnitzer, B. von Tours (Stuttg. 1890).
Berenger (spr. berangscheh), Alphonse Marie Marcellin Thomas, franz. Jurist, geb. 31. Mai 1785 zu Valence, war dort Advokat, trat 1815 in die Kammer, legte aber das Mandat bald nieder, hielt in Paris Vorlesungen über öffentliches Recht, wurde 1828 wieder in die Kammer gewählt und war 1831 ein Hauptbegründer des Deputiertenvereins in der Straße Rivoli, der liberale Grundsätze vertrat, ohne der Regierung systematisch zu opponieren. B. wurde 1831 Rat am Kassationshof, 1839 Pair und starb im März 1866 zu Paris. Sein bedeutendstes Werk ist «De la justice criminelle en France» (Par. 1818). Außerdem schrieb er «De la répression pénale» (2 Bde., Par. 1855).
Berenger, Joseph Maria Adolf von, Forstmann, geb. 28. Febr. 1815 in München, studierte Cameralia und Botanik in München, trat später in den österr. Forstdienst in Oberitalien, wurde 1859 Adjunkt des Generalforstinspektors in Treviso, 1866 Generalforstinspektor und 1867 als Forstrat im Ministerium der Landwirtschaft, des Handels und der Industrie nach Florenz berufen. 1869 wurde er Direktor des in Vallombrosa errichteten größern Forstinstituts und 1872 pensioniert. In den weitesten Kreisen wurde er bekannt durch seine ausgezeichnete Forstgeschichte Italiens: «Archeologia