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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bergamotten; Bergamottöl; Bergamt; Bergapten; Bergara; Bergbahnen

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Bergamotten - Bergbahnen

(225864 E.), Clusone (55470 E.) und Treviglio (109441 E.) mit 306 Gemeinden. 1891 wurden 414795 E. berechnet. Der nördl. Teil ist gebirgig (s. Bergamasca und Ostalpen), während der südliche zur Lombardischen Ebene gehört. Außer Serio und Brembo fließen Adda und Oglio durch die Provinz, die den günstigen Bewässerungsverhältnissen ihre Fruchtbarkeit verdankt. Der Iseosee, den der Oglio durchstießt, ist einer der schönsten der Lombardei. Mineralquellen befinden sich zu Trescore, San Pellegrino u. a. Trotz der fruchtbaren Weiden in den höhern Gegenden liegt die einst blühende Viehzucht danieder; in den Ebenen wird Wein, Korn, Mais, Reis gebaut und Seidenraupenzucht getrieben. An Mineralien kommen vor Eisen, Marmor und Kohlen. Es giebt zahlreiche Seiden- und Baumwollspinnereien, mechan. Webereien, Papierfabriken, Eisengießereien u. s. w. Die beiden die Provinz durchschneidenden Eisenbahnen kreuzen in der Stadt B. Die Bergamasken gelten für plump und schlau. Ein Wörterbuch ihres rauhen Dialekts gab Tiraboschi (2. Aufl., Bergamo 1873), «Altbergamaskische Sprachdenkmäler» Lorck (Halle 1893) heraus.

2) Hauptstadt der Provinz B., 50 km von Mailand, in 380 m Höhe auf steilem Berge, an den Linien Lecco-B.-Brescia, Ponte Selva-B., Mailand-Treviglio-B. des Adriatischen Netzes und an der Anschluß-Dampftrambahn Monza-Trezzo-B. (37 km), ist Sitz eines Bischofs, des Präfekten und hat Maler- und Bildhauerakademie, Museum, Gymnasium, Lyceum, technische Schule, Handelsschule, mehrere Wohlthätigkeitsanstalten und (1881) 23819, als Gemeinde 39704, nach der Berechnung vom 31. Dez. 1892 42500 E.; in Garnison 2 Bataillone des 17. Infanterieregiments, 1 Bataillon des 48. Infanterieregiments, 2 Eskadrons des 5. Kavallerie- sowie 2 Batterien des 16. Feldartillerieregiments. Die Stadt wird in die obere und untere Stadt geteilt; diese umfaßt die frühern Vorstädte San Leonardo und Sant' Antonio, jene hat Drahtseilbahnverbindung in der Victor-Emanuelstraße mit der Unterstadt, ist reizend auf mehrern Hügeln zwischen den Flüssen Brembo und Serio gelegen und gewährt mit ihren Türmen und Kuppeln noch ganz das Bild einer mittelalterlichen Stadt. Die Straßen sind durchweg bergig; die in Promenaden umgewandelten Wälle bieten ein herrliches Panorama. Von den 65 Kirchen und Kapellen zeichnen sich durch Alter, Schönheit und ihre Gemälde aus: der Dom, die Kirche Sta. Maria Maggiore mit der prächtigen Kapelle Colleoni, die Kirchen Sant' Alessandro, Sta. Grata, Sta. Spirito, Sant' Agata, San Bartolommeo. Andere ausgezeichnete Bauwerke und Kunstsammlungen sind: der alte got. Palast Broletto von 1354, jetzt mit der Bibliothek, die Accademia Carrara mit wichtiger Gemäldesammlung und ein schönes Theater, Denkmäler Victor Emanuels auf dem Cavour-Platze, Garibaldis und Torquato Tassos auf dem alten Marktplatze. Früher war die jährlich im August abgehaltene Messe Sant' Alessandro in der untern Stadt berühmt. In Beziehung auf Handel und Industrie nimmt B. unter den ital. Städten eine der ersten Stellen ein; es hat viele Fabriken, besonders in Seide, Tuch, Eisen, Konfekt, Hüten.

B., eine gallische Gründung, wohl das röm. Bergomum, wird zuerst sicher genannt 200 v. Chr. und erhielt von Cäsar Bürgerrecht. Zur Langobardenzeit war es Sitz eines Herzogs und ging dann im Karolingischen Reich auf. 1166 schloß es sich dem Lombardischen Bund an, 1238 trat es auf die Seite Friedrichs II., 1261-64 folgte ein harter Kampf gegen das guelfische Mailand, der mit der Unterwerfung durch die Della Torre endete, an deren Stelle 1296 die Visconti traten. Nach mehrfachen Versuchen, deren drückende Herrschaft abzuschütteln, gelang es B. 1428 unter Venedigs Hoheit zu kommen, das ihm Selbstverwaltung ließ und es 1561-91 stark befestigte. 1797 kam B. zur Cisalpinischen Republik, 1814 als Teil des Lombardo-Venetianischen Reichs zu Österreich, 1859 im Züricher Frieden an Italien. - Vgl. Ronchetti, Memorie storiche della chiesa e città di B. (2. Aufl., ebd. 1857); ders., Notizie statistiche della provinzia di B. (ebd. 1858).

Bergamotten, eine natürliche Klasse der Birnen (s. d.). Die am längsten bekannte Sorte ist wahrscheinlich die Herbstbergamotte oder rote B. (s. Tafel: Kernobst, Fig. 4), welche nach Theophrast aus Kleinasien nach Italien eingeführt und als Pirum regium hochgeschätzt wurde; ihr Name weist auf die kleinasiat. Stadt Bergama hin. - B. nennt man auch eine Citrone (Citrus bergamea Risso, s. Citrus), aus deren Fruchtschalen man das Bergamottöl (s. d.) gewinnt.

Bergamottöl, ätherisches Öl, das in den Schalen der Früchte von Citrus bergamea Risso enthalten ist. Das vorzüglichste wird in der Gegend von Messina gewonnen, geringer ist das Portugalöl, zu dessen Bereitung meist andere Früchte, wie Apfelsinen, Pomeranzen u. dgl. verwandt werden. B. ist gelb, grüngelb bis dunkelgelb, dünnflüssig, von angenehmem Geruch, bitterm Geschmack, spec. Gewicht 0,880 bis 0,885, von starkem Lichtbrechungsvermögen und rechtsdrehend; erstarrt bei 0° und siedet bei 183°. Es besteht zum größern Teil aus einem Gemenge von Terpenen, C10H16 ^[C_{10}H_{16}], und sauerstoffhaltigen Verbindungen. Bei längerm Stehen scheidet es einen gelben festen Bodensatz ab, welcher als Bergapten oder Bergamottölkampfer bezeichnet wird. Das reine Öl löst sich in dem halben Volumen Weingeist zu einer klaren, bei Gegenwart von Pomeranzenschalenöl jedoch trüben Flüssigkeit. Das B. findet Verwendung in der Pharmacie und Parfümerie. 1874 war der Ertrag an B. auf Sicilien 20000 kg und ist in der neuesten Zeit auf 100000 kg gestiegen. Dementsprechend sind auch die Preise gesunken.

Bergamt, s. Bergbehörden.

Bergapten, s. Bergamottöl.

Bergara, Ort in der span. Provinz Guipuzcoa, s. Vergara.

Bergbahnen, Schienenwege, die auf Anhöhen oder Berge führen, bei meist geringer Länge außergewöhnliche Steigungen aufweisen und gewöhnlich in keiner Verbindung mit andern Bahnen stehen. Überführungen von Eisenbahnen über Gebirgszüge, die Verbindungen mit andern Bahnen herstellen, pflegt man nicht als B., sondern als Gebirgsbahnen oder Höhenbahnen zu bezeichnen. Zu letztern gehören die Semmeringbahn (s. d.), die Brennerbahn (s. d.), die Himalajabahn (s. d.), die Cordilleren-Eisenbahnen (s. d.) u. a. Wegen der bedeutenden Steigungen bei den B. kommt selten das Adhäsionssystem (s. Eisenbahnsystem) zur Anwendung, vielmehr werden die B. in der Regel nach außergewöhnlichem Bahnsystem ausgeführt. Man unterscheidet bei B.: 1) Adhäsionsbahnen und