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Bergbraunelle – Bergen (im Seewesen)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bergbohrer'
mit dem Bohrkopfe selbst Löffelvorrichtungen in Verbindung gesetzt, indem man Wasser in das Bohrloch einführt und entweder im Gestänge oder im Bohrloche den
Schlamm in die Höhe steigen läßt.
Da ferner die Bohrgestänge öfters Brüche erleiden, so hat man eine Menge Vorrichtungen und Apparate nötig, die, um das Bohrloch und die gethane Arbeit nicht
verloren zu geben, die Bruchteile aus dem Bohrloche entfernen; hierher gehören die Fanginstrumente, von denen es fast ebenso
viele Modifikationen giebt, als Brüche vorkommen können. Ihr Zweck ist zu fassen, ihre Einrichtung richtet sich in Form und Art des Gebrauchs nach dem Stücke, das
zu beseitigen ist. Hierher gehören u. a. der Winder (Fig. 7), die Düllschraube (Fig. 8),
der Glückshaken (Fig. 9), die Trompete (Fig. 10), der
Zangenfanghaken (Fig. 16), der Katzenfuß (Fig. 18), die
Fallfangschere, Fangschaufel, Teufelskralle, der
Geißfuß (Fig. 12) u.dgl.m. Übrigens hat man nicht nur Bohrlöcher, sondern auch ganze Schächte, also Löcher in großen
Dimensionen abgebohrt und zwar in festem Gestein mit starken Wasserzuflüssen, ferner in neuester Zeit in festem Gesteine das Bohren mit Diamanten (Major Beaumont)
in ausgedehnte Anwendung gebracht. Dabei wird unter gleichzeitiger Wasserspülung ein das untere Ende eines Hohlgestänges bildender, mit schwarzen Diamanten
(Carbonate aus Bahia) besetzter Stahlring gedreht, der einen Kern stehen läßt. Dieser wird zeitweilig abgebrochen und zu Tage geschafft, so daß man durch ihn
Kenntnis von den durchbohrten Schichten gewinnt.
Bergbutter, veralteter mineralog. Name für natürlich vorkommende eisenhaltige Alaune.
Berg des Ärgernisses, im Alten Testament Name des südlichsten Gipfels des Ölberges (s. d.) bei
Jerusalem.
Berg des bösen Rats, bei den Abendländern die Jerusalem südlich gegenüber liegende Höhe.
Berge, im Bergbau die Bezeichnung für alles fallende taube Gestein.
Bergedorf. 1) Unter der Bezeichnung Landherrenschaft B. ein Teil des hamburg. Staates, bis 1867
Hamburg und Lübeck gemeinschaftlich gehörig, hat 85,4 qkm, 18000 E. und enthält außer der Stadt B. (s. unten) noch die vier
reichen Kirchspiele Kirchwerder, Neuengamme, Altengamme und Curslack, welche die sog. Vierlande bilden, und das ganz von
lauenb. Gebiet umschlossene Kirchdorf Geesthacht. Die Vierlande, vier von Deichen eingeschlossene Niederungslandschaften, von der Bille, der Elbe und ihren
Armen umflutet, von unzähligen Entwässerungsgräben durchschnitten, sind berühmt wegen ihrer üppigen Fruchtbarkeit. Das Land ist bedeckt von ausgedehnten
Weizenfeldern und Wiesen, Gemüse- und Blumengärten, Kirschen-, Pflaumen- und Aprikosenpflanzungen, Erdbeer- und Himbeerfeldern. Besonders wird die Maiblume
hier gebaut und im Herbst in blühbaren Keimen bis nach Amerika versandt. Das Land hat treffliche Milchkühe und liefert reiches Geflügel und Schlachtvieh. Die
Erzeugnisse der Landwirtschaft gehen nach Hamburg und England. Die Bewohner, unter dem Namen der Vierländer bekannt,
stammen wahrscheinlich von niederländ. Kolonisten aus dem 12. Jahrh. und zeichnen sich durch ihre Kleidertracht wie durch ↔ eigentümliche
Sitten und Gebräuche aus, so daß sie als ein von den Umwohnern ganz verschiedener Volksstamm erscheinen. Jedes Kirchspiel besitzt seine eigene Tracht und
Farbe. –
2) Stadt in der Landherrenschaft B., 15 km südöstlich von Hamburg, am Elbzuflusse Bille und der Linie Wittenberge-Hamburg
der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Hamburg), Zoll- und Steueramtes, hat (1890) 6699 E., darunter etwa 200 Katholiken, Post zweiter
Klasse, Telegraph, altes Schloß, luth. Realprogymnasium (Hansaschule), Krankenhaus, Gas- und Wasserleitung; Ziegelei, Bierbrauerei, Samen- und Pflanzenhandel,
Glashütten, Gerbereien. – B., schon 1178 erwähnt, erhielt 1275 lübisches Recht, gehörte zu Sachsen-Lauenburg, ward 1420 von Lübeck und Hamburg erobert und
1867 gegen Zahlung von 600000 M. an Lübeck dem Hamburger Staat einverleibt. Bei B. erfocht das Lützowsche Korps 3. Dez. 1813 einen Sieg über die Franzosen.
Bergéll, ital. Val Bregaglia, Thal im schweiz. Kanton Graubünden und in der Provinz
Sondrio des Königreichs Italien, ist vom Malojapaß (1811 m) bis Chiavenna (s. d.) 25 km lang. Es wird von der wilden Maira oder Mera bewässert,
welche 14 km unterhalb Chiavenna in den düstern Lago di Mezzola (s. Comer See) mündet. Die obersten Thalstufen mit ihren
Weiden und Nadelwäldern zeigen alpinen Charakter, die untern, durch das Felsenriff Porta etwas oberhalb Promontogno scharf abgegrenzt, weisen mit ihren Reben,
Kastanienwäldern und Maisfeldern auf ital. Klima hin. Im N. wird das Thal von den Oberhalbsteiner Alpen (Piz Gallegione 3135 m, Pizzo Stella 3406 m), im S. vom
westl. Teile der Bernina-Alpen (Cima di Castello 3402 m, Piz Badile 3307 m) begrenzt. Der obere schweiz. Teil des an Naturschönheiten reichen Thals zählt in den
stattlichen, größtenteils aus Stein erbauten Dörfern Casaccia, Vicosoprano, Stampa, Bondo, Soglio und Castasegna (1880) 1700 meist prot. Einwohner ital. Zunge,
die sich hauptsächlich mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigen, aber auch wie die Engadiner als Konditoren, Kaffeewirte u.s.w. auswandern. Die Bevölkerung ist im
allgemeinen sehr wohlhabend. Der ital. Teil von Castasegna bis Chiavenna ist fruchtbarer, aber weniger gut angebaut, die Dörfer sind ärmlich. Interessant ist in
diesem Teile auf dem linken Ufer der Maira der von einem Kastanienwalde überwachsene Bergsturz des Monte-Conto, der 4. Sept. 1618 die reichen Orte
Plurs und Schilano mit 2500 E. begrub. Bei Chiavenna schließt sich die Poststraße der
Maloja, welche das B. mit dem Oberengadin verbindet, an die Splügenstraße an. – Vgl. Lechner, Das Thal B. (2. Aufl., Lpz. 1874).
Bergelster, soviel wie Großer Würger (Lanius excubitor L.),
s. Würger.
Bergemühlen, Gewinnungsorte für taube Gesteine, die man zum Ausfüllen der durch den Abbau entstandenen Hohlräume verwendet, wenn der
Abbau selbst hierzu nicht genügendes Material liefert. Dieses Füllmaterial heißt Bergeversatz.
Bergen, in der Seemannssprache im allgemeinen soviel wie in Sicherheit bringen; daher heißt die
Segel bergen, soviel wie die Segel bei
starken
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 768.