Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

808

Berlin (Industrie und Gewerbe)

fabriken; Berliner Werkzeugmaschinenfabrik vormals L. Sentke (1889/90: Aktienkapital 1050000 M., Reingewinn 129844 M., 10 Proz. Dividende); Maschinenfabrik Cyclop (Mehlis & Behrens); Maschinenbauanstalt von Hoppe & Co.; Aktiengesellschaft für Eisengießerei und Maschinenfabrikation früher Freund & Co. (1890: 15810 t Gußwaren im Werte von 2896262 M.); Fabrik hauswirtschaftlicher Maschinen Ubrig & Co. (1890: 80000 Wirtschaftswagen, 120000 Reibe-, 30000 Fleischhack-, 2000 Brotschneidemaschinen, 100000 Spirituskocher) u. a. Die Nähmaschinenfabriken (Frister & Roßmann, Schirmer, Blau & Co.) leiden sehr unter der Konkurrenz des Auslandes und wenden sich mehr und mehr andern Fabrikationszweigen zu. Die elektrotechnische Fabrikation nimmt immer größern Aufschwung. Die bedeutendsten Fabriken sind Siemens & Halske und die Allgemeine Elektricitätsgesellschaft (1889/90: 800 Arbeiter, Umsatz des Warenkontos 11 Mill. M.); ferner besteht Marmorwarenindustrie (Fabriken von C. Fink, Tauchert), Fabrikation von Blechemballagen, Haushaltungsgegenständen, Wirtschaftseinrichtungen (E. Cohn), Gartenmöbeln aus Schmiedeeisen, Bambus, Pfefferrohr und Holz, Lampen (Stobwasser & Co.), Schmiedearbeiten (Ed. Puls), Geldschränken (C. Ade, Arnheim, Fabian), Eisschränken, Luxuswaren aus Gold, Silber (Sy & Wagner, Meyerheim & Sohn), Kupfer (C. Heckmann), Messing (F. W. Borchert, Aktiengesellschaft Schäffer & Walcker), Bronze (R. Bellair & Co., Spinn & Sohn), Nickel, Neusilber (Henniger & Co.), Emaille (E. Laue Nachf.), von Spiritus, Branntwein und Liqueuren (infolge des neuen Steuergesetzes vom 1. Okt. 1887 etwas zurückgegangen), Tabak und Cigarren (1892 wurden versteuert 2191897 kg [1891:2272827 kg] Rohtabak, 7794 kg [5411 kg] fabrizierter Tabak und 101869 kg [101896 kg] Cigarren und Cigarretten, Ermeler & Co.), Thon- und Majolikawaren, Chamotte, Steingut, Porzellanwaren (besonders der Königlichen Porzellan-Manufaktur, s. d., in Charlottenburg), von Seifen, Lichten (Reich & Co., Franz Spielhagen, Karl Typke), Parfümerien (G. Lohse), Chemikalien (Aktienfabrik E. Schering, Gros & Co., Gebrüder Heyl & Co., Kunheim & Co.) und Farben (Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation). Hervorragend ist die Kunsttischlerei (Pingel), Textilindustrie und die Fabrikation von Modeartikeln, als Seiden- und Phantasiewaren, wollenen und baumwollenen Geweben, Sammeten, Plüschen, Shawls, Tüchern (Lesser & Co., Schultz & Co.), Teppichen (Protzen & Sohn, N. Ehrenhaus), Wachstuch, Linoleum, Leinenwaren, Herren- (Wolf & Glaserfeld, H. Sternberg jun.) und Damenwäsche (Goschenhofer & Rösicke, Mosse) und Bekleidung (V. Mannheimer, Gerson & Co., Rudolf Hertzog), Posamentierwaren, Jute, Schirmen, Hüten, künstlichen Blumen, Putzfedern; ferner von Papierwaren (W. Hagelberg), Pappen, Tapeten (Liek & Heider), Leder- und Portefeuillewaren (C. Kiesel, Schwarzwald & Co.), Glacéhandschuhen, Korbwaren, Wagen, musikalischen Instrumenten (Bechstein, J. L. Duysen, Th. Gerhardt, Karl Ecke), mechan. und optischen Instrumenten (R. Fueß), Uhren, Gummiwaren, Goldleisten, Knöpfen, Kurz- und Spielwaren u. s. w.

Der gesetzlichen Revision von seiten des Gewerberates waren in B. (Dez. 1891) 4091 Fabriken unterstellt; dieselben beschäftigten 94911 mit Arbeitsbüchern versehene Männer und 32145 Frauen, zusammen 127056 Personen. Von den 4091 Fabriken werden 1567 mit Dampf, 739 mit Gas, 8 mit Elektricität und 2 mit Wind betrieben. In den mit Maschinen betriebenen gewerblichen Anlagen kamen 3430 Todesfälle vor, welche nur im geringen Maße auf den Mangel an Schutzvorkehrungen zurückzuführen sind. Dieses fortschreitend günstige Ergebnis ist nach dem Bericht des Gewerberates unter anderm zweifellos der Thätigkeit der Berufsgenossenschaften in den letzten Jahren zuzuschreiben. ^[Spaltenwechsel]

Nach der Volkszählung vom 1. Dez. 1890 setzte sich die selbstthätige Bevölkerung B.s aus folgenden Berufsgruppen zusammen:

Berufsgruppen Beschäftigte Personen

männliche weibliche

Landwirtschaft 866 104

Forstwirtschaft und Jagd 44 -

Gärtnerei 2187 198

Fischerei 57 -

Bergbau, Hütten, Salinenwesen u. Torfgräberei 136 2

Industrie der Steine und Erden 4382 45

Metallverarbeitung 40603 319

Maschinen, Werkzeuge, Instrumente u. s. w. 13895 180

Chemikalien, Dungstoffe, Abfälle 1846 48

Industrie der Heiz- und Leuchtstoffe u. s. w. . 741 58

Textilindustrie 6474 2681

Papier und Leder 16111 897

Industrie der Holz- und Schnitzstoffe 37899 410

Nahrungs- und Genußmittel 22139 1723

Bekleidung und Reinigung 42597 68634

Baugewerbe 34687 29

Druckereien 10297 420

Künstlerische Betriebe für gewerbliche Zwecke 2916 82

Handelsgewerbe 70621 16756

Versicherungswesen 1700 -

Hausierergewerbe 138 35

Verkehrsgewerbe 12241 234

Beherbergung und Erquickung 14285 3066

Schaustellungen 650 173

Selbstthätige Dienstboten 23004 84889

Arbeiter ohne besondere Angabe 82325 39592

Post und Telegraphie 9408 205

Eisenbahnen 5038 46

Heilpersonal 3532 2197

Lehrer 4355 4189

Schöne Künste 4633 1902

Litteraten und Schreiber 4133 147

Geistliche u. s. w., Begräbnispersonal 620 53

Hofbeamte 598 65

Verwaltungsbeamte und Diplomatisches Korps 10818 31

Justizbeamte u. s. w. 3379 -

Kommunalbeamte 3323 44

Armee und Marine 20007 -

Ohne Beruf 25147 25224

Ohne Angabe des Berufs 1912 15352

Die 21 (Aktien-) Brauereien hatten (1890/91) ein nominelles Aktienkapital von 49,635 Mill. M. (Kurswert 61 Mill. M.) und gaben 2475652 M. Dividende. Die namhaftesten Brauereien sind: Friedrichhain (1889/90: Bierabsatz 72476 hl, Reingewinn 110694 M.), Friedrichhöhe, vormals Patzenhofer (149606 hl, 543431 M.), Schöneberg (100618 hl, 244745 M.), Berliner Bock (123787 hl), Tivoli (191461 hl, 291388 M.), Schultheiß (163354 hl, 473537 M.), letztere beiden sind seit 1891 vereinigt; Union (82958 hl, 146710 M.), Böhmisches Brauhaus (197975 hl, 562011 M.), Königstadt (105102 hl, 263048 M.), Spandauer Berg (124645 hl, 344355 M.), Vereinsbrauerei in Rixdorf (105537 hl, 194944 M.), Weißbierbrauereien: vormals Landré (70292 hl, 158690 M.), vormals Hilsebein (50266 Tonnen, 65158 M.), vormals Gericke (29512 hl, 51913 M.), vormals Bolle (54004 hl, 25587 M.). Im ganzen zeigt das Brauereigewerbe (1891) folgendes Bild: