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Berlin-Dresdener Eisenbahn – Berliner Handels-Gesellschaft
Berlin-Dresdener Eisenbahn, vom Preuß. Staate 1877 in Verwaltung
genommenes und 1887 erworbenes Privatuntenehmen, wurde 1872 genehmigt und 17. Juni 1875 in
ganzer Ausdehnung (172,70 km) eröffnet. Zur Zeit der Verstaatlichung
umfaßte die B. E. 183,40 km, wovon die Strecke Dresden-Elsterwerda
(54 km) 1. April 1888 an Sachsen abgetreten wurde. Die B. E. bildet die kürzeste Verbindung zwischen
Berlin und Dresden; die Preußen verbliebene Strecke Berlin-Elsterwerda ist, mit Ausnahme der der
Eisenbahndirektion Berlin unterstellten Vorortstrecke Berlin-Zossen, der Eisenbahndirektion Halle zugeteilt,
von der auch die zur
Berlin-Anhaltischen Eisenbahn (s. d.)
gehörende andere Verbindung zwischen Berlin und Dresden (mit Ausnahme der zum
Eisenbahndirektionsbezirk Berlin gehörenden Vorortstrecke Berlin-Groß-Lichterfelde-Süd), soweit sie in
Preußen liegt, verwaltet wird. (S. Preußische Eisenbahnen.)
Berline, Bezeichnung für einen in Berlin erfundenen viersitzigen Reisewagen mit
zurückschlagbarem Verdeck; auch Coupé erster Klasse (in Frankreich); Moquierstuhl (Gesellschaftsspiel;
ital. berlina, wörtlich «Pranger»).
Berliner Blau, ein wichtiges Farbmaterial, das eine leichte dunkelblaue, auf dem
Bruche kupferglänzende Masse darstellt. Es wird durch Wärme sowie durch Alkalien und konzentrierte
Säuren zerstört. Es bildet sich immer, wenn Lösungen von gelbem Blutlaugensalz und von Eisenoxydsalzen
zusammenkommen. Der entstehende blaue Niederschlag hat die chem. Zusammensetzung
Fe7(CN)18 und kann als Eisenoxydsalz
der Ferrocyanwasserstoffsäure betrachtet werden. Bei der technischen Darstellung fällt man gelbes
Blutlaugensalz mit Eisenvitriollösung, wodurch zuerst ein weißer Niederschlag von Ferro-Ferrocyanür,
Fe3(CN)6, gebildet wird, der durch
oxydierende Mittel, wie Chlor, nachträglich in Blau verwandelt wird. Hierbei entsteht das eisenoxydhaltige
basische B. B., das demnach immer im gewöhnlichen Handelsprodukte neben neutralem B. B. vorhanden
ist. Erfunden wurde es 1704, nach andern 1707, von dem Farbenfabrikanten Diesbach in Dippels
Laboratorium zu Berlin und die Bereitung bis 1724 als Geheimnis bewahrt. Das an sich unlösliche B. B.
löst sich in verdünnter Oxalsäure leicht auf (blaue Tinte). In der Aquarellmalerei verwendet man eine in
Wasser lösliche Modifikation, deren Darstellung etwas abweichend ist. Das gewöhnliche B. B. gebraucht
man als Leimfarbe, seltener in der Ölmalerei. Die vorzüglichste Anwendung findet es aber in der Färberei für
Wolle und Baumwolle und in der Zeugdruckerei. Das nach einem bestimmten Verfahren auf Seide
hervorgebrachte Blau heißt Bleu Raymond oder
Bleu de France. Das B. B., dessen verschiedene Sorten auch unter den
Namen Pariser Blau, Miloriblau,
Erlanger Blau, Preußischblau,
Hamburger Blau im Handel vorkommen, enthält oft Thonerde oder
Schwerspat. Die hellern so gemischten Sorten nennt man Mineralblau.
Ein ähnliches Blau ist auch das Turnbullblau (s. d.).
Das Verfahren des Färbens mit B. B. ist etwas verschieden, je
nachdem man Baumwolle oder Wolle zu färben hat. Für Baumwolle fällt man das B. B. unmittelbar auf der
Faser, indem man die Stoffe zuerst durch eine Lösung eines Eisensalzes nimmt, sie gut auswringt und dann
in eine angesäuerte Lösung von Blutlaugensalz eintaucht. ↔ Für 10 kg Baumwolle z. B.
bereitet man das Eisenbad aus 1400 g Eisenbeize von 40° B. (salpetersaures Eisen) und 130 g Zinnsalz,
das zweite Bad enthält 260 g gelbes Blutlaugensalz und 240 g Schwefelsäure. Wollene Stoffe färbt man mit
rotem Blutlaugensalz in saurer Lösung heiß aus, wobei die frei werdende Ferricyanwasserstoffsäure sich
beim Erhitzen zersetzt und B. B. ausscheidet, das von der Wolle fixiert wird. Zum Färben von 10 kg Wolle
z. B. löst man im kupfernen Kessel 500 g rotes Blutlaugensalz, fügt 500 g Schwefelsäure hinzu, bringt die
Wolle hinein und erhitzt hierauf ganz langsam zum Kochen; sobald die Flüssigkeit kocht, nimmt man die
Wolle heraus, fügt noch 500 g Schwefelsäure zu, bringt die Wolle wieder hinein und kocht von neuem.
Berliner Börsen-Courier, 1867 gegründete, täglich zweimal in Berlin erscheinende
Zeitung; die Morgenausgabe bringt Politik (in freisinniger Richtung) und Feuilleton; die Abendausgabe ist
Handelsblatt mit besonderer Berücksichtigung des Bankwesens und der Industrie. Auflage etwa 10000;
Verlag: Berliner Börsen-Courier-Aktiengesellschaft; Redacteur: George Davidsohn.
Berliner Börsen-Zeitung, 1855 gegründete, täglich zweimal (Sonntags und
Montags nur einmal) in Berlin erscheinende Zeitung nationalliberaler Richtung für die besondere Vertretung
des Handels, der Börse und der Industrie. Verlag: Expedition der Berliner Börsen-Zeitung L. Metzoldt;
Hauptredacteur: Oskar Vollmer; verantwortlicher Redacteur: Theod. Konewka.

Figur 2:

Figur 1:
Berliner Eisen, auch Schwanenhals genannt,
zum Fangen der Raubtiere in verschiedener Größe hergestellte eiserne Falle, bei der die außerhalb der
Bügel liegende Horizontalfeder stark hervortritt. Im ungespannten Zustande (s. beistehende Fig. 1) stehen
die Bügel nebeneinander aufrecht und senkrecht zur Feder, im gespannten Zustande (Fig. 2) wagerecht und
werden in diesem durch ein Schloß (Stellung) gehalten.
Das Lösen geschieht durch Zupfen an einem mit der Stellung in Verbindung gebrachten, durch die
Abzugsröhre (Pfeife) gehenden Faden, der den Köder trägt; hierbei schlagen die Bügel zusammen und
fassen das Tier.
Berliner Grün, der in den Mutterlaugen der Blutlaugensalzfabrikation entstehende
grüne Niederschlag, der durch Filtration abgesondert als Nebenprodukt in den Handel gebracht und als
Malerfarbe, wiewohl selten, Verwendung findet. Auch werden Mischungen von Berliner Blau mit gelben
Farbstoffen mit diesem Namen belegt.
Berliner Handels-Gesellschaft, einflußreiches Kreditinstitut in Berlin, gegründet
2. Juli
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 816.