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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Berlioz; Berlocken; Berme; Bermējo; Bermēo; Bermondsey; Bermūdagras; Bermūda-Inseln

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Berlioz - Bermuda-Inseln

Bernau der Eisenbahndirektion Berlin, die Strecke Stolp-Danzig der Eisenbahndirektion Danzig unterstellt. (S. Preußische Eisenbahnen.)

Berlioz (spr. -lĭoß), Hector, franz. Komponist und Musikschriftsteller, geb. 11. Dez. 1803 zu La Côte-St. André (Depart. Isère) als Sohn eines Arztes, der ihn in Paris Medizin studieren ließ. B. trat jedoch bald in das Konservatorium ein, wo Reicha sein Lehrer in der Komposition wurde. Indes behagte ihm die strenge Zucht dieses Mannes nicht, er verließ das Konservatorium wieder und suchte sich selbst fortzubilden. Er komponierte fleißig und wandte sich in der Musik den damals aufkommenden romantisierenden Bestrebungen zu. Die erste Arbeit, mit der B., als Jüngling von 22 Jahren, hervortrat, war eine Messe, die in den Kirchen St. Roch und St. Eustache zur Aufführung kam, aber nicht gefiel. Er trat 1826 wieder ins Konservatorium und betrieb nun unter Lesueur mit Fleiß die freie Komposition. 1828–30 veröffentlichte er u. a. die Ouverturen zu «Waverley» und «Die Femrichter» sowie Symphonie fantastique («Épisode de la vie d'un artiste»). Diese Werke machten Aufsehen, ohne Beifall zu finden. Seit 1828 begann sich B. auch in verschiedenen Blättern nicht ohne Erfolg als musikalischer Schriftsteller zu bethätigen und erhielt nach mehrmaliger vergeblicher Bewerbung 1830 für die Kantate «Sardanapale» den großen Kompositionspreis des Institut de France, besuchte Italien und kehrte nach 18 Monaten, als Gegner ital. Musik, mit einer Ouverture zu «König Lear» und einer Art Sinfonie, «Le retour à la vie» (von ihm «Melolog» genannt, einer Mischung von Instrumentalem, Vokalem und Rhetorisch-Deklamatorischem), nach Paris zurück. B.' Stellung in Paris hob sich seit 1834, wo er als Mitarbeiter bei der neugegründeten «Gazette musicale de Paris», bald darauf bei dem «Journal des Débats» eintrat. Namentlich in letzterer Stellung, die er erst 1864 aufgab, machte er sich zu einem gefürchteten Kritiker. B. wurde 1839 Bibliothekar des Konservatoriums, 1850 Mitglied der Akademie und starb 9. März 1869 in Paris.

Von seinen vielen Kompositionen sind besonders hervorzuheben: die Sinfonie «Harold en Italie» (1834), ein Requiem (1837), die Oper «Benvenuto Cellini» (1838), die dramat. Sinfonie «Romée et Juliette» (1839), die «Symphonie funèbre et triomphale» (1840, bei Enthüllung der Julisäule), die Legende «La damnation de Faust» (1846), die Oratorientrilogie «L'enfance du Christ» (1854), ein doppelchöriges «Te Deum» (1856), die komische Oper «Béatrice et Bénédict» (1862), die Oper «Les Troyens à Carthage» (1864). Zu den letztern beiden Opern, ferner zum «Faust», zur «Enfance du Christ» u. a. hat B. auch den Text verfaßt. Hieran schließen sich die Schriften: «Voyage musical en Allemagne et en Italie» (2 Bde., Par. 1845), «Les Soirées de l'orchestre» (ebd. 1853; 2. Aufl. 1854), «Les Grotesques de la musique» (ebd. 1859), «A travers chants» (ebd. 1862) und «Traité d'instrumentation» (ebd. 1844; deutsch von Dörffel, Lpz. 1864). Die künstlerische Bedeutung von B. liegt in der meisterhaften Behandlung der Instrumente, denen er mancherlei neue Effekte abgewann, wie denn auch sein Lehrbuch der Instrumentation das verbreitetste seiner Werke und allgemein anerkannt ist; seine Kompositionen, die neben vielem Lärmenden und Abstoßenden ebensoviel musikalisch Schönes enthalten, fanden in Frankreich erst nach seinem Tode ^[Spaltenwechsel] allgemein jene Würdigung, die man ihnen vorher schon in Deutschland unter Führung von R. Schumann, Liszt u. a. hatte angedeihen lassen. Nach seinem Tode erschienen seine, auch Briefe enthaltenden «Mémoires» (Par. 1870; 2. Aufl., 2 Bde., 1878) und seine «Correspondance inédite» (ebd. 1878). Seine «Gesammelten Schriften» sind verdeutscht von Rich. Pohl (4 Bde., Lpz. 1863–64). Ein Standbild B.' wurde auf dem Square Ventimille in Paris 18. Okt. 1886 enthüllt. – Vgl. Liszt, B. und seine Harold-Sinfonie (deutsch von Ramann, Lpz. 1881); A. Jullien, H. B. (Par. 1882 u. 1888); Hippeau, B. l'homme et l'artiste (3 Bde., ebd. 1883–85); Ernst, L'Œuvre dramatique de H. B. (ebd. 1884); R. Pohl. H. B., Studien und Erinnerungen (Lpz. 1884); Lüning, Hector B. (2 Tle., Zür. 1892–94).

Berlocken (Berloquen, frz. Breloques), zierliche Schmuckgegenstände von Metall, Elfenbein, Porzellan u. dgl., die an einer Kette (z. B. an der Uhrkette) getragen werden.

Berme, Absatz an einer Erdböschung, der den Erddruck auf den unterhalb der B. gelegenen Teil der Anschüttung ermäßigt und somit zur Haltbarkeit der ganzen Böschung beiträgt. Bei den ersten Eisenbahnbauten wurden an den Böschungen in etwa 2 m Höhenabstand B. angelegt. Davon ist man aber ganz abgegangen, da dergleichen Absätze der Böschungen den Wasserabfluß hemmen und zur Aufweichung der Böschungen führen können. Neuerdings pflegt man nur noch in tiefen Einschnitten am Fuße der Böschung, also unmittelbar neben dem dort befindlichen Graben B. anzulegen, die jedoch vornehmlich dazu dienen, das an den Böschungen heruntergewaschene Erdreich abzufangen. In der Befestigungskunst wird die B. bei den aus Erde hergestellten Deckungen angewendet.

Bermējo (Rio), rechter Nebenfluß des Paraguay, s. Rio Bermejo.

Bermēo, Seestadt in der span. Provinz Biscaya, hat (1887) 8384 E., Post, Telegraph, Fischerei und Ausfuhr von Fischkonserven. Es ist Geburtsort des Dichters Ercilla und des Generals Escoiquiz.

Bermondsey (spr. börmĕndsi), südöstl. Stadtteil von London (s. d.).

Bermūdagras, s. Cynodon.

Bermūda-Inseln, auch Bermudas- oder Somers-Inseln, eine im brit. Besitz befindliche isolierte oceanische Gruppe von mehr als 300 kleinen Eilanden, Riffen und Klippen im Atlantischen Ocean, die, zusammen nur 50 qkm groß, ein eigenes brit. Gouvernement bilden. Die Inseln liegen 1050 km im OSO. vom Kap Hatteras des nordamerik. Staates Nordcarolina und auf der großen Segelstraße, die von Europa nach Westindien führt, unter 32° 20' nördl. Br. und 64° 40' westl. L. von Greenwich. Sie bestehen aus niedrigen Korallenbildungen an der Südostseite eines Korallenriffs, des nördlichsten der Erde, und sind nur durch schmale Meerengen voneinander getrennt. Das Einlaufen in die sonst guten Häfen ist daher äußerst gefährlich. Nur die 19 größern Inseln sind bewohnt, darunter die Militärstation St. Georg, Bermudas, etwa 23 km lang und 1–2,5 km breit, mit Hauptstadt Hamilton (1296 E.), Somerset, Watford, Gates und Ireland. Das Klima der B. ist mild; einem Januar von 16,6° im Mittel steht ein August mit 26,7° gegenüber, die Mitteltemperatur des Jahres ist 20,9°, also für 32° 20' ziemlich hoch. Der Nordwestwind bringt Frische, der Südwind dagegen ist von nieder-^[folgende Seite]