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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bersenbrück; Berserkr; Bersezio; Bersezĭo; Bersot; Bert

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Bersenbrück - Bert

stärkt. Seit dem Organisationsgesetz von 1882 hat jedes der 12 Armeekorps ein Bersaglieriregiment à 3 Bataillone zu je 4 Compagnien mit einer Gesamtfriedensstärke (1889) von 13064 Mann und einer Kriegsstärke von 42403 Mann. Die B. sind Elitetruppen; alle Hauptleute sind beritten; die Mannschaft trägt dunkelblaue, mit roten Auszeichnungen verzierte Kleidung und breitkrempige Filzhüte mit Federbusch.

Bersenbrück. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Osnabrück, hat 1060,30 qkm, (1890) 43843 (21703 männl., 22140 weibl.) E., 3 Städte, 102 Landgemeinden und 2 Gutsbezirke. – 2) Pfarrdorf mit Stift und Kreishauptort im Kreis B., links an der Haase, in Geestlandschaft, an der Linie Oldenburg-Osnabrück der Oldenburg. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Osnabrück), hat (1890) 386 E., darunter 156 Evangelische, Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Kreis-, Vereinssparkasse, Oberförsterei; Handel mit Fettvieh, Eiern und Butter. Die Behörden haben ihren Sitz in einem 1231 gestifteten Cisterciensernonnenkloster, welches 1782 in ein Stift für Töchter verdienter Staatsbeamter umgewandelt wurde.

Berserkr (von ber, «Bär», und serkr, «Hemd», «Fell»), in der nordischen Mythologie eine Gestalt, die im Seelenglauben wurzelt. Man meinte, einige Menschen besäßen die Eigenschaft, ihre Seelen vom Körper trennen und als Bär einherwandeln zu können. Als solcher besaß der Mensch mehr Kraft als andere. Später übertrug man den Namen B. auf Menschen mit außergewöhnlicher Kraft; ihre tobende Kampfesweise heißt Berserkerwut.

Bersezĭo, Vittorio, ital. Dichter und Publizist, geb. 1830 in Peveragno bei Cuneo, verfaßte, 11 J. alt, Texte zu Aufführungen, studierte seit 1845 in Turin die Rechte, machte 1848 den Feldzug gegen Österreich mit und wurde für kurze Zeit Advokat. Seit 1852 widmete er sich der Journalistik. Er gründete 1865 die «Gazzetta Piemontese», der er später die durch seine Kritiken bedeutende Wochenschrift «Gazzetta letteraria» beifügte. Er veröffentlichte die Dramen «Pietro Micca» (1852) und «Romolo» (1853), später «Una bolla di sapone» (Mail. 1871; Abdruck von Locella, Lpz. 1889), «Un pugno incognito» (1872) u. a.; ferner viele Novellen, Romane u. dgl. Am bemerkenswertesten sind von letztern: «Il novelliere contemporaneo», «La famiglia», «L’amor di patria» und «Corruttela» (deutsch als «Korruption«, 2 Bde., Wien 1877), «Il segreto d’Adolfo», «L’odio», «La carità del prossimo», «Cavallieri», «Gli angeli della terra» (deutsch Lpz. 1884), «Povera Giovanna» (deutsch ebd. 1883), «La vendetta di Zoe», «L’ultimo dei Caldiero» (Nuova Antologia, 1884), «Domenico Santorno», «Viperina» (1889), «L’onore paterno» (1890) u. a.; außerdem das treffliche Geschichtswerk «Il regno di Vittorio Emanuele Ⅱ: trent’ anni di vita italiana» (7 Bde., Tur. 1878‒93) und «Roma, la capitale d’Italia» (Mail. 1872; 2. Ausg. 1886‒88). Er schrieb auch lebenswahre Komödien in piemont. Mundart, darunter sein Meisterwerk «Le disgrassie d’Monsu Travett», deutsch als «Bartholomäus’ Leiden» aufgeführt; Fortsetzung ist «Le prosperità d’Monsu Travett». B.s «Note autobiografiche» in «Il primo passo» (Flor. 1882).

Bersot (spr. -ßoh), Ernest, franz. Philosoph und Publizist, geb. 22. Aug. 1816 zu Surgères, war Lehrer der Philosophie in Rennes, Paris, Bordeaux, Dijon und Versailles. Beim Staatsstreich des 2. Dez. 1851 reichte er seine Entlassung ein, 1859 wurde er Mitarbeiter des «Journal des Débats», 1866 Mitglied des Instituts, 1871 Direktor der Normalschule. Er starb 1. Febr. 1880 zu Paris. B. war besonders Schriftsteller und um das franz. Unterrichtswesen hochverdient. Seine bekanntesten Schriften sind: «Essai sur la providence» (1853; 2. Aufl. 1855), «Mesmer et le magnétisme animal» (1853; 4. Aufl. 1879), «Études sur le XVIII^{e} siècle» (2 Bde., 1855), «Littérature et morale» (1861), «Essais de philosophie et de morale» (2 Bde., 1864), «Morale et politique» (1868), «Libre philosophie» (1868), «Études et discours» (1879), «Questions d’enseignement» (1880). - Vgl. Scherer, Un moraliste. Études et pensées d’Ernest B. (Par. 1882).

Bert (spr. bähr), Paul, franz. Gelehrter und Politiker, geb. 17. Okt. 1833 zu Auxerre, wurde Doktor der Medizin (1863) und der Naturwissenschaft (1866), auch Licentiat der Rechte, 1867 Professor an der Fakultät zu Bordeaux, 1869 der Physiologie an der Sorbonne. Nach dem 4. Sept. 1870 wurde er Generalsekretär der Präfektur des Depart. Yonne und im Jan. 1871 Präfekt des Depart. Nord, legte aber dieses Amt nach dem Rücktritt Gambettas nieder. 1874 trat er als Abgeordneter des Depart. Yonne in die Nationalversammlung und gehörte zu der Gruppe «Union républicaine». An allen Verhandlungen über das Unterrichtswesen eifrig beteiligt, trat er namentlich bei der Beratung der Ferryschen Gesetze über das Volksschulwesen für Laienunterricht, Schulzwang und Unentgeltlichkeit des Unterrichts ein und wurde im Nov. 1881 Minister des öffentlichen Unterrichts und des Kultus im Ministerium Gambetta, mit dem er 20. Febr. 1882 zurücktrat. Seitdem zeigte er sich als eifrigen Vertreter des demokratischen und antiklerikalen Princips; sein Entwurf einer Organisation des Elementarunterrichts, der den Unterricht in den öffentlichen Schulen ausschließlich einem weltlichen Personal anvertraut, wurde im Febr. 1884 von der Kammer angenommen. Bei der Beratung des Rekrutierungsgesetzes im April 1884 sprach sich B. im Sinne der demokratischen Gleichheit gegen die beantragte Befreiung der Schüler der Normalschule vom Militärdienst aus. Im Febr. 1885 beantragte er ohne Erfolg den Verkauf der dem Staate gehörigen Bischofspaläste und anderer staatlichen Gebäude, in denen sich Priesterseminare oder Klostergemeinschaften befanden. Anfang 1886 wurde B. zum franz. Generalresidenten in Tongking und Annam ernannt, wo er wenig günstige Erfolge erzielte und mit den Militärbefehlshabern in Zwist geriet. Er starb 11. Nov. 1886 in Hanoi; die Leiche wurde nach Frankreich zurückgebracht und 15. Jan. 1887 in B.s Vaterstadt unter großen Feierlichkeiten beerdigt. Von seinen Werken sind hervorzuheben: «De la greffe animale» (1863), «De la vitalité des tissus animaux» (1866), «Revue des travaux d’anatomie et de physiologie publiés en France pendant l’année 1864» (1866), «Notes d’anatomie et de physiologie comparées» (2 Bde., 1867‒70), «Recherches sur les mouvements de la sensitive» (1867‒70), «Leçons sur la physiologie comparée de la respiration» (1869), «La pression barométrique. Recherches de physiologie expérimentale» (1877; von der Akademie gekrönt), «La morale des Jésuites» (1880), «Leçons, discours et conférences» (1880) u. a. – Vgl. Bérillon, L’œuvre scientifique de Paul B. (Par. 1887).