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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bex; Bexbach; Bey; Beyer

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Bex - Beyer

Anzahl gleichzeitig auffaßbarer Gesichts- oder Schalleindrücke feststellte. Dieselben sind nun nicht alle mit gleicher Deutlichkeit oder Intensität gegeben, und man drückt das auch so aus, daß man von einem verschiedenen Bewußtheitsgrade redet. Dieser Ausdruck darf jedoch nicht so verstanden werden, als wäre das B. eine selbständige, der Stärkeabstufungen fähige Funktion. Dieser Vorstellung entspricht ein Begriff des Unbewußten, welcher von einigen Philosophen und Psychologen angenommen ist. Danach bleiben Empfindungen, Gefühle und Willensakte das, was sie sind, mögen sie nun im B. oder außer demselben zu finden sein. Dem gegenüber ist eine doppelte Bedeutung des Unbewußten zu betonen. Entweder werden als unbewußt bezeichnet alle nicht im B. gegebenen Inhalte oder Vorgänge, und dann hat dieser Begriff keinen spezifisch psychol. Wert, sondern bildet nur den kontradiktorischen Gegensatz zum Bewußten. Oder man nennt unbewußt diejenigen im B. gegebenen Inhalte oder Vorgänge, welche kein konstatierendes Wort oder Urteil direkt oder indirekt reproduziert haben, die also vereinzelt, ohne Verbindung mit andern Inhalten bleiben. In der letztern Auffassung ist die einzige der modernen Psychologie angehörende Verwendung dieses Begriffs enthalten.

Im Selbst- oder Ichbewußtsein hat man die Mannigfaltigkeit der auf ein Ich bezogenen Eigenschaften und Thätigkeiten zu unterscheiden von der Einheitlichkeit des Beziehungspunktes für dieselben. Die Sphäre, innerhalb deren der Besitz oder Inhalt des Ichs gesucht wird, ist der eigene Körper, durch den die räumliche Scheidung einer innern und äußern Welt erst möglich wird. Erst die philos. Reflexion macht den Körper auch zu einem Außending und erblickt nur in einer Seelensubstanz das Ich. Außer den den Körper repräsentierenden Vorstellungen und Empfindungen und den an dieselben geknüpften Gefühlen werden aber noch alle bewußten seelischen Vorgänge und die Fähigkeiten zu solchen auf das Ich bezogen. Die Einheitlichkeit des letztern wird von einigen auf die organische Einheit des eigenen Körpers oder die Einfachheit eines substantiell gegebenen Seelenwesens, von andern auf das Wort Ich, nach einer dritten Ansicht auf die qualitative Einfachheit des Wollens basiert, welches in engem Zusammenhange mit dem Selbstbewußtsein steht. - Vgl. Joh. Wolff, Das B. und sein Objekt (Berl. 1889); Emil Schlegel, Das B. Grundzüge naturwissenschaftlicher und philos. Deutung (Stuttg. 1891).

Bex (spr. beh), Flecken im Bezirk Aigle des schweiz. Kantons Waadt, in 435 m Höhe, am Avancon, unweit der Rhone, an der Linie Genf - Lausanne - St. Maurice der Jura-Simplonbahn, hat (1888) 4420 E., darunter 584 Katholiken, eine neue Kirche und jährlich 5 Messen. In der Nähe die ansehnlichen Salzwerke von Bevieux und Dévens, deren salzhaltige Thonschiefer durch Süßwasser ausgelaugt werden. Die Sole (27 Proz. Salz) wird versotten und liefert jährlich 1000-1500 t Salz. Die Sole und Mutterlauge von B., die Schwefeltherme des nahen Lavey, das milde Klima (mittlere Jahrestemperatur 9,9 °C.), die schöne und geschützte Lage sowie die neuerdings vergrößerten Kureinrichtungen haben B. auch als Bade- und Pensionsort in Aufnahme gebracht, der auch im Herbst zur Traubenkur namentlich von Franzosen noch viel besucht ist. Südlich von B. die Trümmer des 1465 zerstörten Schlosses Duin, früher Chatel de B. Auf dem Friedhofe befindet sich ein erratischer Block als Grabmal des Naturforschers und Salinenvorstehers von Charpentier. Nach Sitten führt ein Saumweg über den Pas de Cheville (2049 m) am Fuße der Diablerets; nach dem Alpenthale der Ormonts der Sol de la Croix (1739 m). - Vgl. Rambert, B. et ses environs (Lausanne 1871); Lebert, B. als Kurort (Berl. 1874).

Bexbach, Mittel-, Nieder-und Ober-, drei nahe bei einander liegende Dörfer im Bezirksamt Homburg des bayr. Reg.-Bez. Pfalz, an der Blies und der Linie Mannheim-Neunkirchen der Pfälz. Ludwigsbahn, haben (1890) zusammen 4998 E. (2416, 705, 1877), darunter 3645 Katholiken und 1353 Evangelische; Post, Telegraph, zwei evang. und eine kath. Kirche in Mittel-Bexbach; Thonwarenfabrikation, sehr ergiebige Steinkohlengruben und Bergbau auf Eisen.

Bey oder Bei (türk. Titel), s. Beg.

Bey., bei paläontologischen Namen Abkürzung für Heinr. Ernst Beyrich (s. d.).

Beyer, Gust. Friedr. von, preuß. General der Infanterie, geb. 26. Febr. 1812 zu Berlin, trat 1829 in das preuß. 19. Infanterieregiment, besuchte 1835-38 die Allgemeine Kriegsschule, wurde dann zur Artillerie und zu den Pionieren kommandiert und 1841-44 im topogr. Bureau des Generalstabes verwendet. 1849 nahm B. als Divisionsadjutant am Feldzuge in Baden teil und wurde im September als Hauptmann in den Großen Generalstab versetzt. Von 1850 bis 1860 war er Mitglied des Kriegsministeriums, von 1855 ab Chef der Centralabteilung, wurde 1859 in den Adelstand erhoben und 1860 zum Commandeur des 31. Infanterieregiments, 1864 zum Commandeur der 32. Infanteriebrigade und der preuß. Besatzungstruppen in Frankfurt a. M. ernannt. Als 1866 Preußens Aufforderung zur Neutralität von Kurhessen abgelehnt wurde, erhielt B. Befehl, in Cassel einzurücken, wobei er sich durch seine Mäßigung und Schonung allgemeine Anerkennung erwarb. Sodann verlegte B. den Hannoveranern, die zur Vereinigung mit den Bayern durchbrechen wollten, bei Eisenach den Weg und trat mit seiner Division zu der Mainarmee. Er siegte 10. Juli bei Hammelburg, besetzte Fulda und Hanau, kämpfte 24. Juli glücklich an der Tauber, 25. bei Helmstadt und bewog 26. bei Roßbrunn durch seinen Anmarsch gegen die Flanke des im Gefecht stehenden Feindes diesen zum Rückzüge. Nach dem Frieden wurde B. Kommandant von Frankfurt a. M. Im Dez. 1866 zum Generallieutenant befördert, wurde er im Mai 1867 als Militärbevollmächtigter nach Karlsruhe entsendet und trat im Febr. 1868 als Kriegsminister in bad. Dienste, wo er die Reorganisation des Heers nach preuß. Muster vollzog. 1870 übernahm B. den Befehl der bad. Felddivision, die mit der württembergischen zu einem Armeekorps unter General von Werder zusammenstieß. Nach der Schlacht bei Wörth wurde er gegen Straßburg entsendet, das er zunächst einschloß. Nach der Eroberung von Straßburg siegte B. mit den Badensern am Oignon und besetzte Dijon. Hiernach kehrte er nach Karlsruhe auf seinen Posten als Kriegsminister zurück. Nach dem Frieden mit Frankreich trat B. 1871 in den preuß. Dienst zurück und wurde zum Gouverneur von Koblenz und Ehrenbreitstein, 22. März 1873 zum General der Infanterie befördert, 4 Jahre darauf zum Chef des niederrhein. Füsilierregiments Nr. 39 ernannt und