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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Blattstiel; Blatttang; Blatttute; Blattwespen

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Blattstiel - Blattwespen

nachzuweisen, daß weder die einzelnen Divergenzen noch auch der Bravaissche Grenzwert als die Regel zu betrachten seien, nach der die Anordnung der Blätter erfolge. Er zeigte, daß es lediglich Zug- und Druckwirkungen in den jüngsten Partien des Stengels sind, die die spätere Regelmäßigkeit bedingen. Die oben genannten Divergenzen, mögen sie nun der Hauptreihe oder einer andern angehören, haben als solche gar keine weitere Bedeutung, da alle möglichen Übergänge zwischen ihnen während des Wachstums und der weitern Ausbildung der seitlichen Organe ebenso oft vorkommen. Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchungen Schwendeners lassen sich in kurzen Worten folgendermaßen wiedergeben: Jedes neue Organ wird da angelegt, wo zwischen zwei oder mehr bereits vorhandenen noch genügend Raum sich findet; es hat deshalb auch die sog. Grundspirale keine Bedeutung für die Anlegung neuer Auszweigungen. Infolge des Bestrebens, den vorhandenen Raum am Stammscheitel möglichst auszunutzen, wird bereits eine regelmäßige Anordnung der jüngsten Blattanlagen bewirkt. Diese schon vorhandene Regelmäßigkeit wird durch das Längen- und Dickenwachstum des Stengels, an dem die Blätter stehen, und die damit verbundenen Zug- und Druckwirkungen, noch vielfach geändert.

An einem Beispiele läßt sich leicht veranschaulichen, welcher Art die Veränderungen sind, die beispielsweise bei starkem Dickenwachstum des Stengels unter gleichzeitiger allseitiger Vergrößerung der Blattanlagen stattfinden. Es wird hierdurch nichts anderes als ein Druck erzielt, der parallel zur Achse des Stengels wirkt und eine gegenseitige Verschiebung der Blattanlagen bedingt. In der beistehenden Fig. 1 ist die Lage der jungen Blätter bei einer Divergenz von 13/34 auf der abgerollten Cylinderfläche schematisch dargestellt; tritt nun bei dieser Stellung ein Druck parallel zu der Achse ein, so wird die Verschiebung zunächst zu derjenigen Lage führen, wie sie in Fig. 2 abgebildet ist. Während dieser Lagenveränderung haben aber mehrere Divergenzen gewechselt. Vor der Verschiebung lagen die Blätter 21, 29, 37 links von der die Blätter 0 und 34 verbindenden Linie, jetzt dagegen liegen sie rechts davon, also haben während der Verschiebung unter andern noch höhern die Divergenzen 8/21, 11/29, 14/37 stattgefunden, von denen die letztern beiden der Hauptreihe gar nicht angehören. Geht die Verschiebung in derselben Weise durch Druck parallel zur Achse des Stengels weiter, so wird eine Lage eintreten, wie sie Fig. 3 zeigt. Während dieser Verschiebungen, die in ganz ähnlicher Weise auch durch Zug anstatt durch Druck hervorgerufen werden, kommen, wie aus obigem Beispiele ersichtlich, sehr verschiedenartige Divergenzen zur Geltung. Ebenso kann man auch von andern Divergenzen, die nicht der Hauptreihe angehören, ausgehen; auch da wechseln fortwährend die Divergenzen. Dazu kommt noch, daß die jüngsten Organe kleiner sind als die ältern und auch hierdurch Veränderungen herbeigeführt werden. Auf solche Weise können die verschiedenen Stellungsverhältnisse, wie sie sich in der Natur vorfinden, zu stande kommen.

^[Fig. 1]

^[Fig. 2]

^[Fig. 3]

Litteratur. C. Schimper, Beschreibung des Symphytum Zeyheri (Heidelb. 1835); A. Braun, Untersuchungen über die Ordnung der Schuppen an den Tannenzapfen in den "Acta Academia Leopoldino-Carolinae", Bd. 14 (Bonn 1828); L. und A. Bravais, Über die geometr. Anordnung der Blätter und Blüthenstände (deutsch von Walpers, Bresl. 1839); Hofmeister, Allgemeine Morphologie der Gewächse (Lpz. 1868); Schwendener, Mechan. Theorie der B. (ebd. 1878).

Blattstiel, s. Blatt (S. 85 b).

Blatttang, s. Laminaria.

Blatttute, s. Blatt (S. 86 b).

Blattwespen (Tenthredinidae), artenreichste Familie der Pflanzenwespen. Der Körper der B. ist meist kräftig und gedrungen gebaut und ermangelt der bei den übrigen Hymenopteren gewöhnlichen Einschnürung zwischen Bruststück und Hinterleib; letzterer ist mit breiter Fläche am erstern befestigt. Die Tiere erinnern daher im Gesamtaussehen eher an Fliegen als an Wespen. Die Adern der breiten Flügel bilden zahlreiche Zellen, die Färbung ist je nach den Arten schwarz, blauschwarz, schwarz mit gelben, roten oder grünen Zeichnungen u. s. w. Die B. leben teils von süßen Säften, teils als Räuber von andern Insekten. Die Weibchen besitzen einen sägeartig gezähnten Legestachel, mit dem sie in Blätter oder andere saftige Pflanzenteile Löcher zur Aufnahme der Eier hineinsägen. Die aus den Eiern hervorgehenden Larven heißen gewöhnlich Afterraupen. Sie sind den Schmetterlingsraupen ähnlich, wie diese meist bunt, besonders häufig grün oder gelb gefärbt, unterscheiden sich aber durch den kugeligen Kopf und dadurch, daß sie außer den drei am Brustringe befestigten hornigen eigentlichen Fußpaaren noch 6-9 Paare von fleischigen Bauchfüßen (die Schmetterlingsraupen höch-^[folgende Seite]