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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Blattwickler; Blau; Blauara

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Blattwickler - Blauara

stens 5 Paare) besitzen. Während der Ruhe pflegen viele das Hinterleibsende spiralig zusammenzurollen. Die Verpuppung erfolgt in einem festen Gespinst in der Erde, seltener an der Nahrungspflanze. Die Larven der B. richten, wenn sie, wie häufig, in großen Mengen auftreten, durch Fraß an Kulturgewächsen empfindlichen Schaden an. So kann die grüne, schwarz gekörnelte Larve der Kiefernblattwespe (Lophyrus pini L.) ganze Kiefernwälder zerstören; die Larve der Rosenblattwespe (Hylotoma rosae L.) zerfrißt die Blätter der Gartenrosen und hindert dadurch die Entwicklung der Stöcke. Die einer kleinen Nacktschnecke ähnlichen, mit einem schwarzen Schleim überzogenen Larven der Kirschblattwespe (Eriocampa adumbrata Klug) zerfressen die Blätter der Steinobst- und Birnbäume. An Raps und den Kohlarten richtet die Rübenblattwespe (Athalia spinarum F., s. Tafel: Insekten II, Fig. 17) oft großen Schaden an. Die Pflaumenwespe (Hoplocampa fulvicornis Klug) legt ihre Eier an die Blüten der Pflaumenbäume; die auskriechenden weißlich gelbroten Larven fressen die jungen Früchte innen aus und fallen mit ihnen zur Erde, wo sie sich verpuppen. An Johannisbeersträuchern frißt die Larve der Johannisbeerblattwespe (Nematus ventricosus Klug, s. Tafel: Insekten II, Fig. 18). Die Larven der Gespinstblattwespen oder Gespinstwespen (Lyda) besitzen keine Bauchfüße und leben gesellig in Gespinsten an Kiefern (Lyda stellata Christ), Birnbäumen (Lyda piri Schrank), Steinobst (Lyda nemoralis L.) und andern Pflanzen. Man vertilgt die B. durch Vernichtung der Larven, die man durch Anprallen an die Stämme der befallenen Pflanzen zum Herabstürzen bringt, und durch Aufsuchung der Puppengespinste in der Erde.

Blattwickler oder Blattroller, s. Wickler.

Blau ist diejenige Farbe, die im prismatischen Farbenspektrum zwischen Grün und Violett liegt. Dieser als B. bezeichnete Teil des Spektrums bildet eine Reihe allmählich ineinander übergehender Töne, die nach dem Violett zu immer dunkler werden. Der dunklere Teil des B. wird im Spektrum oft mit Indigo bezeichnet. Ein durchsichtiger Körper erscheint blau, wenn er vorzugsweise blaue Strahlen durchläßt, die übrigen Farbenstrahlen aber mehr oder weniger verschluckt (absorbiert). Undurchsichtige Körper erscheinen blau, wenn sie von dem auffallenden Licht vorzugsweise wieder das blaue zurücksenden. Vom blauen Streifen des Spektrums bis zum Ende im Violett und über dieses hinaus haben die Strahlen vorherrschend chem. Wirkungen, sodaß man bis vor kurzem sie ausschließlich für die chemisch wirksamen Strahlen hielt. Jetzt weiß man, daß in Stoffen, die grüne, gelbe und rote Strahlen absorbieren, auch chem. Wirkungen eintreten können. Das B. des Himmels ist von der Beschaffenheit der Atmosphäre (s. d., Bd. 2, S. 45 b) abhängig und wird hinsichtlich seiner Stärke durch Vergleichung mit Gemischen von blauen Farben mit bestimmbarem Farbentone, z. B. Mischungen von Berlinerblau mit Bleiweiß, gemessen. Die dazu dienenden Vorrichtungen heißen Cyanometer (s. d.).

Die blaue Farbe, die in der Technik den Gegenständen erteilt wird, läßt sich durch die verschiedensten Stoffe, organische wie anorganische, unter Anwendung der mannigfachsten Hilfsmittel hervorrufen. Die wichtigsten Farbstoffe oder Farbmaterialien, die im allgemeinen mit dem Worte B. bezeichnet werden, sind das Indigoblau, das Berlinerblau, Turnbullsblau, Bergblau, Kalkblau, Kobaltblau oder Smalte, Coelin, Ultramarin, Campecheholz- und Lackmusblau. An diese schließen sich die künstlichen organischen Farbstoffe, unter denen das Anilinblau, Methylen-, Victoria-, Alizarin- und Neublau sowie das Indophenol und die Induline erwähnt seien. Die Blaufärberei lehrt vorzugsweise das Färben mit Indigküpen, in Schwefelsäure aufgelöstem Indig, Blauholz, Berlinerblau, Ultramarin und Anilinblau oder andern blauen Teerfarben (s. Färberei). Das B. der Schmelzmalerei, Porzellanmalerei und Glasmalerei vorzugsweise in Kobaltoxydflüssen. Das B. der Ölmalerei ist Ultramarin, Smalte, Kobaltultramarin, Indig, Berlinerblau, Schwefelkupfer. Das B., dessen man sich in den Papierfabriken bedient, besteht gegenwärtig ausschließlich in künstlichem Ultramarin.

Blau, linker Nebenfluß der Donau in Württemberg, entspringt aus dem sog. Blautopf (s. d.) bei Blaubeuren, durchfließt das Blauthal und mündet nach kurzem östl. Laufe bei Ulm.

Blau, Ernst Otto Friedr. Herrn., Orientalist, geb. 21. April 1828 zu Nordhausen, studierte zu Halle und Leipzig Theologie und Philosophie, besonders aber orient. Sprachen und wurde 1852 Attaché der preuß. Gesandtschaft in Konstantinopel. 1854 und 1855 bereiste er einen Teil Kleinasiens und (mit Schlottmann) die griech. Inseln und wurde 1855 Vicekanzler der Gesandtschaft. 1857 bereiste er Persien im Interesse des zollvereinsländischen Handels und kam 1858 als preuß. Konsul nach Trapezunt, 1864 in gleicher Eigenschaft nach Serajewo und erhielt 1870 den Charakter als Generalkonsul für Bosnien und die Herzegowina. Bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges wurde er ins Auswärtige Amt berufen; zugleich leitete er das Centralnachweisebureau für im Felde verwundete und erkrankte Krieger. Im Spätherbst 1870 kehrte er nach Serajewo zurück, wurde 1872 nach Odessa versetzt und endete hier sein Leben 26. Febr. 1879 durch Selbstmord. B. schrieb: "De numis Achaemenidarum aramaco-persicis" (Lpz. 1855), "Kommerzielle Zustände Persiens" (Berl. 1858), "Reisen in Bosnien und der Herzegowina" (ebd. 1877) und zahlreiche Abhandlungen über die verschiedensten Gegenstände der orient. Sprach- und Altertumskunde in der "Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft". B.s gelehrte Arbeit über die "Bosnisch-türk. Sprachdenkmäler" (Lpz. 1868) bildet einen Teil der von der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft herausgegebenen "Abhandlungen" (Bd. 5, Nr. 2).

Blau, Tina, Malerin, geb. 15. Nov. 1847 zu Wien, Schülerin von Aug. Schäffer in Wien und von W. Lindenschmit in München. Nach wiederholten Studienreisen in den österr. Kronlanden, in Holland und Italien, wählte sie ihre Stoffe mit Vorliebe aus diesen Gegenden, doch malte sie auch Stimmungsbilder aus der Frühlings- und Herbstzeit. Für den "Frühling im Prater" erlangte sie 1883 in Paris die lobende Erwähnung. Ihre "Landpartie" befindet sich im Besitz des Kaisers von Österreich, "Zur Frühlingszeit" im Besitz des Prinz-Regenten von Bayern. Ferner: Kanal bei Amsterdam, Titusbogen in Rom. Seit 1884 war sie mit dem Schlachtenmaler Heinrich Lang (gest. 1891) vermählt und ist abwechselnd in München und Wien thätig.

Blauara (Sittace glauca Vieill.), ein mittelgroßer Arara (s. Araras) aus dem südl. Südamerika von grünlich blaugrauer Färbung, mit nacktem gel-^[folgende Seite]

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