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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Blumenkohlgewächs - Blumenreich

in den Wintermonaten in die nördl. Länder Europas eingeführt. – Von den Kulturformen des B. sind folgende die besten: Haages allerfrühester Zwergblumenkohl mit sehr niedrigem Strunke und großer, sehr dichter, schwerer Blume; Berliner Treibblumenkohl, eine etwas höher werdende Sorte; Erfurter B., mit höherm Strunke und großer, flacher, weniger fester Blume, ersterer für das Treibbeet, aber auch fürs freie Land, letzterer besser zur ersten Kultur im Freien zu gebrauchen. Spätere Sorten sind: Stadtholder, von Walcheren, großer asiatischer und italienischer oder Frankfurter Riesenblumenkohl, die größte und späteste Sorte. Der B. verlangt zum guten Gedeihen einen nahrhaften, tief gelockerten und reichlich gedüngten Boden und Feuchtigkeit. Deshalb wird der B. im Frühjahr und Herbste gewöhnlich schöner und vollkommener als im Sommer. Um den Blumen dichtern Schluß und eine feine weiße Farbe zu sichern, biegt man die sie umgebenden Blätter einwärts, wodurch die Einwirkung von Sonne und Licht abgehalten wird. Die Hauptsaat erfolgt im März bis April auf ein halbwarmes Mistbeet. Im April oder Anfang Mai werden die Pflanzen ausgepflanzt und die Ernte erfolgt im Juli bis August. Nach 4‒6 Wochen wird die zweite und im Juni die dritte Aussaat gemacht. Die zum Treiben im Frühbeet bestimmten Pflanzen gewinnt man aus einer Aussaat Ende August bis Mitte September. Die jungen Pflanzen werden entweder in einen kalten Kasten pikiert oder ebendaselbst in kleinen Töpfen durchwintert. Für das Frühbeet eignet sich vornehmlich der Haagesche Zwergblumenkohl, zur Frühkultur der frühe Erfurter. Man pflanzt den B. auf Beete, und zwar 2‒3 Reihen bei großen Sorten, 3‒4 Reihen beim Zwergblumenkohl bei einer Entfernung von 50 bis 60 cm in den Reihen. Junge Pflanzen vertragen ein mehrmaliges Pikieren recht gut und werden dadurch nur stämmiger und kräftiger. Sie können auch ziemlich groß verpflanzt werden. – Dem B. nahe verwandt ist der Spargelkohl oder Broccoli (Brassica oleracea L. asparagoides). Er stammt aus Italien, wo er mit Vorliebe gebaut wird und auch wohl besser gedeiht als in nördl. Ländern. Er unterscheidet sich von jenem durch seine Größe und durch wellig gerandete Blätter, ferner durch die unvollkommene Verwachsung des Blütenstandes und durch die Färbung desselben. Von den verschiedenen Sorten ist der violette ital. Spargelkohl die beste. Die größern Sorten bilden eigentlich keine geschlossenen Köpfe, sondern nur eine Menge seitlicher Blütensprosse, die, geschält und als Salat genossen, im Aussehen und Geschmack dem Spargel ähnlich sind. In Deutschland wird er nur wenig gebaut.

Blumenkohlgewächs, soviel wie Papillargeschwulst (s. d.).

Blumenkrone, s. Blüte.

Blumenlese, s. Anthologie.

Blumenmacherei, s. Blumen, künstliche.

Blumenmalerei. Bei der Blumen- und Fruchtmalerei kommt es sowohl auf eine möglichst getreue Nachahmung der Natur als auf sinnige Auswahl und Anordnung der Gegenstände an. Die verschiedensten Erzeugnisse des Gartens und Feldes, die aus dem mannigfaltigsten Material hergestellten Geräte, in denen man sie im Zimmer hält, wie irdene Scherben, Vasen, Krüge, Gläser und Korbgeflechte, endlich die Staffage, die Schmetterlinge, Käfer und andere Insekten. Vögel u. dgl. bilden ein reiches Material für die Komposition. Bei den Alten war die B. eine dekorative Kunst, meist, wie in Pompeji, zum Schmuck der Zimmerwände gebraucht; doch pflegten sie ältere Künstler wie Pausias und Zeuxis auch selbständig. Im Mittelalter bildet sie in den livres d’heures und andern kostbar gezierten Manuskripten einen Zweig der Miniaturmalerei. Indessen wird die B. in unabhängiger Weise erst von der niederländ. Kunst des 17. Jahrh. geübt. Zunächst war es Jan Brueghel, dann sein Schüler Daniel Seghers, endlich in hervorragendem Maße David de Heem. Zu seinen Schülern gehören sein Sohn Cornelis de Heem, Abraham Mignon von Frankfurt, Marie van Oosterwyk. Die leidenschaftliche Blumenliebhaberei der Holländer in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. trug mit dazu bei, daß die B. noch blühte, als die übrigen Kunstzweige schon in Verfall begriffen waren. Damals glänzten vor allem Rachel Ruysch, Jan van Huysum und dessen glücklicher Nachahmer Jan van Os. Neuere ausgezeichnete Blumenmaler sind: Sibylle Merian in Frankfurt, Maxim. Pfüller, J. F. van Dael, Adriaan van Haanen, J. Robie, Grönland, Boë, Senff in Rom; Knapp, Franz Petter, Wegmeyer, Drechsler, Blascheck, Brunner und Gruber in Wien; Danner in Ludwigsburg; Mayrhofer, Nachtmann, Mattenheimer, Hermine von Preuschen in München; Preyer, Lehnen und Holthausen in Düsseldorf; in Berlin: Blankenburg, Looschen, Erdmann Schultz, Adelheid Dietrich, Hermine Stilke, Anna Storch; in Paris: Redouté, Emma Desportes, Clemens Buchère; in Lyon: Saint-Jean; in London: W. Hunt, Lance. ^[Spaltenwechsel]

Blumenorden, s. Pegnitzorden.

Blumenpark, Parkgarten, der Pleasureground der Engländer, bildet entweder in größern Parkanlagen den Übergang zwischen dem Blumenparterre und dem eigentlichen Park, oder er tritt, wie in Villengärten, in unmittelbare Berührung mit dem Wohngebäude, seine Beziehung zu demselben durch Anlage eines größeren Teppichbeetes vor dem bevorzugtesten Teile der Hauptfront des Gebäudes, vor der Veranda, der Freitreppe u. s. w. kennzeichnend. Wird er jedoch geschieden von dem Hause durch das Blumenparterre, dann nimmt er, unmerklich mit demselben sich vereinigend, den Charakter einer im natürlichen Stile gehaltenen Parkanlage an, die zum Unterschiede von dem eigentlichen Park etwas reicher mit einzelnen Blumen- und Teppichbeeten ausgestattet ist.

Blumenpicker, eine Vogelfamilie, s. Honigvögel.

Blumenpolypen nannte man im 18. Jahrh. die Moostierchen (s. d.); gegenwärtig versteht man darunter die Anthozoen (s. d.).

Blumenreich (Kapff-Essenther), Franziska, Schriftstellerin, geb. 2. April 1849 auf Schloß Waldstein bei Leitomischl in Böhmen als Tochter eines k. k. Steuer-Oberinspektors, wirkte kurze Zeit als Lehrerin, war seit 1872 in Wien eifrig für die Frauenrechtfrage thätig und heiratete 1880 den Musik- und Kunstkritiker Otto von Kapff. Nach einigen Jahren wurde die Ehe geschieden. Seit 1888 lebt sie in Berlin in zweiter Ehe mit dem Litteraten Paul B. Von ihren Schriften sind hervorzuheben: «Frauenehre.» Roman (3 Bde., Wien 1873), «Wiener Sittenbilder.» Novellen (2 Bde., ebd. 1884), «Moderne Helden.» Novellen (2 Bde., ebd. 1885), «Ziel und Ende.» Roman (3 Bde., Zür. 1888), «Auf einsamer Höhe.» Roman (Jena 1889), «Am Abgrund der Ehe.» Novelletten (2 Tle., Lpz.1888), «Mein Wien»