Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bodensäge; Bodenschutzholz; Bodensee

196

Bodensäge - Bodensee

vom 7. Juli 1891 bestimmt, daß die Rentenbank sowohl zur Vermittelung der Ablösung der Renten auf mittlern und kleinern Rentengütern als auch zu Darlehen für die Aufführung der notwendigen Wohn- und Wirtschaftsgebäude bei der erstmaligen Einrichtung eines Rentengutes benutzt werden kann. In beiden Zwecken werden 3½prozentige und 4prozentige Rentenbriefe ausgegeben. Im erstern Falle der Ablösung oder Abfindung erhält der Rentenberechtigte den 27fachen Betrag der Rente in 3½prozentigen oder den 23 2/3 fachen Betrag der Rente in 4prozentigen Rentenbriefen. Der Rentengutsbesitzer hat die Abfindungssumme, bez. die Darlehnssumme durch Zahlung einer jährlichen Rentenbankrate bei der Bank zu verzinsen und zu tilgen. Diese Rate beträgt bei den 3½prozentigen Rentenbriefen 4, bei den 4prozentigen 4½ Proz. Im erstern Falle dauert die Ratenzahlung 60½, im letztern 56 1/12 Jahre. Die Ablösung der Grundlasten ist in Österreich in ähnlicher Weise wie in Preußen erfolgt. Die von den Grundentlastungskassen zu diesem Zweck ausgegebenen Schuldscheine heißen Grundentlastungsobligationen.

Bodensäge, s. Bodenkamm.

Bodenschutzholz, forstlich ein Holzwuchs, der hauptsächlich den Boden gegen Sonne, austrocknende Winde, Verwehung, Abschwemmung zu schützen hat. Den Zweck direkter Holzproduktion hat das B. entweder gar nicht oder nur nebenbei zu erfüllen. Die Lichtholzarten, wie Eiche, Kiefer, auch Lärche, stellen sich im hohen Alter meist so licht, daß sie den Boden selbst nicht genügend schützen, man unterbaut deshalb Schatten vertragende Hölzer als B., z. B. Weißbuchen, Buchen, Fichten, Tannen. Mitunter finden sich auch als B. dienende Sträucher, z. B. Wacholder, Schwarzdorn, Hasel, Stechpalme u. a. von selbst ein. Unter Umständen dient ein ganzer Bestand selbst als B., z. B. Krummholzkiefern oder Alpenerlen an den steilen Hängen des Hochgebirges, Kiefern auf den Dünen an der Meeresküste.

Bodensee, von den Römern Lacus Brigantinus (Bregenzersee) oder Lacus Venetus et Acronius, seit dem 9. Jahrh. Lacus Podamicus und Mare Podanum, im spätern Mittelalter Bodam- oder Bodmensee, später auch wohl Schwäbisches Meer oder Konstanzersee (frz. Lac de Constance) genannt, einer der für den Nordfuß der Alpen charakteristischen Flußseen, vom Rhein und mehrern kleinern Zuflüssen gespeist, liegt zwischen der schweiz. und der schwäb.-bayr. Hochebene auf der Grenze von Deutschland (Baden, Württemberg und Bayern), Österreich (Vorarlberg) und der Schweiz (Kantone St. Gallen, Thurgau und Schaffhausen) und wird von 47° 40' nördl. Br. und 9° 30' östl. L. von Greenwich durchkreuzt. Der B. hat die Gestalt eines von SO. gegen NW. hakenförmig zugespitzten Keils und ist der größte deutsche, nächst dem Genfersee auch der größte schweiz. See. Der nordwestlich verengte Teil wird nach der bad. Stadt Überlingen auch der Überlingersee genannt. Gewöhnlich wird auch die kleinere, westlich von Konstanz gelegene Seebildung unter dem Namen Zeller- oder Untersee zum B. gerechnet, während letzterer selbst als Obersee bezeichnet wird. Beide Seebecken werden durch den 4 km langen, 2-500 m breiten Rheinlauf zwischen Konstanz und Gottlieben verbunden. Der B. ist 63 km lang (von Bregenz bis zum Einfluß der Stockach) und bis zu 14 km breit (Egnach-Friedrichshafen); der Umfang mit Einschluß des Zellersees beträgt 220 km, der Flächenraum 539 qkm, die Mittelhöhe über dem Meere 395 m. Der Zellersee liegt um 1 m niedriger als der B. und ist auch bei weitem nicht so tief wie dieser, dessen größte Tiefe zwischen Arbon und Friedrichshafen 276 m beträgt. Die seit einiger Zeit vom Ingenieur Hörnlimann vorgenommenen Tiefenmessungen haben ergeben, daß das Rinnsal des Rheins am Grunde des Sees bis auf 10 km in den See hinaus zu verfolgen ist. Dasselbe ist anfangs 600 m breit und 70 m tief und verläuft 7½ km in gerader Richtung auf Langenargen zu, wo es durch eine aus Ablagerungen entstandene Erhöhung gegen Romanshorn hin abgelenkt wird; am Ende hat es nur noch eine Tiefe von 7 m und die Hälfte der anfänglichen Breite. Das Wasser des Sees ist licht blaugrün und klar; zur Zeit der Schneeschmelze schwillt es oft plötzlich um 1-2, selten um 3-4 m an; durch den Föhn (Südwind), aber auch durch den Nordwest- und Ostwind wird es oft zu hohen Wellen aufgewühlt. Den "Seiches" des Genfersees entspricht das als "Rinnen" bekannte Steigen und Fallen des Wasserspiegels. Eine eigentümliche Erscheinung ist auch das sog. "Blühen" des Sees im Mai, wobei die Oberfläche namentlich des Untersees mit gelbem Blütenstaube der umliegenden Obstbaumpflanzungen bedeckt ist.

Das Klima der Seegegend ist im allgemeinen mild, im Spätherbst und Winter sehr nebelig. Der Untersee friert fast jeden Winter zu, der Obersee selten, so: 1259, 1276, 1420, 1435, 1465, 1573, 1624, 1695, 1789, 1830 und 1880. Der Fischreichtum nimmt allmählich ab, doch geschieht neuerdings viel zu dessen Hebung durch Einsetzen künstlicher Fischbrut; von den 26 Fischarten sind die wichtigsten die Lachsforellen, die Grundforellen oder Rheinlanken, Welse, Hechte, Barsche und (namentlich im Untersee) Blaufelchen, welche, wie Heringe gesalzen und geräuchert, unter dem Namen Gangfische in den Handel kommen. Von Konchylien sind 22 Arten, von Vögeln 73 Arten, worunter viele nordische Wasser- und Sumpfvögel, beobachtet worden. Dem Botaniker bieten die Ufer eine großenteils alpine und subalpine Flora. Geologisch gehört das Gebiet des B. hauptsächlich dem Alluvium, Diluvium und der obern Süßwassermolasse an; nur bei Rorschach und Bregenz treten die marine Molasse und die Nagelfluh bis an den See heran. Unstreitig hatte der B. früher eine weit größere Ausdehnung nach Süden. Noch im 4. Jahrh. reichte er bis Rheineck; jetzt liegt zwischen den beiden, durch die Ablagerungen des Rheins und der Bregenzerach gebildet, ein 3-4 km breiter Streifen flachen, zum Teil sumpfigen, am Ufersaume mit Röhricht bestandenen Schwemmlandes, das von zahlreichen Gräben, Kanälen, Bächen und alten Rheinläufen durchschnitten wird. Der Rhein mündet jetzt zwischen zwei langen schmalen Landzungen 4½ km unterhalb des Städtchens und seine Sinkstoffe arbeiten weiter an der allmählichen Ausfüllung des Seebeckens. Von den zahlreichen andern Flüssen, die dem See zufließen, münden die Argen, der Schüssen, die Aachen von Bregenz, Dornbirn und Friedrichshafen und die Steinach in den Obersee, die Aach von Uhldingen und die Stockach in den Überlingersee und eine weitere Aach in den Zellersee.

Schon außerhalb der eigentlichen Alpen gelegen, von Niederungen (an den Flußmündungen) und zahmem Hügel- und Bergland umgeben, ohne Steil- und Felsufer, hat der See weder die Großartigkeit des Königs- oder des Walensees noch die Mannig-^[folgende Seite]