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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Böhmerwald

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Böhmerwald

«Arbeiterfreund, Zeitschrift des Centralvereins in Preußen für das Wohl der arbeitenden Klassen». B. bekennt sich in seinen Schriften entschieden zu den freihändlerischen Grundsätzen von Adam Smith, Cobden und Bastiat, sucht jedoch in dem «Arbeiterfreund» in dem Kampfe der Manchesterschule und der socialpolit. Partei einer neuen socialstatist. Richtung Bahn zu brechen. Auch hat B. eine internationale Enquete über die Versuche mit Gewinnbeteiligung der Arbeitnehmer angeregt; die Resultate derselben veröffentlichte er u. d. T. «Die Gewinnbeteiligung. Untersuchungen über Arbeitslohn und Unternehmergewinn» (Bd. 32 u. 33 der «Internationalen wissenschaftlichen Bibliothek», Lpz. 1878). Seit 1875 giebt B. auch die «Zeitschrift des königlich sächs. Statistischen Bureaus» und seit 1877 die «Social-Correspondenz» heraus. Seit 1879 ist B. besonders mit an der Reform der deutschen Armenpflege und an dem Kampf gegen die Trunksucht und Unsittlichkeit schriftstellerisch und praktisch beteiligt und hat im Auftrage des Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit das Werk «Das Armenwesen in 77 deutschen Städten und Landarmenverbänden» (2 Bde., Dresd. 1886) herausgegeben. B. steht in Dresden an der Spitze des Vereins gegen Armennot und Bettelei, des Bezirksvereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke und des Vereins für Volkswohl.

Böhmerwald oder Böhmisch-Bayrisches Waldgebirge, Gebirge mit nordwestl. Streichung zwischen dem linken Donauufer von Linz bis Passau und dem Südfuße des Fichtelgebirges auf der bayr.-böhm. Grenze und auf der Wasserscheide zwischen dem Gebiete der Nordsee und des Schwarzen Meers, besteht in seinen Grundmassen vorherrschend aus Granit und gneisartigen krystallinischen Gesteinen und sendet seine Wasser dem Elb- und Donaugebiete zu. (S. Karten: Bayern Ⅰ und Ⅱ.) Recht eigentlich ein Waldgebirge, da sein Rücken bis zur Höhe von 1170 m mit dichtem Wald bedeckt ist, zeigt der B. einen seltsamen Wechsel von Rücken-, Kamm-, Plateau- und Gipfelbildungen auf, und es fehlt die gegliederte Abzweigung der Joche und Ausläufer von einem deutlich markierten Mittel- und Hauptrücken. Die verschiedenen Bergzüge senken sich nach W. und SW. in vielfachen Steilabsätzen in das Naabgebiet und gegen die Donau herab, während sie sich gegen NO. und O. in das innere Böhmen im allgemeinen viel sanfter verflachen. Daher der scheidende Charakter des B. für Bayern, den er für Böhmen nicht hat. Das 190‒237 qkm lange und 30‒60 km breite, 11508 qkm im weitesten, 5700 qkm im engen Sinne umfassende Gebirgsganze wird durch die 22 km breite Einsattelung bei Neumark (449 m) oder die Gebirgslücke zwischen Neugedein und der tief eingesenkten, jetzt von der Eisenbahn benutzten Thalsohle des Cham, der auf der böhm. Seite entspringt und auf der bayrischen bei dem Orte Cham (370 m) in den Regen mündet, in zwei ganz verschiedenartige Hälften geschieden: in die nordwestliche oder den Böhmischen Wald (czech. Český Les) und in die südöstl., größere, breitere und höhere Hälfte, den eigentlichen B., bei den Czechen Schumava (Sumava) genannt. Die erstere entsendet nach der bayr. Seite die Waldnaab, Pfreimt und Schwarzach, nach der böhmischen die Mies und Radbusa, die letztere den Regen mit Cham und die Ilz nach Bayern, die Moldau und Wotawa nach Böhmen.

Der nördliche B., dessen westlicher in Bayern liegender Teil Oberpfälzer Wald (s. d.) genannt wird, beginnt im N., ohne mit dem Fichtelgebirge zusammenzuhängen, an dem südlich von Eger gelegenen Plateau von Waldsassen, auf dem sich der Tillenberg (Düllenberg, Dillenberg) beim Egerpaß zu 939 m erhebt, und zieht sich dann zunächst gegen SO. mit Erhebungen, wie dem Pfefferbühel (787 m), dem Pleßberg (764 m), bis zu der nur 460 m hohen Einsenkung bei dem Pfraumberg (847 m) als ein walzenförmiger, mit abgerundeten Kuppen besetzter Bergzug, der gegen W. in Steilrändern, gegen Böhmen in sanftern Mittelgebirgen abfällt. Jenseit der Pfraumberger Senke zieht südostwärts in einem Viertelkreisbogen um Bischofteinitz in mehrern Parallelketten das Klattauergebirge, das in dem Czerkow oder Tscherchowberge 1039 m aufsteigt und gegen S. zu allmählich zu der erwähnten Gebirgslücke bei Neumark herabsinkt. Südlich der letztern erhebt sich auf bayr. Seite isoliert der Hohebogen mit dem Eckstein (1067 m), dessen Gipfelplateau (der Burgstall) eine schöne Übersicht über den nördlichen B. bietet. Die Südhälfte des gesamten Gebirgswalls, der eigentliche B. (Schumava), besteht aus zwei Parallelketten, welche die Längenthäler der Moldau nach SO. und der Wotawa und Angel nach N. zu umschließen, aber zwischen denselben durch die ausgedehnte Bergmasse des Schwarzbergs zusammengehalten werden. Die von letzterm Hauptknoten gegen WNW. gerichtete Gabel, das Künische Gebirge, enthält in der östl. oder böhm. Kette den gewaltigen Ossa oder Osser (1280 m), ferner die Seewand (1341 m) am lieblichen Angelthal, und andere Gipfel, während in der höhern westl. oder bayr. Parallelkette die Arbergruppe, aus dem Gefilde (Kvildy) genannten Hochplateau hervorragend, mit dem 1458 m hohen Großen Arber (s. d.), dem Kulminationspunkte des ganzen B., und dem Kleinen Arber (1391 m), ferner der Rachel (1454 m), der Mittagsberg (1314 m) und der Lusen (1369 m) die bedeutendsten Erhebungen sind. Die vom Schwarzenberg nach OSO. geöffnete Gabel gestaltet sich im östl. oder böhm. Arme zuerst als Hochrücken, dann um Winterberg her als ausgebreitete Hochebene mit verschiedenen Einzelgipfeln, wie dem 1358 m hohen Kubany, und setzt sich endlich als Lissa- und Blanskerwald mit dem Schöninger (1080 m) gegen das nordwärts gerichtete Querthal der Moldau fort. Der westl. oder bayr. Arm dagegen erhebt sich zunächst im Dreisesselberg (1331 m) und Plöcklstein (1375 m), der Grenzmarke zwischen Bayern, Böhmen und Oberösterreich, und im Heidelberg (1210 m), zieht sich nun als zusammenhängender Felsenkamm zu dem Hochfichtet (1335 m) und fällt dann zu 1040 m und im Unterwuldauer Paß selbst bis 736 m herab. Das Salnauerqebirge geht vom Kubany am linken Moldauufer bis Oberplan, mit den nicht besonders die Kammhöhe (950 m) überragenden Kuppen des Spitzberges (1215 m), des Sternberges (1117 m) und der Fuchswiesen (1187 m). Von dem Unterwaldauer Passe senkt sich der Grenzrücken (das St. Thomasgebirge), welcher in südöstl. Richtung gegen Hohenfurth zieht. In der Mitte liegt, von großen Forsten umgeben, die Ruine Wittigshausen (1041 m). Die weitere Fortsetzung des Salnauer Zuges bilden die Berge von Prachatitz und Krumau (Chum 1185 m und Aibin 1089 m). Das südl. Ende des B. bildet