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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Boito (Camillo); Boitout; Boitzenburg; Bojador; Bojan.; Bojana; Bojano; Bojanowo; Bojar

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Boito (Camillo) – Bojar

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Boito (Arrigo)'

Mailänder Konservatorium, an dem er jetzt als Lehrer wirkt. Auf wiederholten Reisen nach Paris, Deutschland und Polen wurde B. mit der Musik Richard Wagners und mit St. Gobatti, einem der eifrigsten Anhänger dieses Meisters unter den ital. Musikern, näher bekannt. Von seinen Opern ist am bekanntesten «Mefistofele», das ital. Seitenstück zu Gounods «Margarete». Bei der ersten Aufführung in Mailand (1808) abgelehnt, hat das musikalisch dürftige, aber charaktervolle Werk allmählich die bedeutendsten Opernbühnen der Welt erobert. Seine einaktige musikalische Idylle «Abenddämmerung» erzielte 1891 in Hamburg einen guten Erfolg. Großes Ansehen genießt B. als Textdichter. Die Bücher zu Ponchiellis «Gioconda», Bottesinis «Hero und Leander» und zu Verdis «Othello» sind von ihm.

Boito, Camillo, ital. Kunstschriftsteller, geb. 30. Okt. 1836 zu Rom, widmete sich zu Venedig und Padua der Architektur und Litteratur, zog sich, von der österr. Regierung verbannt, 1856 nach Toscana zurück und wurde 1860 Professor der Architektur an der Brera zu Mailand, wo er seither, auch als praktischer Architekt thätig (Museum zu Padua), wirkt. Er schrieb: «Storielle vane», Novellen (2 Bde., Mail. 1876–79), «Scultura e pittura d’oggi» (Tur. 1877), «Leonardo e Michelangelo» (Mail. 1878), «L’architetturadel medio evo in Italia» (ebd. 1880), «I principii del disegno e gli stili dell’ornamento» (ebd. 1882; neue Aufl. 1887).

Boitout (frz., spr.bŏattuh, «trink alles»), Tummler, ein fußloses, halbkegelförmiges Trinkglas, welches nicht steht und daher gleich ausgetrunken werden muß.

Boitzenburg (Boizenburg). 1) Stadt im wend. Kreis (Herzogtum Güstrow) des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin, 56 km südöstlich von Hamburg, an der Mündung der Boize in die Elbe und an der Linie Wittenberge-Hamburg der Preuß. Staatsbahnen, von der eine Nebenbahn zum Hafen führt, hat (1890) 3672 E., Post zweiter Klasse, Telegraph, Dampferstation, Amtsgericht (Landgericht Schwerin), Domänen-, Steuer- und Aichamt, 1 Bürger-, 1 Gewerbe- und 1 Warteschule; Branntweinbrennerei, Eisengießerei, 2 Schiffswerften, 1 Dampfmühle, 2 Seifensiedereien sowie lebhaften Handel, Schiffahrt und Fischerei. – 1255 durch den Grafen Guncelin von Schwerin als Stadt gegründet, 1267 mit Lübischem Recht ausgestattet, war B. von 1374 bis 1349 Residenz der Grafen von Schwerin. Das fürstl. Schloß wurde 1644 vom kaiserl. General Gallas zerstört. In den Kriegen des 17. Jahrh. litt B. vielfach durch Dänen und Schweden, und wurde 1709 durch eine Feuersbrunst fast gänzlich zerstört. Von 1734 bis 1763 war die Stadt Sitz des kurfürstlich hannov. Oberaufsehers über das an Hannover verpfändete Domänenamt B. 1768 gehörte B. durch Verpfändung zu Hannover. –

2) Marktflecken im Kreis Templin des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, an dem Flüßchen Quillow und einem See gelegen, hat (1890) 770 E. und schöne Parkanlagen, die von der gräfl. Familie Arnim (s. d.) herrühren. Die Grafschaft B. des Grafen von Arnim-Boitzenburg umfaßt 165 qkm, wovon 110 hkm Wald.

Bojadōr, Kap, Vorgebirge an der Nordwestküste Afrikas unter 26°6‘57‘‘ nördl. Br. und 14°28‘21‘‘ westl. L. von Greenwich, ein von N. allmählich ansteigender, nach S. steil zum Meere abfallender, 30 m hoher Sandsteinfels. Die Umsegelung des Kaps durch die Genuesen Vivaldi und Doria ↔ 1251, die Fahrten des Cataloniers Ferrer 1346 (bis 23°39‘) und andere Leistungen waren vergessen und das Kap B. galt lange Zeit als der südlichste erreichbare Punkt der Westküste Afrikas; wegen der starken Meeresströmung (bis 7½ Seemeile in der Stunde) und der zahlreichen Untiefen an der Küste wagte man nicht weiter vorzudringen. Der Portugiese Gil Eanes (Gilianes) umfuhr 1432 im Auftrage Heinrichs des Seefahrers das Kap zum erstenmal. Jetzt bildet es die nördl. Grenze des von den Spaniern in Besitz genommenen Küstenstrichs.

Bojan. nach lat. Tiernamen bedeutet Ludwig Heinrich Bojanus, deutscher Anatom und Zoolog, geb. 1776, gest. 1827.

Bojāna, Fluß in Oberalbanien, Abfluß des Skodrasees ins Adriatische Meer, vereinigt sich mit einem Arm des Drin (s. d.), hat geringes Gefälle und so beträchtliche Tiefe, daß es 1876 den Türken möglich war, zwei kleine Monitors auf demselben in den Skodrasee zu bringen.

Bojāno, Stadt im Kreis Isernia der ital. Provinz Campobasso, am rechten Ufer des Biferno, in einer tiefen Schlucht am Nordostabhange der Berggruppe Matese (2050 m), welche 4 Monate des Jahres hindurch dem Sonnenlicht den Zugang zur Stadt verwehrt, ist Sitz eines Suffraganbistums von Benevent, hat (1881) 3728, als Gemeinde 5708 E., 1 Kathedrale, 5 Pfarrkirchen, 1 Seminar, Post und Telegraph. – B., das antike Bovianum oder Bojanum, ursprünglich Stadt der Samnites Pentri, seit Kaiser Augustus röm. Veteranenkolonie, wurde im 9. Jahrh. von sicil. Arabern eingeäschert und hatte viel von Erdbeben, zuletzt 1805, zu leiden. Reste eines Theaters, eines Tempels und beim Dorfe Civita auf hohem Felsen über der Stadt die mächtigen Mauern der alten samnitischen Burg sind erhalten.

Bojanówo, Stadt im Kreis Rawitsch des preuß. Reg.-Bez. Posen, 21 km im SW. von Kröben an der schles. Grenze, in sandiger Gegend an der Linie Breslau-Lissa und der Nebenlinie A.-Guhrau (15,10 km) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 1918 E., darunter 258 Katholiken und 72 Israeliten, Post, Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Lissa), evang. Kirche, Synagoge, höhere Bürgerschule; 2 Maschinenfabriken, Spiritusbrennereien, Hornwaren- und Tuchfabriken, Flachsbereitungsanstalt und 25 Windmühlen. – B. entstand 1638, als ein Herr von Bojanowsky luth. Flüchtlingen hier Aufenthalt gewährte. 1857 brannte die Stadt fast völlig nieder; dem um ihren Wiederaufbau verdienten Generaldirektor Schmückert ist auf dem Marktplatze ein Marmordenkmal errichtet worden.

Bojār, russ. bojárin, in der ältesten Zeit in Rußland Mitglied des Standes der Großen, Vornehmen, die zugleich Krieger waren. Man unterschied Landesbojaren und fürstliche B. Die erstern waren es kraft ihrer Stellung unter ihren Landgenossen als Großgrundbesitzer, die letztern als die vornehmsten Mannen der Fürsten. Die erstern haben sich nur in Galizien und in Nowgorod (s. Nowgorod-Weliki) längere Zeit erhalten und es zu größerer Bedeutung gebracht. In Nowgorod hören sie mit der Vernichtung der Selbständigkeit auf (1478). Im übrigen Rußland gab es vom 13. Jahrh. an nur noch fürstliche B. In der ältesten Zeit standen die B. noch den fürstlichen, d. h. von Rurik abstammenden Geschlechtern im Range nach, später verschmolzen sich die angesehensten fürstl. Familien mit dem Bojarentum. Der Rang unter den

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 247.