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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bomben - Bomfim

nach Frankreich verzweigte und von da nach Österreich übergegangen ist. - Marc Marie, Marquis de B., geb. 8 Okt. 1744 zu Bitsch, trat in die Armee und ward Marchéal-de-Camp. Später ging er als franz. Gesandter auf den Reichstag nach Regensburg, sodann nach Lissabon und Venedig. Nach Ausbruch der Revolution übertrug ihm Ludwig XVI. geheime Sendungen an die europ. Höfe, namentlich 1792 nach Berlin. Als Emigrant diente er im Korps Condés, trat nach dessen Auflösung in den geistlichen Stand und lebte als Domherr zu Breslau. Nach der Rückkehr der Bourbons ward er Almosenier der Herzogin von Berry, 1819 Bischof von Amiens. Er starb 5. März 1822 zu Paris. Er hatte drei Söhne: 1) Ludwig Philipp, Graf von B., österr. Diplomat, geb. 1. Juli 1780 zu Regensburg, wurde bei der Geheimen Staatskanzlei in Wien angestellt, dann der österr. Gesandtschaft in Berlin beigegeben und war dort später Gesandtschaftsrat und Geschäftsträger, seit 1815 österr. Gesandter in Kopenhagen. Dort vermählte er sich 1816 mit Ida Brun, Tochter der Schriftstellerin Friederike Brun (s. d.) und ging dann als österr. Gesandter nach Dresden, wo sein Haus Mittelpunkt der musikalischen und litterar. Kreise wurde. 1819 begleitete er den Kaiser von Österreich nach Siebenbürgen und Galizien und hatte während dieser Reise statt des Staatskanzlers das Portefeuille zu führen. Auf dem Kongreß zu Karlsbad vertrat er Österreich und machte sich durch strenge Durchführung seiner Instruktionen sehr unbeliebt, hierauf wurde er Gesandter zu Florenz, Modena und Lucca, 1829 bei der portug. Königin Maria da Gloria (s. d.) in London, 1834 zu Turin, 1837 in Bern. Er starb 7. Juli 1843 zu Wien. - 2) Karl Renatus, Graf von B., k. k. österr. Kämmerer, geb. 6. Nov. 1785, war einflußreicher Geheimrat und Oberhofmeister der Herzogin Marie Luise von Parma, der einstigen Gemahlin Napoleons I., nach sicherer Annahme seit 1833 mit dieser geheim vermählt; er starb 30. Mai 1856 als Oberhofmeister des Kaisers Ferdinand. - 3) Heinrich Franz, Graf von B., geb. 20. Juli 1789, war ebenfalls k. k. Kämmerer und Geheimrat, wohnte dem Kriege von 1813 bis 1815 bei, war Legationsrat in London und Lissabon, Gesandter in Petersburg und Turin und 1836-48 als Hofmeister der Söhne des Erzherzogs Franz Karl auch Erzieher des Kaisers Franz Joseph. Er starb 31. März 1850. Von seinen Söhnen war Graf Karl B., geb. 17. Aug. 1832, gest. 29. Juli 1889, k. k. Kämmerer, Geheimrat, Viceadmiral und ehemaliger Obersthofmeister des verstorbenen Kronprinzen Rudolf von Österreich.

Bomben (frz.), zum Sprengen geladene, mit Zünder versehene runde Hohlgeschosse, wie sie früher aus glatten Mörsern (s. d.) und Bombenkanonen (s. d.) verfeuert wurden. Dasselbe Geschoß hieß, wenn es bei Haubitzen gebraucht wurde, Granate, welcher Name auch in das System der gezogenen Geschütze übergegangen ist, während der Name B. verschwindet. (S. Geschoß.)

Bomben, vulkanische, nennt man rundliche, keulenförmige oder ellipsoidisch gestaltete, faust- bis über kopfgroße Lavaklumpen, welche, in noch halbflüssigem Zustande durch die Luft geschleudert, infolge rasch rotierender Bewegung diese ihre Gestalt erlangten. Sie finden sich auf den Abhängen und in der Umgebung fast jeden Vulkans.

Bombenkanonen, nach ihrem Erfinder, einem franz. General, auch wohl Paixhans genannt,

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waren glatte Geschütze großen Kalibers, die Hohlkugeln, Bomben, im flachen Bogen forttrieben. Die Röhre der B. stand mit einer Seelenlänge von etwa zehn Kugeldurchmessern zwischen der Röhre der Kanone und der kurzen Röhre der Haubitze in der Mitte. Die Seele der B. war nach dem Boden zu mit einer schwach verjüngten konischen Kammer mit gerundetem Boden versehen. Die am häufigsten angewandten B. hatten ein Kaliber von 23 und 28 cm. Die B. sind seit 1822 bekannt und wurden hauptsächlich zur Bewaffnung von Kriegsschiffen (namentlich Kanonenbooten und Dampfschiffen) und Strandbatterien gebraucht. Doch hatte man die 23centimetrigen auch in die Belagerungsartillerie hineingezogen und dann öfters zum Schießen von Vollkugeln gegen gedecktes Mauerwerk verwendet. So Ausgezeichnetes die B. leisteten, wurden sie doch von den schweren gezogenen Kanonen in der Wirkung wesentlich übertroffen und daher durch diese bald gänzlich verdrängt.

Bombensicher, s. Unterkunftsräume.

Bombieren (auch Kumpen oder Kumpeln genannt), ein Verfahren, durch das Blechplatten in eine hohle Form gebogen werden. Beim Dampfkesselbau wird das Durchbiegen der flachrunden Kesselböden durch das B. in der Art erreicht, daß die kreisrunden Platten schwach rotwarm in eine der zu erzielenden Wölbung entsprechend ausgehöhlte gußeiserne Form, den sog. Kump, durch Hämmern oder in besser eingerichteten Fabriken durch hydraulischen Druck mittels des Preßkopfes oder Kumpkopfes eingetrieben werden. Beim Brückenbau werden die zum Belegen der Brückenbahn angewendeten viereckigen Blechplatten, um ihre Tragfähigkeit zu erhöhen, schwach hochgewölbt, bombiert (bombierte Bleche oder Buckelplatten, s. d.). Wellbleche werden bombiert, d. h. in die Form eines Cylinderabschnittes gebogen, indem man die Wellblechtafel an den Enden durch Tragleisten unterstützt und eine dritte, über die Tafelbreite reichende Leiste in der Mitte zwischen den Stützpunkten gegen die Tafel preßt.

Bombinator (lat.), s. Unke.

Bombo, in Nordamerika Würzbranntwein aus Rum, Muskat und Zucker.

Bombonaxa (Bombanassa), s. Carludovika.

Bombonne (frz., spr. bongbónn), s. Ballon (technolog.).

Bombulum, s. Glockenspiele.

Bombus (lat.), Ohrensausen bei Blutandrang.

Bombycidae, die Spinner (s. d.), eine Familie der Großschmetterlinge.

Bombycilla, Singvögel, s. Seidenschwanz.

Bombykometer (grch., "Seidenmesser"), Garntafel, eine zur Ermittelung der Feinheit, insbesondere der Baumwollgespinste dienende Tabelle, nach der die betreffende Garnnummer aus dem Gewicht eines Strähns oder Schnellers bestimmt wird. Die Garnnummer giebt an, welche Länge des betreffenden Garns genommen werden muß, um die Gewichtseinheit zu erfüllen; bei dem gegenwärtig allerwärts angestrebten metrischen Numeriersystem, wieviel Meter auf ein Gramm, oder wieviel Kilometer auf ein Kilogramm gehen.

Bombyx (grch.), s. Seidenraupe.

Bömerei, s. Bodmerei.

Bomfim (spr. bongfing), José Lucio Travassor Baldes, Graf von, portug. General und Führer der konstitutionellen Partei, geb. 23. Febr. 1767 zu Peniche in Estremadura, studierte zu Coimbra, nahm aber, als 1807 die franz. Armee in Portugal ein-