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Bondenholzungen – Boner
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bondengüter'
das Gesetz vom 6. Juli 1875 einheitlich geregelt, woneben übrigens besondere Vorschriften in betreff der öffentlichen, Korporations- und
Genossenschaftswaldungen bestehen.
Bondi, Clemente, ital. Dichter, geb. 27. Juni 1742 zu Mezzana bei Parma, ward Jesuit und sehr jung Professor der
Beredsamkeit am Seminar zu Parma. Daselbst dichtete er die berühmt gewordene «Giornata villereccia» (Parma
1773) in drei Gesängen, eine launige Schilderung der ländlichen Freuden der Theologiestudenten. Vom Orden angefeindet, weil er dessen Aufhebung
durch eine allegorische Kanzone gefeiert hatte, mußte er sich in Tirol verbergen, lebte dann in Venedig, Mantua und Mailand. Erzherzog Ferdinand
ernannte ihn 1797 zu seinem Bibliothekar in Brünn. Dann kam er nach Wien als Lehrer der dritten Gemahlin des Kaisers Franz in Geschichte und
Litteratur und starb 20. Juni 1821. B. pflegte, abgesehen vom Drama, alle Gattungen, in einfacher und fließender Form. Unter seinen Übersetzungen sind
die der «Metamorphosen» Ovids, namentlich aber die der «Äneide» Virgils (Prachtausgabe, 2 Bde., Parma 1793) geschätzt. B.s sämtliche eigene
Dichtungen erschienen in Padua (2 Bde., 1778) und Venedig (6 Bde., 1798), am besten in einer Prachtausgabe (3 Bde., Wien 1808).
Bondōne, Giotto di, ital. Maler, s. Giotto.
Bondu, ein Reich der Fulbe in Senegambien, liegt zwischen den Ländern Futa, Toro, Bakel und Bambuk, von welch letzterm
es durch den Fluß Faleme getrennt ist, und reicht im Süden bis an die Wasserscheide zwischen Senegal und Gambia. Der Boden ist bergig, wird von
zahlreichen Zuflüssen des Faleme bewässert und erzeugt Hirse, Reis, Indigo und Baumwolle. Der König von B. duldet keine andere Religion als die
mohammedanische in seinem Gebiete. Seine Residenz ist Bulebane. B. hat sich der franz. Schutzherrschaft unterworfen und gehört zum ersten
Arrondissement der Kolonie Senegambien. (S. Senegambien.)
Bon du trésor (frz., spr. bong dü), s.
Bon.
Bondy, Ottilie, Schriftstellerin, geb. 26. Juli 1832 zu Brünn, lebt seit 1856 in Wien. Hier machte sie sich auf pädagogischem
und hauswirtschaftlichem Gebiete verdient durch Vorträge, schriftstellerische Arbeiten (Artikel in Wiener Blättern, zwei Abteilungen im «Haus- und
Familienbuch», Wien 1886) und praktisch durch Gründung und Oberleitung mehrerer Frauenvereinigungen, die hauptsächlich die Hebung des weiblichen
Bedientenstandes erstreben.
Bone (spr. bon), Stadt in Algerien, s.
Bona.
Bone, niederländ. Lehnstaat auf Celebes, s. Boni.
Bonebed (engl., spr. bohnbedd), eine nur wenige Centimeter starke Bank auf der Grenzbildung
zwischen Keuper und Lias, die dermaßen mit Zahn-, Knochen- und Schuppenbruchstücken von Reptilien, Amphibien und Fischen angefüllt ist, daß eine
förmliche Knochenbreccie entstanden ist. Aus dem B., und zwar aus der Nähe von Stuttgart, stammen auch die Zähne des ältesten Säugetiers, einer
Beutelratte (Microlestes). In Schwaben findet sich auch an der Grenze zwischen Muschelkalk und Keuper noch ein
anderes B., z. B. bei Crailsheim.
Bonelli, François André, ital. Zoolog, geb. 1784 zu Cuneo in Piemont, gest. 18. Nov. 1830 als Professor der Naturgeschichte
zu Turin, schrieb: ↔ «Specimen faunae subalpinae» (1807),
«Observations entomologiques sur les scarabées» u.s.w.
Bonellĭa Rol., Gattung aus der
Ordnung der Sternwürmer (s. d.), mit weitgehender Geschlechtsverschiedenheit. Das grüne Weibchen
(B. viridis Rol., s. Tafel:
Würmer, Fig. 28) mit 5 cm langem, sackartigem Leib und in der
Ruhe 10 cm langem, aber weit stärker ausdehnbarem vorn gabelig geteiltem Rüssel, sitzt in Steinlöchern des Mittelmeers. Das Männchen (s. Tafel:
Würmer, Fig. 29) ist nur gegen 2 mm lang, von Gestalt eines
Strudelwurmes und lebt zunächst in größerer Gesellschaft (bis 18 Stück) in der Speiseröhre, nach erlangter Reife in dem Ausführungsgang der
Geschlechtsöffnung des Weibchens.
Bon enfant (frz., spr. bonnangfäng), gutmütiger Mensch.
Boner, Charles, engl. Schriftsteller, geb. 29. April 1815 in Bath, ging früh nach Frankfurt a.M. und lebte
dort und in Darmstadt bis 1840, wo er Erzieher im Hause des Fürsten von Thurn und Taxis in St. Emeran wurde. B. trat zu der Familie und den Freunden
des Fürsten in enge Beziehungen und nahm als leidenschaftlicher Naturfreund und Jäger an ihren Jagden teil. Vor allem zog ihn die Gemsenjagd
unwiderstehlich an und ein illustriertes Werk über sie: «Chamois hunting in the mountains of Bavaria» (Lond.1853; 2.
Aufl. 1860), gründete seinen litterar. Ruf. 1855 folgte das Drama «Chain», 1857
«The new dance of death, and other poems», 1858 «Verse, 1834–58». In
frischer Darstellung, Naturgefühl und Formgewandtheit werden diese Erzeugnisse von B.s Naturschilderungen in Prosa noch übertroffen. 1860 nach
München übergesiedelt, veröffentlichte er 1861 über Jagdtiere «Forest creatures» (deutsch, Lpz. 1862), 1866
«Guide for travellers in the plain and on the mountain» (2. Aufl. 1876) und nach einer Reise nach Siebenbürgen
«Transylvania, its products and its people» (Lond. 1865; deutsch, Lpz. 1868). Nach einem Besuch in England ging
er 1865 als Berichterstatter der «Daily News» nach Wien; 1867–68 war er solcher des
«Standard» an verschiedenen Orten und starb 9. April 1870 in München. – Vgl. Kettle,
Memoirs and letters of C. B. (2 Bde., Lond. 1871).
Boner (latinisiert Bonerius), Fabeldichter aus alter Berner Familie, ist wahrscheinlich der 1324–49
nachgewiesene Predigermönch Ulrich B. zu Bern. Dem Spruchdichter Johann von Ringgenberg hat er kurz vor 1350
sein großes Fabelwerk «Der Edelstein» gewidmet, dessen 100 bîschaft
(Beispiele, s. d.) meist nach Avianus (s. d.), dem sog. Anonymus des Nevelet, der
«Scala caeli» Joh. Juniors sowie vereinzelten andern durchweg litterar. Quellen bearbeitet sind. B. erzählt behaglich,
schlicht und nicht ohne Anmut; die Moral, die er jeder Fabel anhängt, ist nicht allzu breit, aber sehr abstrakt und oft auffällig unzutreffend. Er erstrebt
sachliche Anordnung. Lessing, der B.s Quellen schon im wesentlichen feststellte, führte seinen Namen in die Litteraturgeschichte ein («Zur Geschichte
und Litteratur», 1773 u. 1781). Von der Beliebtheit des Buches zeugt, außer zahlreichen Handschriften, der Umstand, daß einer der ältesten deutschen
Drucke (Bamb., Albr. Pfister, 1461, mit Holzschnitten) das Gedicht bietet. Neuere Ausgaben von Benecke (Berl. 1816) und Pfeiffer (Lpz. 1844):
Übersetzung in Auswahl von Oberbreyer (Staßf. 1880). – Vgl. Gottschick in «Zeitschrift für deutsche Philologie» (Bd. 7 u. 11).