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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bootschwanz; Bootsmann; Bopfingen; Bopp; Boppard

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Bootschwanz – Boppard

des Mersey und am Leeds-Liverpoolkanal, nördl. Vorstadt Liverpools (s. d.), enthält 150 ha der Liverpooler Docks und die Ladungsplätze der amerik. Dampfschiffe, hat (1891) 49217 E., Werften, Jutefabriken, Gießereien und Getreidemühlen.

Bootschwanz, s. Stärlinge.

Bootsmann, ein erfahrener Seemann, der hauptsächlich die Aufsicht über sämtliches Tauwerk auf dem Schiff führt, dessen Instandhaltung zu besorgen und alle dahin einschlagenden Arbeiten anzuordnen und zu überwachen hat. Auf Kriegsschiffen hat er den Rang eines Deckoffiziers (s. d.), der Oberbootsmann den eines Oberdeckoffiziers; auf Handelsschiffen rangiert er zwischen Steuerleuten und Matrosen.

Bopfingen, Stadt im Oberamt Neresheim des württemb. Jagstkreises, in 467 m Höhe, 16 km nördlich von Neresheim, an der zur Wörnitz gehenden Eger, im fruchtbaren Ries und am Fuße des Ipfberges, 650 m am steilen Abfalle des Härtfeldes, an der Linie Cannstatt-Grenze-Nördlingen der Württemb. Staatsbahnen, hat (1890) 1587 E., darunter 284 Katholiken, Post, Telegraph, Zollamt, Grenzsteueramt, alte zum Teil abgebrochene Stadtmauern, eine roman. Kirche zum heil. Blasius, im 13. Jahrh. erbaut, 1885 erneuert, mit Turm (1612), interessantem Flügelaltar (von F. Herlen, 1472) und Sakramentshäuschen (von H. Böblinger, 1510), eine Friedhof- (1617) und eine kath. Kirche (1885), Rathaus (1585), Realschule, evang. und kath. Volksschule; Rotgerbereien, Fabrikation von Lackleder und Leinen; Bierbrauerei und eine Messe (Ipfmesse, seit 1828). Im SO. der kegelförmige Schloßberg mit Ruinen einer im Dreißigjährigen Kriege zerstörten staufischen Burg. – B., zuerst als burgus B. 1188 genannt, war schon 1274 Reichsstadt, kam 1802 an Bayern. – Vgl. Richter, Zwei Schilderungen aus der Geschichte der ehemaligen Reichsstadt B. (Nördl. 1862); Schwab, Kurzer Abriß der Geschichte der ehemaligen Freien Reichsstadt B. (Bopfing. 1872).

Bopp, Franz, der Begründer der vergleichenden Sprachwissenschaft, geb. 14. Sept. 1791 zu Mainz, besuchte das Gymnasium zu Aschaffenburg, widmete sich in Paris und London dem Studium des Sanskrit und wurde in Berlin 1821 außerord., 1824 ord. Professor der orient. Litteratur und allgemeinen Sprachkunde. Nach einem Schlaganfall trat er 1864 in den Ruhestand und starb 23. Okt. 1867 in Berlin. Schon B.s erste Schrift («Über das Konjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griech., lat., pers. und german. Sprache», Frankf. a. M. 1816) war epochemachend. Die Verwandtschaft der auf dem Titel genannten Sprachen war bereits vor ihm bekannt, B. aber erhob die Sprachvergleichung zum Range einer Wissenschaft, indem er zur Grundlage der Vergleichung nicht den möglicherweise auch zufälligen Gleichklang der Worte wählte, sondern den gesamten Bau der Sprache, wie er sich namentlich in Flexion und Wortbildung zeigt, indem er ferner die Entstehung der grammatischen Formen erklärte und endgültig feststellte, daß Verwandtschaft von Sprachen nichts anderes bedeute als Ursprung dieser Sprachen aus einer gemeinsamen einheitlichen Ursprache. B.s Hauptwerk ist die «Vergleichende Grammatik des Sanskrit, Send, Armenischen, Griechischen, Lateinischen, Litauischen, Altslawischen, Gotischen und Deutschen» (6 Abteil., Berl. 1833‒52; 3. Aufl., 3 Bde., 1868‒71, nach B.s Tode vollendet). Mit diesem Werke erhob B. die vergleichende Grammatik der indogerman. Sprachen bereits auf eine hohe Stufe der Vollendung. Die Wirkung blieb nicht auf diese Sprachgruppe beschränkt, sondern B.s Methode mußte als einzig wissenschaftliche auf alle andern Sprachen Anwendung finden; so ward er der Begründer der gesamten modernen Sprachwissenschaft. Von B.s Schriften sind ferner hervorzuheben: Ausgaben einzelner Episoden aus dem großen ind. Epos «Mahâbhârata» («Nalus», Lond. 1819, mit lat. Übersetzung; 3. Aufl., Berl. 1868; deutsch, ebd. 1838; «Ardschunas Reise zu Indras Himmel», ebd. 1824; 2. Aufl. 1868; «Diluvium», ebd. 1829), «Ausführliches Lehrgebäude der Sanskrita-Sprache» (ebd. 1827), «Grammatica critica linguae Sanscritae» (2 Bde., ebd. 1832), «Kritische Grammatik der Sanskrita-Sprache in kürzerer Fassung» (ebd. 1834; 4. Aufl. 1868), «Glossarium Sanscritum» (ebd. 1830; 3. Aufl. 1867), «Die kelt. Sprachen in ihrem Verhältnisse zum Sanskrit u. s. w.» (ebd. 1839), «Über das Albanesische in seinen verwandtschaftlichen Beziehungen» (ebd. 1855), «Vergleichendes Accentuationssystem» (ebd. 1854). Bei der von seinen Schülern und Fachgenossen veranstalteten 50jährigen Jubelfeier der Begründung der vergleichenden Sprachwissenschaft (Mai 1866) wurde die Bopp-Stiftung in Berlin zur Förderung der sprachvergleichenden Studien gegründet. – Vgl. Kühn, Franz B. (in «Unsere Zeit», Neue Folge, Jahrg. 4, Bd. 1, Lpz. 1868); Lefmann, Franz B., sein Leben und seine Wissenschaft (1. Hälfte, Berl. 1891).

Boppard, Stadt im Kreis St. Goar des preuß. Reg.-Bez. Koblenz, am linken Rheinufer, 13 km unterhalb St. Goar an der Linie Köln-Bingerbrück der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 5610 (2494 männl., 3116 weibl.) E., darunter 847 Evangelische und 104 Israeliten, Post erster Klasse, Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Koblenz), Zoll-, Steueramt, Personendampferstation. Die spätromanische kath. Pfarrkirche ist im 12. Jahrh. erbaut, im 13. erneut, mit 2 viereckigen Türmen und sog. normann. Wölbung des Mittelschiffs; die got. Karmeliterkirche der Altkatholiken, 1318 erbaut, hat ein Marmorgrabmal der Frau Margareta von Eltz (gest. 1509), die heil. Dreifaltigkeit darstellend, geschnitzte Chorstühle aus dem 15. Jahrh.; die 1851 im altchristl. Basilikenstil erbaute evang. Kirche mit Turm ist 1887 erweitert; seit 1867 besteht eine Synagoge. Das St. Martinskloster außerhalb der Stadt ist seit 1857 Besserungsanstalt für verwahrloste Kinder evang. Konfession, und das vormalige Franziskanerkloster nebst Kirche 1856 zu einem kath. Lehrerseminar ausgebaut. Die großen Gebäude des ehemaligen Benediktiner-Frauenstifts Marienberg (30 m über dem Rhein) sind seit 1839 in eine Wasserheilanstalt verwandelt. B. hat ferner ein städtisches kath. Progymnasium, 1 königliches kath. Schullehrerseminar (192 Schüler), eine städtische simultane höhere Mädchenschule, kath. und evang. Volksschule; ein reiches Spital, Kreditverein, Gasanstalt, Schiffahrt, Obst- und Weinbau. Unter den Römern stand hier Baudobrica oder Bontobrica, und aufgefundene Steine deuten auf die Station der 13. röm. Legion. Die Verteidigungsmauer des Ortes, welche in einem länglichen Viereck (305 m und 153 m) die innere Stadt umschloß, war eine röm. Gußmauer aus der Zeit Valentinians Ⅰ. (um 370); es sind nur noch wenige Reste davon übrig; die äußere Ringmauer stammt aus dem Mittelalter. Im obern Teile der Stadt erkennt man