Booth
(spr. buhth), William, engl. Geistlicher, Stifter der
Heilsarmee
(s. d.), geb.
10. April 1829 in Nottingham, studierte Theologie und wurde schon im jugendlichen Alter Prediger
einer Methodistensekte, gab aber dies Amt 1861 auf, um sich ganz der
Heilsarmee zu widmen, in der er als «General» die unbeschränkte Obergewalt hat. Er giebt seit 1880
das Wochenblatt «The War Cry» heraus.
Von seinen Schriften ist hervorzuheben: «In darkest England and the way
out»
(Lond. 1890), worin ein ausführlicher Plan zur Rettung der
Verkommenen entwickelt wird. B. will zunächst Stadtkolonien in den größern Städten zur Aufnahme und
Beschäftigung der Arbeitslosen und zur «Bergung abgängiger
Haushaltungsgegenstände» gründen; dann in enger Verbindung damit Landkolonien zur Verwendung der in
den Stadtkolonien gesammelten Gegenstände und weitern Erziehung
der Teilnehmer; endlich überseeische Kolonien, die nur mit solchen Leuten zu besetzen wären, die
durch die Stadt- und Landkolonien hinreichende Vorbildung erlangt hätten. Die
Kosten aller dieser Einrichtungen schätzt B. auf 20 Mill. M.
Boothia Felix
(spr. buhthĭa fihlix), die am weitesten nach Norden (72° nördl. Br.)
reichende Halbinsel des nordamerik.
Kontinents, hängt mit diesem durch den niedrigen Boothia-Isthmus zusammen, wird im O. durch den
Boothia-Golf von Cockburnland, im N. durch die Bellotstraße von der Insel
Nordsomerset, im NW. durch die Franklinstraße von der Insel Prince-Wales-Land und im SW. durch die
Roßstraße von King-Williams-Land getrennt. John Roß entdeckte die
Halbinsel 1831 und benannte sie nach Sir Felix Booth, der die Kosten dieser Entdeckungsreise
bestritt. An der Westküste dieses Landes, bei Kap Adelaide, in 70° 5′ 17″ nördl. Br.
und in 96° 46′ 45″ westl. L. von Greenwich, fanden John Roß und sein Neffe James Roß den
magnetischen Nordpol.
Böotĭen
(grch. Boiotia, neugrch. Viotía
gesprochen), die
umfangreichste von den Landschaften Mittelgriechenlands, nimmt die ganze Breite des Landes
zwischen dem Golf von Korinth im S. und dem Sund von
Euböa
(s. d. und Euripos) im NO. ein, grenzt im W. an Phokis, im N. an das Land der
alten Opuntischen Lokrer, im S. an Megaris und
Attika. Der Hauptteil der Landschaft ist eine centrale, rings von Gebirgen umschlossene
Tiefebene, in die von NW. her durch eine Öffnung der Phokischen Gebirge der nicht
unbedeutende Kephisos, außerdem zahlreiche kleine Bäche von den Bergen herab einströmen, während
die Gewässer keinen oberirdischen Ausfluß aus dem Becken finden,
sondern nur durch unterirdische Schlünde (s.
Katabothren) entweichen können. Da dieser Abzug ein sehr unvollkommener ist und
außerdem die Katabothren sich häufig verstopfen, so stauen sich die Gewässer zu einem Sumpfsee (Kopaïs, s. d.) von sehr wechselndem
Wasserstande auf, der im Winter weite Strecken bedeckt, die im Sommer trocken liegen und
angebaut werden. Der See übt einen üblen Einfluß auf das Klima des ganzen Landes
aus, indem er häufig Fieber erzeugt und die Luft dumpf und schwer macht, ein Umstand, aus dem
man im Altertum den Mangel an feinem Sinn und den Hang zur Schwelgerei
herleitete, welche den Böotern besonders ihre Nachbarn, die Athener, zum Vorwurf machten. Das
Tiefland wird im SW. vom Korinthischen Golf abgeschlossen durch das
↔
Helikongebirge, im NO. von dem Euböischen Sund durch ein langgestrecktes Bergland ohne
einheitliche Benennung, die Fortsetzung des Knemis
(Teumessos, Hypaton, Messapion, Ptoon u. s. w.). Den südl. Abschluß bildet eine niedrige
Hügelkette, auf der die natürliche Hauptstadt des Landes, Theben, liegt; diese Hügel
trennen das Kopaïsbecken von dem südlichsten Teile B.s, der wellenförmigen Ebene des Flusses
Asopos, welche im S. an das attische Grenzgebirge (Kithäron und Parnes)
stößt. An dem westl. Rande dieser Ebenen lag die Stadt Platää.
Die ältesten Bewohner der Landschaft gehörten dem pelasgischen und dem lelegischen Volksstamm
an. Später (nach der gewöhnlichen Chronologie 60 Jahre nach der
Zerstörung von Troja) wanderten aus Thessalien die äol. Böoter
ein, die sich allmählich die ganze Landschaft unterwarfen und ihr ihren Namen
gaben: nur das Reich der gleichfalls aus Thessalien stammenden Minyer, dessen Mittelpunkt
Orchomenos war, erhielt sich noch eine längere Zeit selbständig. Platää besaß
wahrscheinlich ion. Bevölkerung. In der histor. Zeit waren die selbständigen Städte der
Landschaft (ursprünglich wahrscheinlich 13, später 7) zu einem Bunde vereinigt, dessen
Vorort Theben, dessen Bundesheiligtum der Tempel der Athene bei Koronea (an der Südwestküste der
Kopaïs) war. An der Spitze der vollstreckenden Gewalt standen die immer
auf ein Jahr erwählten, aber nach Ablauf desselben wieder wählbaren
Böotarchen, von denen Theben zwei, die übrigen Bundesglieder je
einen ernannten; die höchste beschließende Gewalt lag in den Händen von vier Ratskollegien. Vgl.
Franke, Der Böotische Bund (Wism. 1843). In den Perserkriegen standen die
Böotier auf seiten der Feinde Griechenlands; im Peloponnesischen Kriege schlossen sie sich den
Spartanern an. Den größten Aufschwung erhielt B. unter
Epaminondas
(s. d.) und Pelopidas (s. d.) 371–362. Auch unter der macedon. Herrschaft
bestand der Bund wenigstens der Form nach
fort, wurde zwar von den Römern nach der Zerstörung Korinths (146 v. Chr.) aufgehoben, aber bald
wieder erneuert, und erhielt sich noch, wenn auch ohne polit. Bedeutung, bis in
die spätere röm. Kaiserzeit. Von Dichtern, die B. hervorgebracht hat, sind besonders Hesiod,
Pindar und Korinna, von Geschichtschreibern Plutarch zu nennen. Von Künsten wurde
die Flötenmusik, die Malerei und die Gymnastik eifrig gepflegt. Im Mittelalter und unter türk.
Herrschaft war, anstatt des sehr herabgekommenen Theben,
Livadia
(altgrch. Lebádeia, mit einem berühmten Orakel des
Trophonios, westlich von der Kopaïs) der
Hauptort von B., das gewöhnlich auch mit dem Namen dieser Stadt bezeichnet ward.
Im jetzigen Königreich Hellas bildet B. einen Teil des Nomos
Attikoviotias
(Attika und Böotien, s. Attika) und ist in zwei
Eparchien (Bezirke) geteilt: eine östlichere mit Theben (Thivä) und eine westlichere mit Livadia
als Hauptort; erstere zählte (1879) 23358, letztere 20668 E. Die Bevölkerung, im
östlichern Teile der Landschaft größtenteils albanes. Abstammung, beschäftigt sich hauptsächlich
mit Getreide- und Weinbau, im SW. (dem Gebiete des Helikon) mit Viehzucht. In
den Hügeln bei Theben findet sich Meerschaum, der von den Türken eifrig ausgebeutet worden ist.
– Vgl. Bursian, Geographie von Griechenland, Bd. 1 (Lpz. 1862).