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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Börserat; Borshom; Borsig

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Börserat - Borsig

vorerwähnte "Archiv"); das "Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und die verwandten Geschäftszweige" (seit 1834); das jährlich erscheinende "Adreßbuch des Deutschen Buchhandels", begründet von O. A. Schulz, 1888 vom B. angekauft.

Die Geschichte des B. hängt eng mit der Geschichte des deutschen Buchhandels (s. d.) zusammen, seitdem Leipzig dessen Centralplatz geworden war. Die ersten genossenschaftlichen Bestrebungen, die schließlich zur Gründung des B. führten, finden sich schon Ende des 18. Jahrh. Ph. E. Reich (Mitbesitzer der Firma Weidmanns Erben u. Reich) in Leipzig gründete 1765 eine "Buchhandlungs-Gesellschaft", welche die Bekämpfung des Nachdrucks zum Zweck hatte, aber eigentlich nur eine Schöpfung im einseitigen Lokal- und Privatinteresse war. Aus diesem Grunde zerfiel die aus 56 Mitgliedern bestehende Gesellschaft nach kaum einjähriger Existenz. Einige Jahrzehnte später, 1792, wurden auf Vorschlag von P. G. Kummer in Leipzig die Meßabrechnungen, welche bis dahin in den einzelnen Buchhändlergewölben vorgenommen wurden, in ein einziges Lokal, das Richtersche Kaffeehaus, verlegt. Da aber dieses Haus zu einem Privathause umgewandelt wurde, so hörte schon 2 Jahre später die gemeinsame Abrechnung auf und es blieb beim alten bis 1797, wo C. Ch. Horvath aus Potsdam das während der Meßzeit nicht benutzte Auditorium theologicum in der Universität mietete und dasselbe als gemeinsames Abrechnungslokal seinen Kollegen zur Verfügung stellte. Hier wurden unter Horvaths Vorsitz die Abrechnungen ununterbrochen 27 Jahre lang vorgenommen. Aus diesem gemeinsamen Verkehr auf der Börse, wie man das Abrechnungslokal nannte, gingen weitere organisatorische Bestrebungen hervor. In der Ostermesse 1802 brachte Horvath verschiedene Vorschläge, darunter einen zur Bildung eines Ausschusses, der streitige Fragen entscheiden sollte, zur Beratung; 1804 regten derselbe und G. Joach. Göschen von Leipzig zur Abschaffung geschäftlicher Mißbräuche einen "Vertrag der Buchhändler über einige Gegenstände ihres Handels" an. Doch ohne großen Erfolg; denn die schlimmen Zeitverhältnisse, der Druck der Napoleonischen Herrschaft, welche den Nürnberger Buchhändler Palm erschießen und R. Z. Becker (von Gotha) einkerkern ließ, konnte nur lähmend auf den Verkehr einwirken. Erst nach dem zweiten Pariser Frieden 1815 begann sich der Buchhandel wieder zu heben; aber der von Napoleon ausgestreute Same des Mißtrauens gegen den Buchhandel hatte auch in Deutschland Wurzel gefaßt, und lästige Censurvorschriften erschwerten den Betrieb. Bereits 1814 wurde von den zur Ostermesse versammelten Buchhändlern eine Deputation gewählt, die beim Wiener Kongreß für geordnete litterar. Rechtszustände eintreten sollte; ihr Erfolg war ein Versprechen, das lange nicht erfüllt wurde. Drei Jahre später wurde ein über ganz Deutschland ausgedehnter Verein gestiftet, welcher von einem aus allen Provinzen zusammengesetzten Wahlausschuß von Leipzig aus geleitet wurde und den Zweck hatte, auf die litterar. Gesetzgebung einzuwirken. Auch dieser hatte keinen Erfolg, erst ein 8 Jahre später gegründeter Verein war von Bestand. In der Ostermesse 1824 hatte Dr. Friedr. Campe von Nürnberg in Verbindung mit Horvath von Potsdam und B. F. Voigt von Weimar die Anregung gegeben, die Börse, die bisher als Privatunternehmen bestanden hatte, zu einer öffentlichen Angelegenheit zu machen. Der Vorschlag fand allgemeinen Beifall, und so trat 30. April 1825 der Börsenverein ins Leben. - Vgl. Frommann, Geschichte des B. (Lpz. 1875); Das alte und neue Buchhändlerheim (ebd. 1888).

Börserat, s. Börse (S. 325 d).

Borshom, Badeort im Kreis Gori des Gouvernements Tiflis in Russisch-Transkaukasien, 150 km westlich von Tiflis, in 845 m Höhe, in einer Schlucht des Flusses Kura, hat Post, zwei stark alkalische Quellen, ähnlich denen von Vichy, und einen Landsitz des Großfürsten Michael Nikolajewitsch.

Borsig, Joh. Karl Friedr. Aug., Industrieller, geb. 23. Juni 1804 zu Breslau, woselbst der Vater Zimmermann war, bildete sich bis zum 17. Jahre durch theoretische Studien für das Baufach aus, trieb es dann einige Jahre praktisch und wurde 1823 zu seiner fernern Ausbildung auf das königl. Gewerbeinstitut zu Berlin gesandt, wo er bis zum Herbst 1825 blieb. Er trat dann in die Werkstatt der Maschinenbauanstalt von F. A. Egells in Berlin ein und übernahm die Leitung der mit jener Anstalt verbundenen Neuen Berliner Eisengießerei, die er bis 1836 führte. 1837 errichtete er selbst eine Maschinenbauanstalt dicht vor dem Oranienburger Thore zu Berlin, die bei ihrer Eröffnung ungefähr 50 Arbeiter, 1847 bereits an 1200 und 1864 an 1800 beschäftigte. In der B.schen Anstalt wurden vorzugsweise die größten Eisenarbeiten ausgeführt, die im Bauwesen und insbesondere im Eisenbahnbaufache in Preußen erforderlich waren. Namentlich beschäftigte sich dieselbe mit dem Bau von Lokomotiven. Am 25. März 1854 wurde die Vollendung der 500. und bereits 21. Aug. 1858 die der 1000. Lokomotive gefeiert. Außer allen übrigen zum Bau und Betriebe der Eisenbahnen nötigen Maschinen und Einrichtungen lieferte das Etablissement 1856 auch die sämtlichen großen Dampfmaschinen für die Berliner Wasserwerke und 1860 acht Paar Schiffsdampfmaschinen für die Kanonenboote der preuß. Marine. Zur Deckung des großen Eisenbedarfs wurde ein eigenes großes Eisenwerk in Moabit bei Berlin angelegt und 1850 eröffnet. Seit Herbst 1850 ging auch die zu Moabit belegene, früher der Seehandlungssocietät gehörige Maschinenbauanstalt und Eisengießerei durch Kauf an B. über, die namentlich Dampfmaschinen und Dampfkessel sowie auch die verschiedensten industriellen Anlagen baut und gegen 600 Arbeiter beschäftigt. B. starb 6. Juli 1854 zu Berlin, nachdem er einige Jahre vorher den Titel eines Geh. Kommerzienrats erhalten. Die Leitung der sämtlichen Etablissements ging hierauf an dessen einzigen Sohn, August Julius Albert B., geb. 7. März 1829 in Berlin, über. Er baute nicht nur das Stammwerk zu Berlin in der Chausseestraße, sondern auch einen Teil des Moabiter Eisenwerks für den Lokomotivbau in großartigem Maßstabe um. Beide Werke waren, nachdem in Moabit die Lokomotivkesselwerkstatt und Schmiede errichtet wurde, im stande, bei einer Arbeiterzahl von 3000, 200-250 Lokomotiven jährlich herzustellen; 1875 wurde bereits die Nummer 3500 vollendet. Um sich das Rohmaterial, als Kohlen, Roheisen, Schmiedeeisen, Stahl u. s. w., billiger herzustellen, ließ B. das Walzwerk in Moabit eingehen und schuf 1862 das Borsigwerk in Oberschlesien, zwischen Gleiwitz und Beuthen gelegen, und vergrößerte dieses seitdem so, daß dort 4-500 000 Ctr. Eisen und Stahl jährlich angefertigt werden. Dasselbe hat mehrere