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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Böschungsmaßstab; Böschungsmauer; Böschungswinkel; Bosco; Boscoreale; Boscotrecase; Boscovich; Bose; Böse

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Böschungsmaßstab - Böse

schiedenen sog. natürlichen Böschungswinkel (d. i. der Winkel, nach dem die locker aufgeschüttete Masse von selbst abfällt) besitzen. Durch Aufschüttung loser Erdmassen gebildete B. erhalten meist auf 1 m Höhe 1,5 m Breite. Man nannte das früher eine anderthalbfüßige B., jetzt pflegt man es eine B. mit anderthalbfacher Anlage zu nennen. Wenn der Winkel der Abflachung 45 Grad beträgt, so sagt man, eine solche B. hat ganze (1/1) Anlage; bei größerm spricht man von steiler (½, ⅓, ¼); bei kleinerm Winkel von flacher (2/1, 3/1) Anlage. Im Festungsbau erhalten gewöhnlich die der Geschoßwirkung ausgesetzten äußern B. ganze oder flache, die innern der bessern Deckung wegen steile Anlage. Die innere B. eines Grabens wird Eskarpe, die äußere Kontereskarpe genannt. Die losen Erdböschungen werden mit Mutterboden 20 cm stark bedeckt und angesamt oder mit Rasen belegt. Soll eine B. aus loser Erde steiler als gewöhnlich werden, dann belegt man sie mit Kopfrasen, d. h. mit Rasentafeln, die nicht flach auf der B., sondern senkrecht zu derselben gelegt werden, oder mit einer Abpflasterung oder einer Steinpackung größerer Stücke (Steinbekleidung), mit oder ohne Verwendung von Mörtel (vgl. Erddruckmauer).

Unter Wasser liegende B. werden stets flacher gelegt, auch ist durch Befestigung ihres Fußes und Bepflanzung des vom Wasser berührten Teiles mit Weiden der Abspülung oder Unterwaschung entgegenzuarbeiten.

Böschungsmaßstab, s. Terrainzeichnung.

Böschungsmauer, s. Erddruckmauer.

Böschungswinkel, s. Terrainzeichnung; natürlicher B., s. Böschung.

Bosco, Bartolommeo, Taschenspieler, geb. 7. Jan. 1793 in Turin, machte 1812 im franz. Heere den Feldzug nach Rußland mit, wurde kriegsgefangen und nach Sibirien gebracht, wo er durch seine Zauberkünste Aufsehen erregte. 1814 ausgewechselt, durchreiste er 18 Jahre lang in Ausübung seiner Künste Europa und einen Teil des Orients. Er starb 6. März 1863 in Gruna bei Dresden. - Sein Sohn Carlo war ebenfalls ein bedeutender Taschenspieler.

Boscoreale, Stadt im Kreis Castellammare di Stabia der ital. Provinz Neapel, am südöstl. Fuße des Vesuvs, an der Linie Cancello-Castellammare-Torre-Annunciata-Gragnano des Mittelmeernetzes, hat (1881) 5697, als Gemeinde 8756 E. und Post.

Boscotrecase, Ort im Kreis Castellammare di Stabia der ital. Provinz Neapel, am Südabhang des Vesuvs, hat (1881) 5132, als Gemeinde 9732 E., Post und Telegraph. 1631 hatte es schwer von Erdstößen und Aschenregen zu leiden.

Boscovich (spr. -witsch), Roger Jos., Mathematiker und Astronom, geb. 18. Mai 1711 zu Ragusa, trat frühzeitig in den Jesuitenorden und wurde 1740 zum Lehrer der Mathematik und Philosophie am Collegium Romanum ernannt. Im Auftrage des Papstes maß er 1750-53 im Kirchenstaate einen Grad des Meridians. Seit 1760 bereiste B. England und Frankreich, die Türkei, die Donauländer, Polen, kehrte dann über Deutschland nach Italien zurück, erhielt 1764 eine Professur in Pavia, ging aber bald nach Paris. Später lehrte er in Mailand und betrieb die Errichtung der Sternwarte bei dem Brera-Kollegium, zum Teil auf eigene Kosten. Nach Auflösung des Jesuitenordens 1773 ging er nach Paris und erhielt vom Könige ein Jahrgeld von 8000 Livres und den Titel eines Direktors der Optik bei der Marine. Doch fand er sich bald durch Anfeindungen d'Alemberts und anderer franz. Gelehrten bewogen, sein Amt niederzulegen. B. wandte sich nun nach Bassano, wo er die Ausgabe seiner Werke besorgte, zog sich dann nach Mailand zurück, verfiel in Wahnsinn und starb 12. Febr. 1787. Im Brera-Palast wurde ihm ein Denkmal errichtet. Unter seinen zahlreichen Werken (5 Bde., Bassano 1785) ist die Schrift "De expedition ad dimetiendos duos meridiani gradus" (mit P. Maire, Rom 1755; französisch mit Zusätzen des Verfassers, Par. 1770) bemerkenswert. Einen Teil seiner Reise beschrieb er in "Journal d'un voyage de Constantinople et Pologne" (Par. 1772; italienisch, Bassano 1784; deutsch, Lpz. 1779). B. war auch Dichter und verfaßte ein Lehrgedicht "De solis et lunae defectibus" (Lond. 1764; französisch vom Abbé de Barruel, Par. 1779).

Bose, Jul. Friedr. Wilh., Graf von, preuß. General der Infanterie, geb. 12. Sept. 1809 zu Sangerhausen, war von 1821 ab Page am Hofe zu Weimar, trat 1826 in das preuß. 26. Infanterieregiment ein, wurde 1829 Offizier und besuchte 1832-35 die Allgemeine Kriegsschule. 1835-52 wurde B. als Adjutant, zuletzt im Generalkommando des 4. Armeekorps, verwendet, war dann nahezu ein Jahr Compagniechef im 27. Infanterieregiment, wurde 1853 als Major in den Generalstab versetzt und 1858 Chef des Generalstabes des 4. Armeekorps. Nachdem er seit 1860 als Oberst das hohenzoll. Füsilierregiment Nr. 40 befehligt hatte, wurde er 1861 in das Kriegsministerium berufen und vertrat bei den Landtagsverhandlungen als Kommissar mit Energie die Regierung. 1864 Generalmajor, führte er die 15. Infanteriebrigade im Kriege von 1866 ruhmvoll. Er siegte 26. Juni im Nachtgefecht bei Podol, wo er, ein Gewehr in der Hand, zu Fuß seinen Truppen zum Sturme voranschritt. Ebenso nahm er mit Auszeichnung an den Schlachten und Gefechten bei Münchengrätz, Königgrätz, Göding, Holitsch und besonders bei Blumenau (s. d.) teil. Nach dem Frieden wurde B. zum Generallieutenant und Commandeur der 20. Division in Hannover befördert. Beim Ausbruche des Krieges gegen Frankreich 1870 erfolgte, mit Übergehung von 14 ältern Generalen, seine Ernennung zum kommandierenden General des 11. Armeekorps. B. wurde jedoch in der Schlacht bei Wörth 6. Aug. zweimal verwundet, sodaß er das Kommando abgeben mußte und erst 1871 wieder an die Spitze seines Korps treten konnte. 1873 wurde B. zum General der Infanterie ernannt und einem Fort der Festung Straßburg sein Name beigelegt; 1876 erhielt er den Schwarzen Adlerorden und 6. April 1880 wurde er unter Erhebung in den Grafenstand zur Disposition gestellt; er lebt in Magdeburg.

Böse ist der Gegensatz von gut (s. d.) und nimmt an allen Schwankungen des letztern Begriffs teil; doch hat der Ausdruck vorzugsweise sittliche Bedeutung. Danach heißt böse allgemein die Handlung, die dem Sittengesetz zuwiderläuft, vorausgesetzt, daß der Handelnde dasselbe an sich wohl kennt und in seiner Gültigkeit anerkennt. Das Wesen des Bösen ist daher eigentlich die Lüge, nämlich die innere Unwahrhaftigkeit, daß man von der sittlichen Forderung, deren Recht im allgemeinen man eingestehen muß, doch sich für seine Person, soweit man es für vorteilhaft hält, entbindet. Daher unterscheidet man Bosheit von bloßer Schwäche so, daß der Böse sich die Nichtbefolgung des Grundsatzes der Sittlichkeit sozu-^[folgende Seite]