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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bouet-Willaumez; Bouffé; Boufflers; Bouffon; Bougainville

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Bouet-Willaumez - Bougainville (Insel)

Deutschland und die Kronländer der Österreichischen Monarchie, Italien und die Türkei. Später siedelte er nach Wien über, wo er 22. Nov. 1881 starb. Er schrieb: "Essai géologique sur l'Ecosse" (Par. 1820), das "Mémoire géologique sur l'Allemagne" (ebd. 1823; deutsch von Leonhard, Frankf. a. M. 1829), vor allem aber "La Turquie d'Europe" (4 Bde., Par. 1840), "Recueil d'itinéraires dans la Turquie d'Europe" (2 Bde., Wien 1850) und "Guide du géologue-voyageur" (2 Bde., Par. 1836). Seit 1848 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien, veröffentlichte er in den "Sitzungsberichten" und "Denkschriften" derselben Monographien, teils zur Kunde der geognost. Verhältnisse des österr. Kaiserstaates, teils über vulkanische und meteorolog. Erscheinungen.

Bouet-Willaumez (spr. bueh' wijoméß), Louis Edouard, Graf, franz. Admiral, geb. 24. April 1808, trat 1823 in die Seeschule ein, wurde 1829 Schiffsfähnrich und 1835 Schiffslieutenant. Als solcher erhielt er 1838 den Auftrag, die afrik. Westküste zu untersuchen und zu vermessen, worüber er in der "Description nautique des côtes comprises entre le Sénégal et l'equateur" (Par. 1849) Bericht erstattete. Er war von 1842 bis 1844 Gouverneur der franz. Besitzungen am Senegal, kehrte 1844 nach Frankreich zurück, wurde Schiffskapitän und wohnte der Einnahme von Mogador bei. 1845 vertrat er Frankreich in London bei den Verhandlungen über das Revisionsrecht auf See (zur Unterdrückung des Sklavenhandels). Von 1848 bis 1850 war er wieder in Westafrika. 1854 zum Konteradmiral ernannt, nahm B. als Chef des Generalstabes Anteil an der Expedition nach der Krim und bearbeitete den Plan zur Landung, sowie zum Bombardement von Sewastopol, wurde 1860 zum Viceadmiral und 1865 zum Admiral und Senator ernannt. Vor Venedig kommandierte er 1866 das Angriffsgeschwader. Beim Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 und 1871 erhielt B. den Oberbefehl über die nach der Ostsee entsandte Flotte. Eine Landung kam nicht zur Ausführung, da das Landungskorps in Frankreich selbst gebraucht wurde, auch konnte B. wegen Mangels von kleinen Schiffen später nichts in der Ostsee unternehmen. Er starb 9. Sept. 1871 in Maison-Lafitte bei Paris. Von ihm erschienen: "Commerce et traite des noirs aux côtes occidentales d'Afrique" (Par. 1848), "Campagnes aux côtes occidentales d'Afrique" (ebd. 1850), "La flotte française et les colonies en 1852" (ebd. 1855), "Batailles de terre et de mer" (ebd. 1855), "Tactique supplémentaire à l'usage d'une flotte cuirassée" (ebd. 1864) u. a.

Bouffé (spr. buffeh), Marie, franz. Schauspieler, geb. 4. Sept. 1800 zu Paris, war Graveur und Goldarbeiter, betrat die Bühne im Panorama dramatique, kam dann zum Gaitétheater, 1827 an die Nouveautés und 1831 an das Gymnase, wo er außerordentliche Erfolge feierte, 1845 an das Théatre des Variétés, wo er unter großem Beifall spielte. Er zog sich 1864 nach Auteuil zurück und starb 27. Okt. 1888 zu Paris. B. war einer der ausdrucksvollsten franz. Schauspieler, ein Stern des Vaudevilles, obgleich ihn weder Gestalt noch Organ unterstützten. - Vgl. B.s "Mes souveniers 1800-80" (Par. 1880).

Boufflers (spr. bufflähr), Louis François, Herzog von, franz. Marschall, geb. 10. Jan. 1644, stammte aus einem der edelsten Geschlechter der Picardie, trat 1662 in das Regiment der Garden und machte in den Kriegen Ludwigs XIV. sehr schnell Carriere, indem er mit Auszeichnung in Deutschland, den Niederlanden und an der span. Grenze focht. 1693 erhielt er den Marschallsstab. Berühmt sind seine Verteidigungen von Namur (s. d.) 1695 und von Lille 1708. Zum Herzog und Pair von Frankreich ernannt, leitete er nach der Niederlage von Malplaquet 1709 den Rückzug der franz. Armee. Er starb 20. Aug. 1711 zu Fontainebleau.

Sein Sohn, Joseph Marie, Herzog von B., ebenfalls verdienter Offizier, geb. 22. Mai 1706, starb 2. Juli 1747 zu Genua während des Österreichischen Erbfolgekrieges, in dem er ausgezeichnete Dienste geleistet.- Vgl. besonders Rousset, Histoire de Louvois (4 Bde., 3. Aufl. 1864), und Noorden, Europ. Geschichte, 3. Bd. (Lpz. 1882).

Boufflers (spr. bufflähr), Stanislas, Marquis de, franz. Schriftsteller, geb. 31. Mai 1738 in Nancy, Sohn von Cathérine de Beauvau-Craon, Marquise von B. (gest. 1787 in Paris), der als "Dame de Volupté" gefeierten Geliebten des Königs Stanislaus von Polen. Er wurde zum Geistlichen aus dem Seminar St. Sulpice vorgebildet und verfaßte hier seine bekannteste Erzählung "Aline, reine de Golconde" (1761), wofür ihn König Stanislaus mit einer Pfründe von 40 000 Livres Rente belohnte. Den Abbékragen vertauschte B. mit dem Kreuz des Malteserritters, trat in franz. Militärdienst und erreichte den Grad des Obersten und Maréchal de Camp. Unterdessen erwarb er sich durch Verserzählungen, erotische Gesellschaftspoesien und Gelegenheitslieder im echten Rokokostil den Beifall der Zeitgenossen und das Lob Voltaires. Den Besuch, den er diesem abstattete, schildert er in den "Lettres du chevalier de B. à sa mère sur son voyage en Suisse" (1770). Als B. am franz. Hof in Ungnade fiel, wurde er als Gouverneur an den Senegal geschickt. Nach der Rückkehr wurde er Mitglied der Akademie und 1789 Deputierter in der Nationalversammlung, wanderte jedoch 1792 aus und fand gastfreie Aufnahme am Hofe Friedrich Wilhelms II. Er vermählte sich mit Madame de Sabran, kehrte 1800 nach Frankreich zurück und wurde Mitglied des Instituts. Doch wollte es ihm sonst unter dem Kaiserreich nicht glücken, obgleich er am Hofe der Prinzessin Elisa Aufnahme fand und den jungen Prinzen Jérome besang. Er starb als Konservator der Bibliothèque Mazarine 18. Jan. 1815. Seine "Œvres complètes" erschienen in 2 Bdn. Par. 1813; in 4 Bdn. 1817, seine "Contes en vers et contes en prose" ebd. 1878.

Bouffon (frz., spr. buffóng), Possenreißer; Bouffonerie (spr. buffonn'rih), Possenreißerei.

Bougainville (spr. bugängwíl), die größte und am höchsten aufsteigende Insel des Salomon-Archipels im Großen Ocean, 6° südl. Br. und 155° östl. L. von Greenwich, steht seit dem 6. April 1886 zwischen dem Deutschen Reiche und Großbritannien zu Berlin abgeschlossenen Übereinkommen unter deutschem Schutz und unter der Verwaltung der Neuguinea-Compagnie. Die (mit Buka) etwa 10 000 qkm große Insel erstreckt sich von Nordwest nach Südost, ist fruchtbar, dicht bewaldet und dicht bevölkert; von der nördlich gelegenen Insel Buka ist sie durch die Bukastraße, von der ebenfalls deutschen Insel Choiseul im Süden durch die Bougainvillestraße geschieden; die Südwestküste besitzt den sichern Gazellehafen, die Ostküste ist niedrig, während die Westküste durch vorgelagerte Riffs der Schiffahrt sehr gefährlich ist. Im Balbi-^[folgende Seite]